Okuläre Thelaziose bei einem Hund in Deutschland – ein autochthoner Fall?
Zusammenfassung Thelazia callipaeda, ein von Phortica spp. (Fruchtfliegen) übertragener Nematode, verursacht bei Hunden, Katzen, Hasenartigen und Menschen eine milde bis schwere Konjunktivitis und Keratitis. Er war aufgrund seines Vorkommens lange Zeit als orientalischer Augenwurm bekannt, ist aber inzwischen in vielen süd- und osteuropäischen Ländern endemisch und breitet sich zunehmend in Europa aus. Bei einer aufgrund von therapieresistenter Konjunktivitis überwiesenen Hündin wurden bei der ophthalmologischen Untersuchung 3 adulte Augenwürmer im Konjunktivalsack und auf der bulbären Seite der Nickhaut des linken Auges gefunden. Diese ließen sich mittels morphologischer Merkmale und molekulargenetischer Techniken als T. callipaeda identifizieren und stellten die Ursache für unilateralen Blepharospasmus, hyperämische Konjunktiven und Epiphora dar. Die Therapie erfolgte durch Absammeln der Würmer und Applikation von Moxidectin/Imidacloprid als Spot-on-Präparat (Advocate®, Bayer). Sämtliche klinischen Symptome verschwanden innerhalb 1 Woche nach Therapiebeginn. In Deutschland ist die okuläre Thelaziose immer noch eine selten auftretende Erkrankung. Bei den meisten Patienten handelt es sich um Hunde und Katzen, die entweder aus dem Ausland importiert wurden oder sich auf Auslandsreisen infiziert haben. Die hier vorgestellte Hündin wurde dagegen in Deutschland geboren und hatte außer 1 Woche Auslandsaufenthalt in den Niederlanden, 15 Monate vor Beginn der Symptome, Deutschland nie verlassen. Aufgrund der Präpatenz von T. callipaeda handelt es sich daher höchstwahrscheinlich um eine autochthone Infektion.