Die Ermittlung der bei Zugvorbeifahrt auf Lärmschutzwänden (LSW) entlang von Hochgeschwindigkeitsstrecken der Bahn einwirkenden aerodynamischen Druck-/Sog-Belastungen ist in unterschiedlichen Normen und Richtlinien geregelt. Neben EN 1991–2 existiert die UIC 779–1 und die prEN 16727–2–2. In Deutschland werden die Ril 804.5501 und in Österreich die RVE 04.01.01 angewandt. Die vorliegende Arbeit behandelt alle derzeit in Anwendung befindlichen Normen und Regelwerke und stellt die sich ergebenden Unterschiede bei der Ermittlung der aerodynamischen Druck-/Sog-Belastungen sowie der Verformungsreaktion der LSW-Steher dar. Neben der Darstellung der Unterschiede werden Hintergrundinformationen zu den verwendeten Parametern, Variablen und Lasterhöhungsfaktoren erläutert. Für einen allgemeinen und einen konkret ausgeführten Fall einer Lärmschutzwand auf freier Strecke, wird die Anwendung der unterschiedlichen Normen und Regelwerke zur Ermittlung der aerodynamischen Druck-/Sog-Belastungen demonstriert und die Unterschiede in den Ergebnissen werden diskutiert. Es wird dargelegt, bei welcher Norm sich in welchem Betrachtungsbereich Unterschiede ergeben und insbesondere wird auch eine Begründung für die Unterschiede angegeben. Bei einer konkret ausgeführten Lärmschutzwand wurde von 2012 bis 2014 eine Dauermessstelle betrieben. Neben den tatsächlich bei Zugvorbeifahrt auftretenden Druck-/Sog-Belastungen (Einwirkungsseite) wurde auch die Reaktion der Lärmschutzwand (Widerstandseite) bei jeder Zugvorbeifahrt gemessen. Am Lärmschutzwandsteher wurden Dehnmessstreifen instrumentiert und die Spannungsschwingbreiten ermittelt. Die Ergebnisse der Dauermessstelle werden mit den Ergebnissen, die sich gemäß den unterschiedlichen Normen und Regelwerken ergeben, verglichen und diskutiert.