Zusammenfassung
Basierend auf einer Untersuchung der ökologischen und archäologischen Hinterlassenschaften für Jæren, Südwest-Norwegen, wird vorgeschlagen, dass der Übergang zu einer agrar-pastoralen Wirtschaft und Gesellschaft am Übergang vom mittleren zum späten Neolithikum (2400–2350 v. Chr.) erfolgte und es in Folge zu einer raschen Strukturierung der besiedelten Kulturlandschaften kam. In den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten entwickelte sich die Gesellschaft auf dieser Basis fort.
>Eines der charakteristischen Merkmale der damaligen Landschaften ist, dass diese umfassend in das soziale und rituelle Leben integriert wurden, was auf lokaler Ebene zu einer Zonierung der Landschaft mit jeweils deutlichen Unterschieden in den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Ausdrucksformen führte. In den offenen, gras- und heidedominierten Küstenzonen manifestiert sich der Befund auf monumentaler und ritueller Ebene, während geeignete quartäre Lagerstätten als Zonen unterschiedlich intensiven Getreideanbaus genutzt wurden. Die beschriebenen Landschaften entwickelten sich als Reaktion auf eine nachhaltige Wirtschaftspraxis, die eine kontinuierliche Ausweitung der Beweidung, eine Intensivierung der Getreideproduktion und den Zugang zu Kommunikationswegen umfasste. Unterschiede im Nutzungsdruck, in der Produktion und in der Wirtschaftsstrategie spiegeln eine Reihe von Umweltparametern wider.
Somit korrelieren die Aktivitätszonen weitgehend mit physikalischen Eigenschaften der Landschaft, was offensichtlich sowohl einen adaptiven Aspekt in der Wirtschaft als auch Muster einer umfassenden Ressourcenausnutzung der Zonen widerspiegelt, etwa in der Kombination von Getreideproduktion, Wanderweidewirtschaft, Jagd und Zugang zu maritimen Engstellen.
Zur Interpretation schlagen die Autoren ein Modell sozialer und wirtschaftlicher Organisationen und Interaktionen in der Region Jæren vor, basierend auf den Verteilungen mehrerer Kategorien archäologischer Funde. Das Modell präsentiert eine Reihe voneinander abhängiger Zonen innerhalb einer einheitlichen, aber diversifizierten Wirtschaft mit Querschnittsaktivitäten und Mobilitätsmustern. Der präsentierte Ansatz stellt eine Alternative zu bestehenden Hierarchiemodellen innerhalb begrenzter Gebiete dar. Die Landschaftszonierung in Jæren ähnelt jener in Westskandinavien, einschließlich Jütlands, Dänemark. Aus diesem Grund war die Einführung einer subsistenzorientierten, Feldbau und Weidewirtschaft kombinierenden Landwirtschaft in Jæren von externen Impulsen abhängig.