Die körperliche Untersuchung des «unkooperativen» älteren Patienten

Praxis ◽  
2018 ◽  
Vol 107 (19) ◽  
pp. 1021-1030 ◽  
Author(s):  
Mathias Schlögl ◽  
Simeon Schietzel ◽  
Roland Kunz ◽  
Egemen Savaskan ◽  
Reto W. Kressig ◽  
...  

Zusammenfassung. Die körperliche Untersuchung unkooperativer älterer Patienten stellt Ärzte in der Praxis, im Spital oder im Pflegeheim regelmässig vor grosse Herausforderungen. Der Mangel an Kooperation selbst kann dabei ein wichtiger Hinweis auf eine unterliegende medizinische Problematik sein. Wichtige Elemente, um die Kooperation des Patienten zu verbessern, beinhalten das Sicherstellen von Grundbedürfnissen, ausreichend Zeit und Geduld, eine adäquate Kommunikation sowie eine gute Zusammenarbeit mit den Angehörigen und den anderen medizinischen Fachpersonen. Eine gezielte klinische Beobachtung sowie das Denken in geriatrischen Syndromen und Bedürfnissen kann helfen, körperliche Befunde trotz eingeschränkter Kooperation zu erheben. Pathologische Befunde sind dabei Indikatoren für gestörte Organ- und Funktionssysteme und müssen unbedingt durch eine Detailuntersuchung ergänzt werden.

Author(s):  
A. von Gontard ◽  
F. Güls ◽  
G. Lehmkuhl

Zusammenfassung: Enuresis und funktionelle Harninkontinenz sind klinisch und pathophysiologisch heterogene Störungen, die sich bezüglich der Urodynamik, d.h. der Funktion und Dysfunktion des Harntraktes unterscheiden. Neben allgemeinen Maßnahmen wie Anamnese, körperliche Untersuchung, Urinscreening, Miktionsfragebogen und ein 24-Stunden-Protokoll, spielen die nicht-invasiven Methoden der Uroflowmetrie mit Beckenboden-EMG und Ultraschall in der Diagnostik und Therapie eine wichtige Rolle. Pathologische Befunde finden sich in epidemiologischen und klinischen Studien besonders bei tags Einnässenden und nächtlichen Enuretikern mit zusätzlichen Miktionsauffälligkeiten. Diese Gruppe benötigt eine besonders sorgfältige Diagnostik, insbesondere Kinder mit einer Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination, die mit einem Uroflow-Biofeedback effektiv behandelt werden kann. Die Relevanz dieser Methoden für die Kinder- und Jugendpsychiatrie wird diskutiert mit Empfehlungen für die Praxis.


2018 ◽  
Vol 75 (5) ◽  
pp. 316-328
Author(s):  
Christian Ansprenger ◽  
Emanuel Burri

Zusammenfassung. Die Diagnose und auch die Überwachung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ruht auf mehreren Säulen: Anamnese, körperliche Untersuchung, Laborwerte (im Blut und Stuhl), Endoskopie, Histologie und Bildgebung. Die Diagnose kann nicht anhand eines einzelnen Befundes gestellt werden. In den letzten Jahren hat sich das Therapieziel weg von klinischen Endpunkten hin zu endoskopischen und sogar histologischen Endpunkten entwickelt. Für einige dieser neuen Therapieziele existiert allerdings noch keine allgemein gültige Definition. Regelmässige Endoskopien werden von Patienten schlecht toleriert, weshalb Surrogat-Marker wie Calprotectin untersucht wurden und eine gute Korrelation mit der mukosalen Entzündungsaktivität nachgewiesen werden konnte. Entsprechend zeigte sich bei Morbus Crohn eine Algorithmus-basierte Therapiesteuerung – unter anderem basierend auf Calprotectin – einer konventionellen Therapiesteuerung überlegen. Die Überwachung der medikamentösen Therapie («Therapeutic Drug Monitoring» [TDM]) ist ein zweites Standbein des Monitoring von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Mit zunehmendem Einsatz vor allem der Biologika-Therapien wurden sowohl reaktives TDM (in Patienten mit klinischem Rezidiv) als auch proaktives TDM (in Patienten in Remission / stabiler Erkrankung) untersucht und haben (teilweise) Eingang in aktuelle Richtlinien gefunden. Zukünftige Studien werden die vorgeschlagenen Therapieziele besser definieren und den Nutzen der medikamentösen Therapieüberwachung auf den Krankheitsverlauf weiter untersuchen müssen.


2014 ◽  
Vol 71 (3) ◽  
pp. 135-139 ◽  
Author(s):  
Christian Löser

Mangelernährung ist ein hochrelevanter unabhängiger klinischer Risiko- und signifikanter Kostenfaktor mit wissenschaftlich überzeugend belegten klinischen Folgen. Die Ursachen für das Auftreten einer Mangelernährung sind komplex und in der Regel multifaktoriell und beinhalten neben einer Vielzahl unterschiedlicher medizinischer Faktoren sehr häufig auch nicht medizinische Gründe, wie soziale Isolation, die Unfähigkeit, sich selbständig gesundes Essen zu beschaffen und zuzubereiten sowie Armut. Die Entwicklung einer klinisch relevanten Mangelernährung äußert sich neben einem Gewichtsverlust in einer Vielzahl unspezifischer und spezifischer körperlicher Symptome und Beschwerden und im Einzelfall durch konkrete Symptome/Erkrankungen bei spezifischem Mikronährstoffmangel. Bei Patienten mit Risiko für Mangelernährung sollte durch systematisches Nachfragen und eine gezielte körperliche Untersuchung eine relevante Mangelernährung frühzeitig diagnostiziert und die individuell zugrunde liegenden Ursachen evaluiert werden, damit möglichst zeitgerecht eine adäquate Ernährungsintervention eingeleitet werden kann.


Praxis ◽  
2019 ◽  
Vol 108 (12) ◽  
pp. 793-798
Author(s):  
Klaus Bally ◽  
Andreas Zeller

Zusammenfassung. Wenn Patienten mit dem Symptom Müdigkeit eine hausärztliche Sprechstunde aufsuchen, soll primär erfasst werden, was der Patient unter Müdigkeit versteht, wie stark er im Alltag dadurch beeinträchtigt ist und wie er sich das Symptom erklärt. In einem nächsten Schritt müssen gefährliche abwendbare Erkrankungen wie eine Depression, eine Abhängigkeitserkrankung oder ein Schlafapnoesyndrom ausgeschlossen werden. Die wichtigsten somatischen und psychiatrischen Ursachen von Müdigkeit sollen gleichzeitig mit einer vertieften Anamnese exploriert werden. Eine einfache körperliche Untersuchung und wenige Laboruntersuchungen sind ausreichend, um die wichtigsten Erkrankungen zu erfassen, die sich isoliert mit dem Symptom Müdigkeit präsentieren. Für die weitere Betreuung ist ein primär biopsychosozialer Zugang mit einer tragfähigen Arzt-Patienten-Beziehung entscheidend. Voreilige Schlüsse basierend auf Laborbefunden sind zu vermeiden; Komorbiditäten müssen in Betracht gezogen werden.


Praxis ◽  
2017 ◽  
Vol 106 (13) ◽  
pp. 693-697
Author(s):  
Eric Kuhn ◽  
Thomas Staub

Zusammenfassung. Die Hafterstehungsfähigkeit (HEF) ist keine medizinische Diagnose, sondern ein Rechtsbegriff. Die Beurteilung der HEF muss durch eine Ärztin beziehungsweise einen Arzt erfolgen und hat das Ziel, zu prüfen, ob die gefasste Person einer Einrichtung des Strafvollzugs ohne Gefahr einer gesundheitlichen Schädigung zugeführt werden kann. Für die involvierten Ärzte stellt diese Beurteilung nicht selten eine grosse Herausforderung dar, da sowohl die Anamnese als auch die körperliche Untersuchung aufgrund diverser Schwierigkeiten (sprachliche Barrieren, veränderter kognitiver Zustand, zeitliche Knappheit) nur ungenügend durchgeführt werden kann. Dieser Artikel soll eine Übersicht und konkrete Tipps in spezifischen Situationen geben.


Praxis ◽  
2017 ◽  
Vol 106 (1) ◽  
pp. 21-27
Author(s):  
Inga Mollen

Zusammenfassung. Die Beurteilung von Mundschleimhautbefunden ist selbst für das geschulte Auge auf den ersten Blick nicht immer einfach. Viele pathologische Befunde sind selten und werden von niedergelassenen Zahnärzten nur vereinzelt im Verlauf eines Berufslebens gesehen. Innerhalb der stomatologischen Sprechstunde an spezialisierten zahnmedizinischen Zentren können Mundschleimhautveränderungen aus diesem Grund oft schneller und sicherer diagnostiziert und therapiert werden. Dieser Artikel soll einen Überblick über häufige Veränderung der Mundschleimhaut innerhalb unserer stomatologischen Sprechstunde geben.


2018 ◽  
Vol 25 (03) ◽  
pp. 133-137 ◽  
Author(s):  
Sarah Schwarz

Als Reaktion auf die deutlich zunehmende Unterernährung im Distrikt von Bokoro, Tschad, eröffnete die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ vor Ort im Frühjahr 2014 ein Nothilfeprogramm zur Behandlung unterernährter Kinder. In dieses Projekt führte die Autorin (angehende Kinderärztin) ihr erster Hilfseinsatz. Für insgesamt 6 Monate arbeitete sie in einem Team aus internationalen und tschadischen Mitarbeitern. Die Patienten wurden je nach Schweregrad der Erkrankung entweder ambulant in mobilen Kliniken oder stationär in einer eigens dafür aufgebauten Krankenstation behandelt. Dabei stand neben einer systematischen Ernährungstherapie mit hochkalorischer Erdnusspaste (PPN, plumpy nut) oder therapeutischer Milchnahrung nur eine eingeschränkte Auswahl an Medikamenten zur Verfügung. Malaria und andere Infektionskrankheiten wie Gastroenteritis und Pneumonie stellten den Großteil der Erkrankungen dar, wobei die körperliche Untersuchung meist zur Diagnosestellung ausreichen musste. Der klinische Blick war hier das wichtigste Werkzeug.


1985 ◽  
Vol 24 (04) ◽  
pp. 153-158 ◽  
Author(s):  
A. Bekier ◽  
B. Weder ◽  
A. Meili

ZusammenfassungVon Juni 1983 bis März 1985 wurden 197 Patienten eines gemischten neurologischen Krankengutes mit der 123J-IMP-Szintigrafie untersucht. Das zum Vergleich herangezogene Normkollektiv umfaßte 14 Probanden. Mit der alleinigen visuellen Bildbetrachtung der ECT-Schnitte können pathologische Befunde übersehen werden; positive Befunde können außerdem nicht objektiviert werden. Es müssen deshalb weitere, semiquantitative Kriterien herangezogen werden, um die Zuverlässigkeit der Auswertung zu erhöhen. Als Referenzwert der globalen zerebralen Speicherung diente das Normkollektiv mit 35,6 ± 4,3 cts/pixel/ mCi/min und die Einzeichnung fixer, anatomisch gefäßbezogener ROIs in die entsprechenden ECT-Schnitte. Die Impulszahlen der insgesamt 14 ROIs erlaubten einen exakten Seitenvergleich korrespondierender Stromgebiete beider Hirnhemisphären und des Kleinhirns. Die Ausprägung der Asymmetrie (Standardabweichung <2%) gibt Hinweise über das Ausmaß einer Perfusionseinschränkung, vor allem in Verlaufsuntersuchungen nach Therapie. Zur Unterscheidung einer durch Minderdurchblutung der einen Seite oder Mehrbelegung der anderen Seite verursachten Asymmetrie wurden die ROI-Daten aller Regionen beider Hemisphären getrennt als cts/ROI/pixel/ mCi im Profil dargestellt. Der Vergleich der Patientendaten mit dem Normprofil unter Berücksichtigung der Standardabweichungen erlaubt eine Objektivierung von Speicherabnormitäten ohne Seitenvergleich, da diffuse Hirnprozesse oder bilaterale Perfusionsstörungen nicht notwendigerweise zu einer feststellbaren Asymmetrie führen.


2014 ◽  
Vol 42 (03) ◽  
pp. 169-177 ◽  
Author(s):  
T. Theuß ◽  
M. Pfeffer ◽  
A. Konrath ◽  
D. Kalthoff ◽  
D. Woll ◽  
...  

ZusammenfassungBeschreibungen von Infektionen mit Orthopockenviren bei Neuweltkameliden beschränken sich in der Literatur auf einzelne Fallberichte. Ausgehend von einer generalisierten Kuhpockenvirusinfektion eines Alpakas werden klinische Symptomatik, Diagnostik und pathologische Befunde dargestellt. Laut Vorbericht wurde das Tier bereits über einen längeren Zeitraum aufgrund von Hautveränderungen behandelt. Bei der klinischen Untersuchung fielen papulöse Veränderungen auf der gesamten Hautoberfläche auf. Außerdem lagen eine beidseitige mukopurulente Konjunktivitis sowie starke Salivation infolge einer hochgradigen erosiv-ulzerativen Stomatitis vor. Trotz intensivmedizinischer Versorgung verstarb das Alpaka 8 Tage nach Einweisung in die Klinik. Bei der Sektion fanden sich weiterhin eine erosiv-ulzerative Laryngitis sowie eine nekrotisierende Pneumonie und Lymphadenitis. Histologisch wurde der Verdacht auf eine Orthopockenvirusinfektion gestellt. Diese ließ sich in der elektronenmikroskopischen Untersuchung und mittels quantitativer Polymerasekettenreaktion (qPCR) von Organmaterial bestätigen. Das Virus konnte isoliert werden und eine PCR mit anschließender Sequenzierung verifizierte Kuhpockenvirus als ursächlich für die generalisierte Infektion.


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