Sexualität lernen? Eine Annäherung aus der Perspektive Jugendlicher und pädagogischer Fachkräfte
Zusammenfassung Einleitung: Sexualität als eines der zentralen Lernfelder in der Jugend bedarf angesichts der damit verbundenen bedingungsreichen Entwicklungsaufgaben besonderer pädagogischer Beachtung. Forschungsziele: Ziel dieses Beitrags ist es, unter Bezugnahme auf die transformatorische Bildungstheorie, sexuelle Lern- und Bildungsprozesse zu definieren und sie in der Lebensphase Jugend exemplarisch darzustellen. Zudem ist zu klären, wie Sexualpädagog*innen das sexuelle Erfahrungslernen professionell begleiten können. Methoden: Zwei empirische Forschungsarbeiten bringen die Perspektiven der Jugendlichen und der Fachkräfte auf sexuelle Bildungsarbeit zusammen. Biografisch-narrative Interviews illustrieren Sexualität als biografischen Lernprozess, indem mehr oder weniger transformierte Sicht- und Handlungsweisen analysiert werden. Mittels einer schriftlichen Befragung unter sexualpädagogischen Expert*innen wurde deren Professionalitätsverständnis ausgewertet. Ergebnisse: Die Ergebnisse liefern Einblicke in krisendurchwachsene sexuelle Bildungsbiografien und deren herausfordernde Komplexität für Jugendliche. Um sexuelle Kompetenzen zu erlangen, fehlen vielfach anregende Impulse. Wer sexuelle Bildung professionell begleitet, muss zwingend über sexuelle Kompetenzen verfügen. Die Verwobenheit von Sexualität mit Selbstreflexions-, Interaktions- und Sachkompetenz wird in der Expert*innenbefragung deutlich. Schlussfolgerung: Im Zusammenschluss liefern diese Forschungsergebnisse einen konstruktiven Impuls, Sexualität und Partnerschaft in der Jugend als hochindividuellen Lernprozess zu begreifen, der in pädagogischen Bildungssettings begleitet werden kann.