Digitale Medien in der Psychotherapie – Neue Ansätze und Perspektiven in der Behandlung von Traumafolgestörungen

2020 ◽  
Vol 70 (09/10) ◽  
pp. 371-377
Author(s):  
Henrik Kessler ◽  
Luisa Dangellia ◽  
Stephan Herpertz ◽  
Aram Kehyayan

ZusammenfassungDieser Artikel gibt einen Einblick in neue Ansätze und Perspektiven bei der Behandlung von Traumafolgestörungen unter Einsatz digitaler Medien. Ausgangslage ist die unzureichende flächendeckende Versorgung bei Traumafolgestörungen und die Suche nach neuen, spezifischen Behandlungsstrategien. Zunächst werden exemplarisch digitale Ansätze vorgestellt, die bekannte analoge Therapien zur Grundlage haben und zu deren Verbreitung und Ökonomisierung beitragen. Der Fokus liegt jedoch auf digitalen Therapien, die neue – z. B. aus der Kognitionswissenschaft entwickelte – Ansätze zur gezielten Arbeit an Symptomen erstmals nach deren Entwicklung in Grundlagenstudien auch an klinischen Populationen anwenden. Beispiele hierfür sind visuospatiale Interventionen zur Reduktion von Intrusionen und Trainings zur Verbesserung der Interferenzkontrolle (um traumabezogene Stimuli zu kontrollieren) oder zur Veränderung automatischer dysfunktionaler Kognitionen. Diese werden mit dem theoretischen Hintergrund und ersten (z.T. klinischen) Studien näher dargestellt, welche bereits vielversprechende Ergebnisse bezüglich Akzeptanz, Anwendbarkeit und Effektivität zeigen.

2014 ◽  
Vol 71 (10) ◽  
pp. 599-607 ◽  
Author(s):  
Martin Neuenschwander

Digitale Medien sind mittlerweile unentbehrlich in Schule, Beruf, Familie und Freizeit und durchdringen unseren Alltag immer stärker. Dazu vermögen sie die Menschen aller Altersstufen zu faszinieren dank vielfältiger und immer neuer Nutzungsmöglichkeiten für Kommunikation, Unterhaltung und Spiel. Von großer Relevanz sind diesbezüglich insbesondere soziale Netzwerke und Onlinespiele, an denen sich täglich Millionen beteiligen. Der Großteil der Bevölkerung nutzt diese interaktiven Medien funktional, selbstbestimmt und genussvoll. Andererseits belegen empirische Studien, dass eine Minderheit von 1 % bis 6 % ein dysfunktionales, suchtartiges Verhalten zeigt, typischerweise bei der Onlinekommunikation, beim Computerspiel oder beim Konsum von erotisch-pornografischem Bildmaterial. Das Störungsbild „Onlinesucht“ ist zwar eine Realität, figuriert bisher aber nicht als offizielle Diagnose in den Klassifikationssystemen ICD-10 und DSM-5. Die Fachdiskussion über die nosologische Einordnung des Störungsbildes ist noch im Gang. Für die klinische Praxis existieren allerdings bereits jetzt valide diagnostische Hilfestellungen. Da das zur Verfügung stehende professionelle Beratungs- und Therapieangebot nur spärlich in Anspruch genommen wird, kommt der medizinischen Grundversorgung für die Früherkennung und Triage hinsichtlich adäquater Interventionen eine wichtige Bedeutung zu. Im deutschsprachigen Raum stehen verschiedene webbasierte Plattformen für Prävention, Beratung und Therapie zur Verfügung.


2017 ◽  
Vol 6 (4) ◽  
pp. 225-228 ◽  
Author(s):  
Klaus Fröhlich-Gildhoff ◽  
Michel Fröhlich-Gildhoff
Keyword(s):  

MedienJournal ◽  
2017 ◽  
Vol 40 (2) ◽  
pp. 6-19
Author(s):  
Larissa Krainer

Die Mediatisierung der Gesellschaft zwingt in das Dispositiv der Vernetzung und der Partizipation. Daraus resultiert eine Vielzahl von Widersprüchen, die Produser in Dilemma führen (können) und die balanciert werden müssen. Dazu zählen etwa die folgenden: Permanenz-Impermanenz, Vernetzung-Vereinzelung, Zeitgewinn-Zeitverlust, Fiktion-Realität, Informationsfülle-Informationsleere, Kontrollverlust-Kontrollbedarf. Digitale Medien machen aus allen Vernetzten Nutzende wie Benutzte. Aus prozessethischer Perspektive stellt sich die Frage, wie mit den Widersprüchen verfahren werden kann, welche individuell bearbeitet werden können und welche auf der Ebene von Organisationen oder Institutionen angesiedelt sein müssen. Dabei wird zunächst deutlich, dass User keine Profession darstellen, wie sie von Professionsethiken (z. B. für JournalistInnen) adressiert werden. Aspekte aus der Rezeptionsethik können hingegen Anwendung finden (Selbstverantwortung). Auf der Ebene der Organisationen rücken soziale Netzwerke (z. B. Facebook) in den Blick, aber auch Schulen wie traditionelle Medien. Ferner zeigt sich auf institutioneller Ebene rechtlicher Regulierungsbedarf.  


2020 ◽  
Author(s):  
Werner Balzer
Keyword(s):  

Digitale Medien schaffen ein Übermaß an präsenten Bildern, wie es in der Menschheitsgeschichte noch nicht vorkam. Das führt gleichzeitig zu einem Fehlen von Abwesenheit, was direkte Folgen für die individuelle Symbolbildung, für das Verhältnis von Erregung und Bedeutung, die kulturelle Gewaltbindung sowie die Fähigkeit zum Alleinsein hat. Werner Balzer zeigt, dass die Invasion präsenzmedialer Bilder elementare psychische Prozesse beschädigt. Mit den Mitteln der psychoanalytischen Entwicklungs-, Mentalisierungs- und Symbolisierungstheorie sowie der Zeichentheorie von C.S. Peirce stellt er die Veränderungen des Subjekts durch Einfluss und Gebrauch digitaler Präsenzmedien dar. Die in diesem Band erstmals versammelten Aufsätze des Autors bieten Fachkundigen der Psychologie, Psychoanalyse, Kultur- und Sozialwissenschaft ein profundes Verständnis des Mentalitätswandels unserer Zeit.


Bodenschutz ◽  
2016 ◽  
Author(s):  
Günter Miehlich ◽  
Eva-Maria Pfeiffer ◽  
Elisabeth Oechtering ◽  
Gisela Gröger ◽  
Thomas Däumling
Keyword(s):  

ergopraxis ◽  
2020 ◽  
Vol 13 (11/12) ◽  
pp. 52-55
Author(s):  
Claudia Klein
Keyword(s):  

Claudia Klein ist Dozentin an einer Berufsfachschule für Ergotherapie und dort unter anderem verantwortlich für den Bereich „Digitale Medien“. In diesem Rahmen stellte sie sich die Frage, welche Kompetenzen die Lehrenden im Umgang mit digitalen Medien besitzen und welchen Stellenwert die Digitalisierung in Ausbildung und Studium einnimmt.


Author(s):  
Valerie Jochim

Ein Weiterbildungsangebot für pädagogisch-pflegerische Fachkräfte zum Thema Inklusion und digitale Medien wurde im Rahmen des Projektes PADIGI – Partizipation digital entwickelt. Mit Blick auf den Arbeitsalltag des Fachpersonals, das häufig im Schichtdienst tätig ist, wurde der Kurs Inklusiv digital als Blended-Learning-Format konzipiert. Zwei Erprobungen bieten die Möglichkeit, begleitend zu evaluieren, wie ein solches Format fortführend angepasst werden muss, um Fachkräften eine bestmögliche Basis zur Auseinandersetzung mit dem Themenfeld zur Verfügung zu stellen. Es zeigt sich, dass insbesondere der Praxisanteil des Kurses – die Erstellung eines Medienprojektes mit den eigenen Klientinnen und Klienten – als wertvoll erlebt wird. Starre Strukturen, wie etwa Hürden in den Arbeitsstätten, stellen die Fachkräfte allerdings vor Herausforderungen. Der Kurs und eine Handreichung stehen nach der Projektlaufzeit auf www.padigi-medienkompetenz.de als Open Educational Resources (OER) zur Verfügung.


Author(s):  
Kerstin Drossel ◽  
Birgit Eickelmann
Keyword(s):  

Mangelnde medienpädagogische Kompetenzen stellen für Lehrpersonen einen Hemmfaktor dar, digitale Medien in unterrichtliche Lehr-Lernprozesse zu integrieren. Fortbildungen sowie Lehrerkooperationen bieten in diesem Kontext Ansatzpunkte für Lehrerprofessionalisierungsmassnahmen (Drossel et al. 2016; Herzig 2007; Weiß und Bader 2010). Im internationalen Vergleich zeigt sich jedoch, dass Lehrpersonen in Deutschland selten an Professionalisierungsmassnahmen teilnehmen (Gerick et al. 2014). Bisherige Befunde berücksichtigen allerdings nicht, dass das medienpädagogische Professionalisierungsverhalten stark variiert (Lorenz et al. 2016), was sich vermutlich in unterschiedlicher Weise auf die unterrichtliche Nutzung digitaler Medien auswirkt. Dieses Forschungsanliegen greift dieser Beitrag auf Grundlage von Sekundäranalysen der Lehrerdaten (N=1.377) der IEA-Studie ICILS 2013 (Bos, Eickelmann et al. 2014) auf und untersucht entlang des theoretischen Rahmenmodells der Studie, ob sich in Deutschland hinsichtlich der Professionalisierung Lehrertypen identifizieren lassen und welcher Zusammenhang zur unterrichtlichen Nutzung digitaler Medien sowie zu weiteren Prädiktoren der Mediennutzung besteht. Anhand einer Latent Class Analyse können zwei Gruppen identifiziert werden: die zurückhaltenden (85%) sowie die engagierten Professionalisierer (15%). Die Professionalisierung beider Gruppen erfolgt eher im internen Bereich, wobei sie bei den engagierten Professionalisierern höher ausfällt. Engagierte Professionalisierer nutzen zudem häufiger digitale Medien im Unterricht, schätzen ihre computerbezogenen Fähigkeiten höher ein und geben in einem höheren Masse an, die computerbezogenen Kompetenzen der Schülerschaft zu fördern.


Author(s):  
Heidi Schelhowe

Wenn Digitale Medien in der Medienpädagogik häufig verstanden werden als blosse Erweiterung bisheriger Medien – ‹Multimedia› und Vernetzung – wird die fundamentale Neuartigkeit dieses Computer-basierten Mediums, das seinen Ursprung in der Rationalisierung geistiger Tätigkeiten hat, verkannt: Es ist seine Programmierbarkeit, die die Verarbeitung von Daten, die Prozessierbarkeit im Medium selbst und die Interaktionsfähigkeit zur Folge hat. In meinem Beitrag mache ich diese fundamentale Bedeutung für die Kultur der zweiten Hälfte des 20. und 21. Jahrhunderts deutlich und die Konsequenzen für Bildungsprozesse. Medienbildung heisst dann auch, grundlegende informatische Prozesse zu verstehen, um sich in dieser Welt finden, sich positionieren und sie mit gestalten zu können. Dazu werden auch die Rolle der Informatik und ihrer neuen Entwicklungen im Physical Computing und Body Interaction mit Beispielen erwähnt, um zu zeigen, dass die Mittel sowohl für einen handlungs- und design-orientierten wie auch für einen, die Reflexion fördernden Umgang mit dem Computermedium heute vorhanden sind. Medienpädagogik kann – wenn sie sich mit der informatischen Bildung zusammen schliesst – zu einer aufregenden und für Bildung im 21. Jahrhundert höchst relevanten Gestaltungswissenschaft werden.


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