Krankenhaushygiene - Antibiotic Stewardship

2017 ◽  
Vol 22 (12) ◽  
pp. 64-66
Author(s):  
Peter Walger

Hygienemaßnahmen sind wichtig, richtig und unbedingt notwendig. Aber sie sind nur eine Seite der Medaille, um Infektionen zu verhindern. Die andere Seite ist die optimale Therapie von Infektionen. Unter dem Strategiebegriff „Antibiotic Stewardship“ (ABS) gibt es inzwischen zahlreiche Leitlinien und Empfehlungen für einen sinnvollen Antibiotikagebrauch. Eine Klinik ist gut beraten, in ABS zu investieren, denn die positiven Effekte auf das klinische und ökonomische Outcome sind nicht von der Hand zu weisen.

2020 ◽  
Vol 63 (10) ◽  
pp. 1231-1240
Author(s):  
Valentin Exner ◽  
Christoph Höser ◽  
Stefan Trapp ◽  
Arne Simon

Zusammenfassung Hintergrund Ambulant behandelte Kinder mit Atemwegsinfektionen (AWI) sind eine wichtige Zielgruppe für Interventionen zum rationalen und verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika (Antibiotic Stewardship, ABS). Ziel der Studie Qualitative Studie zur Identifizierung von klinischen und kontextualen Faktoren mit signifikantem Einfluss auf die Antibiotikatherapie (ABT) bei Kindern mit AWI. Material und Methoden In Kooperation mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. und der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie wurde ein Online-Survey entwickelt. Bundesweit wurden Pädiater und Allgemeinmediziner zur Teilnahme eingeladen. Ergebnisse 555 Antwortdatensätze waren auswertbar. Diagnostische Unsicherheit, fehlende Zeitressourcen für wiederholte Konsultationen und die Angst vor Komplikationen waren bei 50 % der Teilnehmenden wichtige Kontextfaktoren für eine ABT. Das Risiko schwerer Komplikationen (z. B. Mastoiditis) wurde von der Mehrheit der Teilnehmenden überschätzt oder war unbekannt. Mehr als 40 % kannten die Konsensusleitlinien der Fachgesellschaften nicht. Fieber, das länger als 3 Tage anhält, war für 30–40 % ein klinisches Argument für eine ABT. Weniger als 60 % nutzten eine Point-of-Care-Diagnostik zur Bestimmung des C‑reaktiven Proteins. Schlussfolgerung Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmenden erkannte die Zunahme antibiotikaresistenter Erreger als wichtiges Problem. Dieser Survey zeigt Ansatzpunkte für ABS bei Kindern mit AWI. Die kontinuierliche Vermittlung von Kenntnissen zur adäquaten ABT sollte obligater Bestandteil der ärztlichen Fortbildung werden. Dazu gehören Kommunikationsstrategien in der Interaktion mit den Eltern. Für die Umsetzung einer rationalen Antibiotikatherapie wird in der Praxis ein größeres refinanziertes Zeitkontingent zur Beratung der Eltern benötigt.


Der Internist ◽  
2020 ◽  
Vol 61 (4) ◽  
pp. 375-387
Author(s):  
S. Wendt ◽  
D. Ranft ◽  
K. de With ◽  
W. V. Kern ◽  
B. Salzberger ◽  
...  

Author(s):  
Matthias May ◽  
Philipp Spachmann ◽  
Steffen Lebentrau ◽  
Harald Schumacher ◽  
Christian Gilfrich ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Es liegen derzeit keine Untersuchungen darüber vor, welchen Kenntnisstand Chirurgen im Vergleich mit Nichtchirurgen über multiresistente Erreger (MRE) und den rationalen Einsatz von Antibiotika haben (Antibiotic Stewardship/ABS). Methode Im Rahmen der MR2-Studie (Multiinstitutional Reconnaissance of practice with MultiResistant bacteria – a survey focussing on German hospitals) wurde ein Fragebogen mit 4 + 35 Punkten in 18 deutschen Krankenhäusern an Urologen, Internisten, Gynäkologen und Chirurgen verteilt. Mit multivariaten logistischen Regressionsmodellen wurde der Einfluss der Fachrichtung auf verschiedene prädeterminierte Endpunkte geprüft. Ergebnisse Es konnten 456 auswertbare Fragebögen analysiert werden, wobei sich die Rücklaufquote bei Chirurgen (156/330, 47%) und Nichtchirurgen (300/731, 41%) nur insignifikant unterschied (p = 0,061). Chirurgen gaben in der Selbsteinschätzung im Vergleich mit Nichtchirurgen eine signifikant geringere Sicherheit bei der korrekten Wahl von Dosierung, Frequenz und Dauer der Antibiotikagabe (p = 0,005), der Entscheidung einer intravenösen vs. oralen Antibiotikaverordnung (p = 0,005) sowie der korrekten Interpretation der mikrobiologischen Befunde (p = 0,023) an. Sowohl Chirurgen als auch Nichtchirurgen schätzten ihr Wissen zu ABS als gering ein. Die Kenntnis der lokalen E.-coli-Resistenz gegen Ciprofloxacin unterschied sich zwischen Chirurgen und Nichtchirurgen nur insignifikant (27,6 vs. 35,3% waren in der richtigen Kategorie; p = 0,114), wobei 64% der Chirurgen diese lokalen Resistenzen unterschätzten. Beide Gruppen sahen in dem häufigen Einsatz von Breitspektrumantibiotika ein wesentliches Problem, das für die Zunahme von MRE verantwortlich ist. Andererseits wurde das gewählte Fallbeispiel einer stark symptomatischen Patientin mit unkomplizierter Harnwegsinfektion von beiden Gruppen ähnlich häufig mit einem Breitspektrumantibiotikum behandelt (34,0 vs. 29,3%; p = 0,331). Gemäß der multivariaten Modelle besuchten Chirurgen im Vergleich zu Nichtchirurgen in den letzten 12 Monaten nicht häufiger eine Weiterbildungsveranstaltung zum Thema der MRE/ABS und gaben auch keine bessere Qualität ihrer Klinikepikrisen hinsichtlich der exakten Auflistung von MRE an. Schlussfolgerungen Es sollten in den Kliniken obligat ABS-Programme implementiert werden, die u. a. eine regelmäßige Fortbildung der Kollegen unabhängig von ihrer Fachrichtungen vorsehen.


2020 ◽  
Vol 145 (06) ◽  
pp. 383-392
Author(s):  
Fabian Leo ◽  
Miriam Songa Stegemann ◽  
Florian Maurer

AbstractAntibiotic stewardship (ABS) denotes structured and continuous measures to improve the quality of prescribing anti-infectives. The aim is to achieve optimal treatment results and to minimize undesirable effects, especially the emergence of antibiotic resistance. This review summarizes the most important ABS principles based on recently published studies with implications for the management of community-acquired pneumonia. Local guidelines, education and training and “prospective audit and feedback” are established strategies to improve the management of patients with community-acquired pneumonia. However, the implementation of ABS programs requires trained personnel and may be impeded by limited structural and time resources. Hence, electronic health records and computer-based interventions are useful support for ABS programs and offer potential to facilitate ABS in inpatient and outpatient care. PCR-based rapid diagnostic tests, PCT-guided algorithms and penicillin allergy testing are suitable procedures to supplement ABS programs.


2018 ◽  
Vol 143 (11) ◽  
pp. 787-792 ◽  
Author(s):  
Christoph Lübbert ◽  
Norman Lippmann ◽  
Amrei von Braun

Was ist neu? Epidemiologie Clostridium-difficile-Infektionen (CDI) gehen auch in Deutschland mit unverändert hoher Krankheitslast und einem Anstieg der Zahl schwerer bzw. letaler Verläufe einher. Der Anteil ambulant erworbener CDI steigt weltweit weiter an und umfasst selten auch Patienten mit einer Reisediarrhö. Es gibt eine gute Evidenz dafür, dass nosokomiale Fälle durch Implementierung von Antibiotic-Stewardship- (ABS-) Programmen stark verringert werden können. Diagnostik Nur Patienten mit unklarer, neu aufgetretener Diarrhö sollten getestet werden. Die mikrobiologische Untersuchung auf toxigene C.-difficile-Stämme sollte mehrstufig erfolgen, d. h. mittels Glutamatdehydrogenase- (GDH-) Test plus Toxinnachweis oder Nukleinsäureamplifikationstests (NAAT), oder NAAT plus Toxinnachweis. Von einem alleinigen Toxinnachweis mittels Enzymimmunoassay (EIA) oder einem alleinigen Einsatz von NAAT wird abgeraten. Neue Therapieleitlinien Nach den 2017/18 aktualisierten US-amerikanischen Leitlinien gilt oral verabreichtes Vancomycin inzwischen als Mittel der ersten Wahl. Fidaxomicin ist ähnlich wirksam wie Vancomycin, sein Vorteil besteht jedoch in der geringeren Rate an Rezidiven. Weitere Behandlungsoptionen und Impfung Es konnte gezeigt werden, dass die zusätzliche Gabe des monoklonalen Antikörpers Bezlotoxumab die Rezidivrate signifikant senkt. Neue Antibiotika, die die Darmmikrobiota besser schützen, werden derzeit in klinischen Studien getestet. Für die Therapie multipel rezidivierender CDI bestehen gesicherte Behandlungserfolge von ≥ 90 % durch den fäkalen Mikrobiomtransfer (FMT). Da der FMT in Deutschland zurzeit lediglich den Status eines individuellen Heilversuchs hat, ist eine evidenzbasierte generelle Empfehlung für die klinische Praxis nicht möglich. Wahrscheinlich wird sich die Applikation kryokonservierter FMT-Kapseln längerfristig durchsetzen. Es ist zu erwarten, dass Toxoid-Impfstoffe CDI wirksam verhindern können; allerdings wurde bislang noch keine Zulassungsstudie abgeschlossen.


2019 ◽  
Vol 48 (11) ◽  
pp. 456-460
Author(s):  
Anette Friedrichs ◽  
Evelyn Kramme

ZUSAMMENFASSUNGIm Jahr 2015 waren gemäß dem European Center for Disease Control (ECDC) ca. 33 000 Todesfälle in der Europäischen Union (EU) und Staaten des Europäischen Wirtschaftsraumes durch Antibiotika-resistente Erreger ausgelöst. In Deutschland gab es ca. 5500 Infektionen und ca. 2400 Todesfälle 1. In einem aktuellen Bericht warnen die Vereinten Nationen (UN) davor, dass bei weiterer Resistenzentwicklung auch gängige Infektionen wie Pneumonien, Harnwegsinfektionen und Geschlechtserkrankungen zunehmend unbehandelbar würden. Diesem Verlauf seien zügig Maßnahmenpakete entgegenzusetzen, die aktuell in den Industrienationen noch nahezu kostenneutral umsetzbar seien 2. Diese Berichte verdeutlichen die Dringlichkeit, Maßnahmen im Krankenhaus umzusetzen, die der bakteriellen Resistenzentwicklung entgegenwirken. Dies ist das Ziel von Antibiotic Stewardship (ABS) im Krankenhaus. Die aktualisierte Leitlinie stellt Voraussetzungen und sinnvolle Strategien sowie deren Evidenz dar und wird im folgenden Artikel zusammengefasst.


Pneumologie ◽  
2021 ◽  
Author(s):  
R. Haase ◽  
J. Baier ◽  
M. Cristofolini ◽  
K. Scheller ◽  
S. Moritz

Zusammenfassung Hintergrund Ambulant erworbene („pediatric community-acquired“) Pneumonien des Kindesalters (pCAP) führen häufig zur Anwendung von Antibiotika und Einweisung ins Krankenhaus. Allerdings werden vorhandene Leitlinien in Diagnostik und Therapie nicht immer konsequent durchgesetzt. Die im letzten Jahrzehnt in vielen Krankenhäusern eingeführten Antibiotic-Stewardship-Programme können das Management der pCAP ohne Qualitätsverlust verbessern. Fragestellung Die vorliegende Analyse untersucht, inwiefern die Implementierung eines Antibiotic-Stewardship (ABS)-Programms konkret die Leitlinien-Adhärenz bei gleichbleibender therapeutischer Sicherheit verbesserte. Material und Methoden Retrospektive Patientenakten-basierte Analyse des Managements der pCAP bei Kindern im Alter von 90 Tagen bis zum vollendeten 18. Lebensjahr von Januar 2017 bis März 2020 in einer Universitätskinderklinik vor und nach Umsetzung eines ABS-Maßnahmenbündels, bestehend aus Standarderstellung, fortlaufender Schulung und kontinuierlichem ABS-Support. Ergebnisse Insgesamt wurden 230 Patienten in die Analyse eingeschlossen (145 vor und 85 nach Intervention). Der Anteil nicht indizierter Antibiotikabehandlungen sank von 26 % auf 10 % (p < 0,05) und der nicht rationalen Antibiotikaanwendungen von 64 % auf 27 % (p < 0,05) bei gleichbleibendem Gesamtanteil von mit Antibiotika stationär behandelten Kindern. Darüber hinaus wurde ein Rückgang von Dosierungsfehlern von 17 % auf 10 % (p < 0,05) und der mittleren antibiotischen Behandlungsdauer von 10 auf 7 Tage (p < 0,05) gesehen. Die Verweildauer im Krankenhaus unterschied sich zwischen beiden Gruppen nur unwesentlich. Ein Anstieg von Therapieversagen oder Wiederaufnahmen aufgrund respiratorischer Infektionen wurde nicht beobachtet. Schlussfolgerung In Übereinstimmung mit der Literatur konnten wir zeigen, dass ABS-Programme ein geeignetes und sicheres Mittel zur Verbesserung der stationären Therapie der pCAP darstellen. Sie verbessern die Umsetzung klinischer Leitlinien und führen zu einem rationaleren Antibiotikaeinsatz ohne Verschlechterung der Behandlungsergebnisse. Langfristige Effekte derartiger Programme sollten in multizentrischen Untersuchungen analysiert werden.


2021 ◽  
Vol 16 (01) ◽  
pp. 39-53
Author(s):  
Arne Simon ◽  
Johannes Forster ◽  
Johannes Liese

Sign in / Sign up

Export Citation Format

Share Document