Untersuchungen zur „Wirkung“ von Selbsterfahrung in
der Psychotherapieausbildung – Ein systematisches
Review
Zusammenfassung Hintergrund Der Nutzen von Selbsterfahrung bzw. eigener Psychotherapie als Bestandteil der Psychotherapieausbildung wird immer wieder hinterfragt. Im deutschen System wird Selbsterfahrung sowohl in der psychosozialen ärztlichen Weiterbildung wie auch im Kontext des Psychotherapiestudiums und der nachfolgenden Weiterbildung weiterhin ein zentraler Bestandteil der Weiterbildung bleiben. Ziel der Arbeit Erstellung einer Übersicht über Wirkungen von Selbsterfahrung in der Psychotherapieausbildung. Material und Methode Systematisches Literaturreview von Studien zwischen 2005 und 2020. Literatursammlung über Datenbanken, Vorabrecherche und Durchsicht von Literaturverzeichnissen thematisch verwandter Arbeiten. Auswahl anhand vorab festgelegter Ein- und Ausschlusskriterien. Ergebnisse 13 Studien wurden ausgewählt. Die relevanten Befunde wurden studienübergreifend zu 7 Ergebnisvariablen zusammengefasst. Es zeigen sich überwiegend positive Wirkungen von Selbsterfahrung im Hinblick auf interpersonale Fähigkeiten, Selbstwahrnehmung, das Wissen und Verständnis therapeutischer Arbeit, Wohlbefinden und Entlastung. Zufriedenheit und die Anerkennung der subjektiven Bedeutung für den Kompetenzerwerb sind ausgeprägter als Berichte über intensive Emotionen und Belastungen. Schlussfolgerung Selbsterfahrung weist offenbar einen hohen Wert für die berufliche Entwicklung angehender Therapeuten auf und sollte daher auch ein fester Ausbildungsbestandteil sein. Eine regelmäßige Evaluation ist allerdings zu empfehlen. In zukünftiger Forschung sollten neben den bisher vorherrschenden Selbstberichtsverfahren vermehrt auch objektive Erhebungsmethoden verwendet, die Repräsentativität der Stichproben gesteigert und Langzeiteffekte untersucht werden.