Häusliche Pflege und räumliche Distanz

Author(s):  
Stefanie Engler

Zunehmende intergenerationelle Wohnentfernungen und berufliche Mobilität verändern die Formen häuslicher Pflege und Sorge. Klassische familiäre Pflegesettings sind im Umbruch, neue Angehörigenprofile entstehen. »Distance Caregivers« erleben als entfernt lebende, sorgende Angehörige hilfeund pflegebedürftiger Personen neue und spezifische Herausforderungen. Technische Hilfsmittel und Assistenzsysteme versprechen Unterstützung. Als mögliche Lösungen sind sie mit zahlreichen Hoffnungen und Erwartungen verknüpft. Forschungsergebnisse in diesem Kontext fehlen bislang, vor allem im deutschsprachigen Raum. Der vorliegende Beitrag analysiert auf Grundlage einer qualitativen Interviewstudie mit 17 Angehörigen und 22 Expert*innen Chancen und Grenzen technischer Unterstützung. Die Daten werden daraufhin betrachtet, inwiefern Technik sich zwischen Autonomieermöglichung und Kontrollfunktion bewegt. Die Studie weist darauf hin, dass Technik als Co-Lösung der Einbindung in beratende, diskutierende, begleitende und edukative Prozesse bedarf, um ihren Nutzen bei räumlicher Distanz umfänglich entfalten zu können.

2000 ◽  
Vol 13 (2) ◽  
pp. 85-94 ◽  
Author(s):  
Elmar Gräßel

Zusammenfassung: Vorgestellt wird ein Pflegemodell für die häusliche Pflege, das einen wesentlichen Beitrag liefern soll zur Erklärung, wie häusliche Pflege zustande kommt, unter welchen Bedingungen sie aufrecht erhalten wird und wodurch die subjektive Belastung der familiären (informellen) Pflegeperson beeinflußt wird. Im Zentrum des Modells steht das eindimensionale, bipolare Pflegemotiv «Zuneigung - Verpflichtung». Einflüsse auf das pflegende Handeln von Angehörigen gehen außerdem von Umständen aus, wie zum Beispiel von dem Gesundheitszustand der Pflegeperson oder der Ursache der Pflegebedürftigkeit (Demenz ja/nein). Aus dem Modell werden konkrete Hilfen für pflegende Angehörige abgeleitet.


2007 ◽  
Vol 20 (4) ◽  
pp. 227-237 ◽  
Author(s):  
Wolfgang Hasemann ◽  
Annemarie Kesselring ◽  
Markus Stöcklin ◽  
Elmar Gräßel

Hintergrund: Die häusliche Pflege eines Menschen, der einen Schlaganfall erlitten hatte, durch Angehörige beinhaltet emotionale, soziale und körperliche Betreuung. Diese kann von den Angehörigen als belastend empfunden werden. Forschungsresultate beinhalten widersprüchliche Aussagen über Risikofaktoren (Prädiktoren), die eine mehr oder weniger starke subjektive Belastung pflegender Angehöriger erwarten lassen. Ziel dieser Studie war, in einer Gruppe pflegender Angehöriger Prädiktoren für deren subjektive Belastung zu identifizieren. Methode: Es wurden die Daten einer Teilstichprobe pflegender Angehöriger von Schlaganfallbetroffenen (N = 466) aus einer größeren deutschen Querschnittsstudie analysiert. Merkmale des Patienten, der Pflegeperson und der Pflegesituation dienten als potenzielle Prädiktorvariablen in einem Strukturgleichungsmodell, in dem die subjektive Belastung der pflegenden Angehörigen, gemessen mit der «Häusliche-Pflege-Skala» (HPS), die Ergebnisvariable darstellt. Ergebnisse: Das Risiko, sich subjektiv belastet zu fühlen, stieg für pflegende Angehörige, wenn sie jünger bzw. gesundheitlich eingeschränkt waren, eine hohe Arbeitsbelastung empfanden, oder wenn der Patient Veränderungen im Verhalten zeigte. Der stärkste Prädiktor für subjektive Belastung war eine negative Bewertung der Pflegesituation durch die pflegenden Angehörigen, welche mit Gefühlen, wie sich zur Betreuung gezwungen fühlen oder fürchten, die eigene Identität zu verlieren, korrelierte. Die prädiktive Beziehung zwischen nächtlichem Arbeitsaufwand und Belastung war inkonsistent. Der kognitive Zustand, der Antrieb und das Alter des pflegebedürftigen Menschen beeinflussten die subjektive Belastung der Pflegeperson nicht signifikant. Diskussion: Die subjektive Belastung pflegender Angehöriger von Schlaganfallbetroffenen wird von mehreren Faktoren beeinflusst. Ein zentraler Punkt für ein erweitertes Assessment subjektiver Belastung ist die Bewertung der Pflegesituation durch die Pflegeperson. Professionelle, an praktischen Pflegeaufgaben orientierte Unterstützung reduziert zwar den Arbeitsaufwand betreuender Angehöriger, lindert jedoch kaum deren subjektive Belastung. Dafür wären psycho-soziale Interventionen notwendig.


2007 ◽  
Vol 20 (4) ◽  
pp. 197-210 ◽  
Author(s):  
Martina Schäufele ◽  
Leonore Köhler ◽  
Sandra Lode ◽  
Siegfried Weyerer

Ziele: Ziel der vorliegenden Studie war es, erstmals für Deutschland repräsentative Daten zur Situation von privaten Pflegepersonen kognitiv beeinträchtigter älterer Menschen bereit zu stellen. Dabei sollten (modifizierbare) Faktoren ermittelt werden, die mit der subjektiven Belastung und Depressivität der Pflegenden assoziiert sind. Methode: Ausgehend von einer Zufallsstichprobe der deutschen Bevölkerung (N = 52,916) wurden alle über 60-jährigen Personen mit mindestens einer (I)ADL-Beeinträchtigung und kognitiven Auffälligkeiten kontaktiert. Die teilnehmenden Personen und ihre Hauptpflegepersonen (HPP) wurden mittels eines standardisierten Instrumentariums, das u. a. die Häusliche Pflegeskala (subjektive Belastung) und die Allgemeine Depressionsskala (Depressivität) enthielt, befragt. Ergebnisse: Die HPP der gepflegten Personen waren zumeist nahe Familienangehörige (N = 262; mittleres Alter = 61 Jahre; 73 % Frauen). Multivariate Regressionsanalysen erbrachten folgende Faktoren, die signifikant mit erhöhten Belastungs- und erhöhten Depressivitätswerten bei den HPP assoziiert waren: schwerere nicht kognitive Symptomatik (z. B. Apathie, Depression, Agitiertheit/Aggression) bei der gepflegten Person und weibliches Geschlecht der HPP. Verminderte Belastungs- und Depressionswerte resultierten, wenn die HPP die Wahrnehmung hatte, von ihrem privaten Umfeld gut unterstützt zu werden. Schlussfolgerungen: Maßnahmen zur Prävention und Linderung nicht kognitiver Symptome bei den gepflegten Personen sowie kognitive und andere psychosoziale Interventionen bei den Pflegenden könnten die HPP entlasten und die häusliche Pflege kognitiv beeinträchtigter älterer Menschen insgesamt fördern.


PADUA ◽  
2014 ◽  
Vol 9 (3) ◽  
pp. 159-162 ◽  
Author(s):  
Jörg Schmal

Problembasiertes Lernen fördert in der theoretischen Pflegeausbildung das Lernen der Schüler. Auch im praktischen Alltag kann das Konzept helfen, Wissen fest zu verankern und theoretisches Wissen in Handlungskompetenz übergehen zu lassen. Der nachfolgende Artikel hilft Praxisanleitern Probleme für eine Lernsituation zu konstruieren, die Problembasierte Praxisanleitung durchzuführen und zeigt einige Beispiele für die stationäre Kranken- und Altenpflege und die ambulante häusliche Pflege auf.


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