Neuronale Oszillationen als elektrophysiologischer Marker für Defizite der kognitiven Kontrolle bei psychischen Erkrankungen
ZUSAMMENFASSUNGKognitive Kontrollprozesse sind wichtig, um eine Vielzahl an Alltagssituationen erfolgreich zu bewältigen. Bei psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie oder Depression wurden Defizite in diesen Kontrollfunktionen beschrieben, wobei das kognitive Syndrom bei Depression in der klinischen Praxis häufig weniger Beachtung findet. In den vergangenen Jahren wurde den neuronalen Oszillationen als Korrelat für kognitive Kontrollleistungen vermehrt Aufmerksamkeit gewidmet und deren Veränderungen bei psychischen Erkrankungen untersucht. Die oszillatorische elektrische Hirnaktivität, also rhythmische Veränderungen neuronaler Aktivität, kann mit dem Elektroenzephalogramm (EEG) gemessen werden. In der Forschung kristallisierte sich dabei die oszillatorische Aktivität im Theta-Frequenzband als neuronales Korrelat von kognitiven Kontrollfunktionen und als wichtig für neuronale Kommunikation heraus. Befunde zeigen, dass Patienten mit Schizophrenie während der Lösung kognitiver Konflikte pathologische Veränderungen in diesem Frequenzband aufweisen. Bei Patienten mit Depression konnten diese Veränderungen noch nicht in solcher Deutlichkeit beschrieben werden. Der vorliegende Artikel führt in grundlegende Konzepte ein und beschreibt neuronale Oszillationen als Biomarker psychischer Erkrankungen, der zur Verbesserung der Diagnostik und Behandlung kognitiver Defizite beitragen könnte.