REM-Schlaf-Verhaltensstörung und andere frühe Indikatoren des Morbus Parkinson

2015 ◽  
Vol 34 (09) ◽  
pp. 691-696
Author(s):  
B. M. Schmidl ◽  
M. M. Unger

ZusammenfassungDie Diagnose eines Morbus Parkinson erfolgt klinisch bei Vorliegen der definierenden motorischen Symptome (Bradykinese, Tremor, Rigor, posturale Instabilität) und nach Ausschluss anderer Differenzialdiagnosen eines ParkinsonSyndroms. Bereits viele Jahre vor dem Auftreten der ersten motorischen Symptome eines Parkinson können bestimmte nicht motorische Symptome (z. B. Hyposmie, Schlafstörungen, Obstipation) auftreten. Die meisten dieser prämotorischen Marker sind unspezifisch und haben jeweils isoliert betrachtet einen niedrigen Vorhersagewert für die spätere Entwicklung eine M. Parkinson. Die REM-Schlaf-Verhaltensstörungen, die klinisch durch das Ausleben von aktionsgeladenen Träumen gekennzeichnet ist, zählt zu den spezifischsten Risikomarkern für die spätere Entwicklung eines M. Parkinson. Ein Teil der Patienten mit REM-Schlaf-Verhaltensstörung entwickelt im Verlauf auch andere neurodegenerative Erkrankungen, insbesondere andere alpha-Synukleinopathien. Der positive prädiktive Wert der REM-Schlaf-Verhaltensstörung für die spätere Entwicklung eines M. Parkinson ist höher, wenn zeitgleich weitere prämotorische Marker des M. Parkinson vorliegen.

Anafora ◽  
2021 ◽  
Vol 8 (2) ◽  
pp. 497-520
Author(s):  
Monika Leipelt-Tsai

In der deutschsprachigen Literatur der Gegenwart findet das zuvor tabuisierte Thema ‚neurodegenerative Erkrankungen‘, das den globalen demografischen Wandel indiziert, nach der Jahrtausendwende insbesondere als Demenz-Erzählung Beachtung. Im Jahr 2015 thematisiert dann Richard Wagner in seinem Roman Herr Parkinson ganz prominent die zweithäufigste degenerative Erkrankung des Nervensystems, Morbus Parkinson. Sein Roman spricht die Erkrankung erstmals aus der Perspektive eines selbst Betroffenen an und bricht mit den Konventionen des literarischen Diskurses. Wagner adressiert unterschiedliche Phasen der Erkrankung von der Diagnose bis zum Ausfall des Bewegungsapparats. Seine Erzähltechnik bedient sich dabei verschiedenster raffinierter Spiele, die eine Dechiffrierung verlangen. Es fragt sich: Weshalb wurde die Parkinsonerkrankung zuvor tabuisiert? Wie werden in Wagners Roman Autobiografie und Fiktion verflochten? Auf welche poetologische Reflexion wird in Herr Parkinson verwiesen? Wagner setzt in seinem Text das Sprechen als Parkinsonerkrankter bzw. dessen Unmöglichkeit performativ in Szene. Spiele erscheinen dabei als Motiv, im Verfahren des Sprachspiels und der Anspielung sowie als komplexe Verschränkung des Maskenspiels, welches Symptome der Erkrankung auch als Bewusstseinsspaltung entfaltet. Die Parkinsonerkrankung scheint surreal-anachronistische Halluzinationen zu produzieren und stellt die Identität des Selbst in Frage.


e-Neuroforum ◽  
2005 ◽  
Vol 11 (4) ◽  
Author(s):  
Guido Nikkhah

ZusammenfassungAktuelle Fortschritte in der Neuro- und Stammzellbiologie haben zu einem tieferen Verständnis für die Mechanismen der neuronalen De- und Regeneration sowie zu neuartigen restaurativen Therapieansätzen für neurodegenerative Erkrankungen, wie dem Morbus Parkinson geführt. Das zugrunde liegende Konzept beim Morbus Parkinson ist der Ersatz der degenerierten dopaminergen Neurone durch die Implantation neuronaler Vorläufer- oder Stammzellen, die die Steuerung von sensomotorischen Bewegungsabläufen, zumindest teilweise, wiederherstellen sollen. Bisherige Studien in Nagetier- und Primatenmodellen der Parkinson’schen Erkrankung haben gezeigt, dass intrastriatale dopaminerge Transplantate das denervierte Striatum reinnervieren und läsionsinduzierte Verhaltensdefizite wiederherstellen können. In klinischen Transplantationsstudien gelang der Nachweis überlebender dopaminerger Nervenzellen mit Hilfe der funktionellen Bildgebung und in post mortem-Studien bei Parkinsonpatienten. Anhand der klinischen Bewertungsskalen wurden signifikante Langzeitverbesserungen erreicht, es traten aber auch unerwartete Nebenwirkungen, wie z.B. sog. „OFF-Phasen“-Dyskinesien auf. Die zukünftige wissenschaftliche und klinische Forschung in diesem spannenden Gebiet der Neuroregeneration fordert deshalb einen intensiven und konstruktiven Diskurs zwischen den grundlagenorientierten Wissenschaftlern und den Klinikern. Vorrangige Ziele sind die Etablierung unbegrenzter dopaminerger Zellressourcen aus adulten und / oder embryonalen Stammzellen, die Optimierung der Implantationsmethoden und die Aufklärung der Transplantat-Empfänger-Interaktionen.


2012 ◽  
Vol 31 (12) ◽  
pp. 879-883
Author(s):  
C. Schneider ◽  
A. Storch

ZusammenfassungNicht motorische Symptome des idiopathischen Parkinson-Syndroms (IPS) werden im klinischen Alltag zu selten diagnostiziert und ungenügend therapiert. Mit dem Non-motor Symptoms Questionnaire (NMSQuest) und der Non-motor Symptoms Scale (NMSScale) stehen zwei Skalen zur Verfügung, mit denen ein Großteil der möglichen nicht motorischen Beschwerden erfasst werden können. Beim NMSQuest handelt es sich um eine kurze Screening-Liste zu nicht motorischen Symptomen, die im Wartezimmer von den Patienten ausgefüllt werden kann. Während der ärzt-lichen Konsultation kann der Untersucher gezielt auf die angekreuzten Symptome eingehen und diese mithilfe der NMSScale quantifizieren. Zur Evaluierung einzelner nicht motorischer Symptome stehen zusätzliche validierte Skalen zur Verfügung.


2011 ◽  
Vol 38 (S 01) ◽  
pp. S34-S38
Author(s):  
H. Honig ◽  
P. Odin ◽  
K. Chaudhuri

pharma-kritik ◽  
2012 ◽  
Vol 33 (8/9) ◽  
Author(s):  
Hans-Peter Ludin

Heute ist es klar, dass der Morbus Parkinson kein rein motorisches Krankheitsbild darstellt, sondern durch vielfältige, besonders in späten Krankheitsphasen ausgeprägte nicht-motorische Symptome gekennzeichnet ist, die grösstenteils nicht auf dem Dopaminmangel beruhen. Bei jüngeren Kranken beginnt man die Behandlung meistens mit einem nicht-ergolinen Dopaminagonisten. Bei älteren Personen und bei solchen mit kognitiven Defiziten erfolgt die Therapie primär mit L-Dopa (+ Dekarboxylasehemmer). Die motorischen Komplikationen der dopaminergen Therapie, die psychischen Nebenwirkungen und die nicht-motorischen Symptome erfordern weitere gezielte Massnahmen.


Praxis ◽  
2003 ◽  
Vol 92 (19) ◽  
pp. 909-910
Author(s):  
Crosby ◽  
Deane ◽  
Clarke
Keyword(s):  

Praxis ◽  
2005 ◽  
Vol 94 (32) ◽  
pp. 1215-1218
Author(s):  
Hug

In einem gesunden vielzelligen Organismus aktivieren gefährliche oder nicht mehr benötigte Zellen ein endogenes Selbstmordprogramm. Der daraus resultierende programmierte Zelltod oder Apoptose unterscheidet sich von der pathophysiologischen Form des Zelltodes, der Nekrose, vor allem in der Erhaltung der Zellmembranen. Phagozytierende Zellen beseitigen die Zellreste, sodass bei Apoptose keine Entzündungen auftreten. Störungen der Apoptose sind an der Ursache von vielen Krankheiten beteiligt, wie z.B. Krebs, neurodegenerative Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen und Entzündungen. Proteine, die in Apoptose-Prozessen involviert sind, dienen daher als viel versprechende Angriffspunkte für Medikamente. Für einen raschen Erfolg muss das akkumulierte Wissen über die komplizierten Regelkreise der Apoptose in geeigneten «Wissens-Management-Systemen» gesammelt und evaluiert werden.


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