Aktuelle Entwicklungen im Bereich Antibiotic Stewardship

2020 ◽  
Vol 145 (24) ◽  
pp. 1758-1763
Author(s):  
Winfried V. Kern ◽  
Stephan Horn ◽  
Geertje Fink

Was ist neu? Antibiotikaverbrauch in Deutschland In Deutschland wurden in den letzten Jahren sowohl im Krankenhausbereich als auch im ambulanten Setting immer weniger Fluorchinolone verordnet. Auch der Verbrauch der Cephalosporine ging etwas zurück. Renaissance von Aminoglykosiden? Die inzwischen relativ seltenen Substanzen können aufgrund einer recht guten Resistenzlage bei Harnwegsinfektionen als geeignete Alternative – allerdings nur parenteral – eingesetzt werden. Bei akuten schweren Infektionen ist eine einmalige Gabe, z. B. von Tobramycin, initial zusätzlich zu einem geeigneten Betalactam ebenfalls eine Option, aber keine klare Empfehlung. Antibiotikaeinsatz in der Hämatologie/Onkologie Bei Fieber und Neutropenie gilt nach wie vor die initiale empirische Gabe von Piperacillin-Tazobactam oder einem pseudomonasaktiven Carbapenem als Standard. Diese Betalactame sollten mit verlängerter Infusionsdauer, z. B. über 4 h, verabreicht werden. Linezolid ist ein Reservemedikament und sollte auch bei hämatoonkologischen Patienten nicht empirisch, sondern nur in der gezielten Therapie verwendet werden. Penicillinallergie Die anamnestische Angabe einer Penicillinallergie sollte durch genaues Hinterfragen differenziert werden. Patienten können so bezüglich ihres Risikos für allergische Reaktionen gruppiert werden – oft besteht kein oder ein sehr geringes Risiko bei einer (erneuten) Behandlung mit Penicillinderivaten. Niedrigrisikopatienten dürfen ohne weitergehende allergologische Untersuchungen reexponiert werden.

2015 ◽  
Vol 72 (9) ◽  
pp. 567-575 ◽  
Author(s):  
Ulrich Otto ◽  
Marlene Brettenhofer ◽  
Silvan Tarnutzer

Zusammenfassung. Ein wesentliches Ziel der Telemedizin ist es, den Zugang zu medizinischen Angeboten durch Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zu vereinfachen und nicht zuletzt in ländlichen Regionen neue Versorgungsmodelle für alle PatientInnen zu ermöglichen. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklungen werden Wege und Hilfsmittel gesucht, PatientInnen dort zu betreuen, wo sie leben – in Übereinstimmung mit dem verbreiteten Wunsch, so lange wie möglich zu Hause zu leben, auch bei Älteren, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind oder mehr und mehr nicht auf nahe lebende Angehöriger zurückgreifen können. Weil zunehmend komplexe Krankheitsbilder und Multimorbidität eine Betreuung durch mehrere ÄrztInnen und Fachkräfte sowie informelle Unterstützung erfordern, ist eine hohe intersektorale Vernetzung der AkteurInnen im Gesundheitssystem nötig. Neue Strategien verfolgen dieses Ziel u. a. durch den Aufbau von elektronischen PatientInnenakten, integrierten Versorgungsmodellen und ähnliche Lösungen. Die Telemedizin stellt hierbei einen wichtigen Baustein dar, mit erheblichem Potenzial gerade für Ältere. Sie zeigt sich als offenes Konstrukt, dessen Angebote und Massnahmen in einem ständigen Entwicklungsprozess erweitert werden. Die Antreiber für diesen Prozess sind zum einen ein verstärkter Einsatz von technischen Hilfsmitteln in der Medizin und zum anderen ein verstärktes Bedürfnis nach patientInnenorientierter Versorgung. Gerade im Kontext heute oftmals frühzeitiger Entlassungen aus Krankenhäusern sind technologisch gestützte Massnahmen zur Nachbetreuung von PatientInnen ein mögliches Mittel zur Risikoverminderung und Qualitätssteigerung von Behandlungen. Wesentliche Herausforderungen sind zudem die Orientierung an Selbstmanagementförderung, und an intersektoraler und interdisziplinärer Kooperation. Begünstigt werden die genannten Entwicklungen im Bereich der Telemedizin dadurch, dass aktuell trotz bisher oftmals konstatierter Vorbehalte von Älteren gegenüber Technik eine rasche Entwicklung zu einer höheren Vertrautheit Älterer mit einschlägigen elektronischen Geräten und Anwendungen stattfindet. Der Artikel bietet neben einer notwendigen Begriffsklärung einen Überblick über verschiedene Aspekte und deren Einsatzgebiete mit einem Fokus auf Anwendungsbeispiele für die ältere Bevölkerung und bildet aktuelle Entwicklungen in der Thematik ab. Abgerundet werden die Erläuterungen durch eine knappe Sammlung bisher vorliegender Erkenntnisse aus Evaluationen und Metastudien zu Wirkungen, Kosten und Nutzen von Telemedizin in der Praxis.


2015 ◽  
Vol 72 (8) ◽  
pp. 487-493 ◽  
Author(s):  
Carsten Surke ◽  
Pascal Ducommun dit Boudry ◽  
Esther Vögelin

Zusammenfassung. Der Verlust der oberen Extremität stellt ein einschneidendes Ereignis für den Betroffenen dar. State of the Art ist der Ersatz der amputierten Extremität durch eine Prothese. Seit ihrer ersten Entwicklung vor etwa 70 Jahren sind Fortschritte bezüglich Grösse, Gewicht und Komfort zu beobachten. Die wenig intuitive Steuerung durch fehlende Greiffunktionen und die geringe Greifgeschwindigkeit, insbesondere jedoch die fehlende sensorische Rückkopplung schränken die Akzeptanz bei den Patienten deutlich ein. Durch verschiedene aktuelle Entwicklungen soll eine intuitivere Steuerung der Prothese ermöglicht werden und gleichzeitig eine sensorische Rückkopplung an den Prothesenträger erfolgen. Durch die gezielte Reinnervation können Muskeln zur Steuerung einer Prothese „umprogrammiert“ werden. Die Implantation von Elektroden direkt in die Muskelbäuche des amputierten Unterarmes kann eine differenziertere Steuerung der Prothese ermöglichen. Vielversprechende Ergebnisse zeigen auch Nervenelektroden, die genutzt werden können bilateral die Kommunikation zwischen Prothese und Patient herzustellen. Die folgende Übersichtsarbeit soll den aktuellen Stand der bionischen prothetischen Versorgung zusammenfassen.


2019 ◽  
Vol 30 (2) ◽  
pp. 87-95 ◽  
Author(s):  
Jascha Rüsseler ◽  
Melanie Boltzmann ◽  
Michael Grosche

Zusammenfassung. Allein in Deutschland verfügen etwa 7.5 Millionen Erwachsene nicht über ausreichende Lese- und Schreibkompetenzen, um in angemessener Weise am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Sie können maximal kurze, einfache Texte sinnentnehmend lesen. Diese Personen werden häufig als funktionale Analphabetinnen und Analphabeten bezeichnet. Die Arbeit gibt einen Überblick zu Größenordnung, Ursachen und Interventionsmöglichkeiten bei funktionalem Analphabetismus. Es wird ein biopsychosoziales Ursachenmodell vorgestellt, das biologische Vulnerabilitätsfaktoren postuliert, die unter ungünstigen psychosozialen Bedingungen zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Lese- und Schreibproblemen führen. Weiterhin wird auf Unterschiede zwischen und Gemeinsamkeiten von funktionalem Analphabetismus und Lese-Rechtschreib-Störung (LRS) eingegangen. Abschließend werden aktuelle Entwicklungen von Trainingsprogrammen zur Förderung der Lese- und Rechtschreibfähigkeiten von Erwachsenen, häufig im Kontext von Grundbildungsprogrammen, beschrieben.


2017 ◽  
Vol 22 (12) ◽  
pp. 64-66
Author(s):  
Peter Walger

Hygienemaßnahmen sind wichtig, richtig und unbedingt notwendig. Aber sie sind nur eine Seite der Medaille, um Infektionen zu verhindern. Die andere Seite ist die optimale Therapie von Infektionen. Unter dem Strategiebegriff „Antibiotic Stewardship“ (ABS) gibt es inzwischen zahlreiche Leitlinien und Empfehlungen für einen sinnvollen Antibiotikagebrauch. Eine Klinik ist gut beraten, in ABS zu investieren, denn die positiven Effekte auf das klinische und ökonomische Outcome sind nicht von der Hand zu weisen.


Sign in / Sign up

Export Citation Format

Share Document