ZusammenfassungAls 1996 die modernen antiretroviralen Kombinationstherapien (hochaktive antiretrovirale Therapie, HAART) in die Behandlung der HIV-Infektion eingeführt wurden, herrschte die Vorstellung, es werde gelingen, alle Komplikationen dieser Infektionskrankheit erfolgreich zu therapieren. Zunächst nahmen die neurologischen Komplikationen auch deutlich ab. Zu Beginn dieses Jahrtausends zeigte sich dann aber eine Prävalenzzunahme der HIV-assoziierten Gehirnerkrankungen, was als Folge der längeren Überlebenszeiten HIV-positiver Menschen interpretiert wurde. Von 2003 an erschienen jedoch Publikationen, die auch auf eine Inzidenzzunahme hinwiesen. Für den praktisch tätigen Mediziner sind daher Wissen über die klinische Präsentation dieser Erkrankungen und die sorgfältige differenzialdiagnostische Abgrenzung von sogenannten opportunistischen Infektionen (Cytomegalie-Virus-Encephalitis, zerebrale Toxoplasmose oder zerebrales Lymphom mit diffuser Ausbreitung und progressive, multifokale Leukencephalopathie) wesentlich. Die folgende Arbeit soll neue diagnostische Kriterien vorstellen und differenzialdiagnostische Überlegungen erleichtern.