Wir, das Volk und die Verschwörung des Anderen
Der Beitrag sucht nach einem psychoanalytischen Zugang zum Phänomen des neueren Rechtspopulismus. Am Leitfaden des Sprachsymbols »Wir« weist er nach, wie der Populismus eine sprachliche und politische Hegemonisierung dieses Symbols anstrebt, indem er aus dem »Wir« den Repräsentanten eines einheitlichen Volkswillens macht. Im Kontrast dazu denkt die Psychoanalyse ihren Gegenstand, das Unbewusste, immer in einem Plural von topischen, in Konflikt und Widerspruch liegenden Instanzen; ebenso ist auch das Volk nur in einer demokratischen Vielzahl pluraler Kräfte repräsentierbar. Dann zeigt der Beitrag auf, dass der Populismus meist in einer Allianz mit Verschwörungstheorien auftritt und beide zeitdiagnostisch Symptome paranoider Gesellschaften und konspirativer Kulturen sind. Im Besonderen wird Max Webers »Geist des Kapitalismus« als kryptische Verschwörungsfantasie rekonstruiert. Diese Symptome werden im Lichte psychoanalytischer Modelle paranoider Konstellationen (Freud, Jacques Lacan, Jean Laplanche, Melanie Klein) gedeutet.