Zusammenfassung
Hintergrund Hochschulambulanzen haben eine zentrale Position in der
Behandlung, Lehre und Erforschung spezieller und komplexer Erkrankungen inne.
Der tägliche Betrieb einer universitären Poliklinik für Plastische, Ästhetische,
Hand- und Wiederherstellungschirurgie weist ein weitgefächertes Diagnosespektrum
der zugewiesenen Patienten aus. Unsere Hypothese war, dass das Diagnosespektrum
über den fachspezifischen Charakter hinaus weitreichend interdisziplinär ist und
ein hohes Maß an differenzierter und erweiterter klinischer Kompetenz
vermittelt.
Methode Die epidemiologischen Daten und Diagnosen der Patienten, die sich
zwischen 2013–2014 in unserer Ambulanz vorstellten, wurden anhand des
Arztbriefs, der medizinischen Akte und der Leistungsverschlüsselung (ICD)
katalogisiert. Eine Unterteilung der Diagnosen erfolgte nach Zugehörigkeit zu
den medizinischen Fachdisziplinen.
Ergebnisse Von 2013 und 2014 wurden 9272 Patienten mit 821 verschiedene
ICDs behandelt. Eine operative Haupt- oder Nebendiagnose bestand in 57 % der
Fälle. In 36 % der Diagnosen lagen internistische Krankheitsbilder vor, während
7 % aus dem Bereich Dermatologie, Neurologie, Psychiatrie, Zahnmedizin und
Augenheilkunde stammten. Die Alterschirurgie umfasste 22 %, postonkologische
Folgen 7 %, postoperatives Komplikationsmanagement 6 %, einer Z. n.
konservativer Behandlung 3 % und angeborene Fehlbildungen 3,0 % der Diagnosen.
Bei 29 % der vorgestellten Patienten stellten wir eine plastisch-chirurgische
Behandlungsindikation.
Schlussfolgerung Unsere Analyse zeigt, dass in einer Hochschulambulanz für
Plastische und Ästhetische Chirurgie, ein Patientenkollektiv mit komplexen
Erkrankungen und einem breiten Spektrum an Haupt- und Nebendiagnosen behandelt
wird. Dieses Spektrum bildet bei Ärzten eine breite Kompetenz aus und ist
aufgrund der Interdisziplinarität und Vermittlung von differentialdiagnostischen
Algorithmen und Untersuchungstechniken für die allgemeine Ausbildung von
Studierenden besonders geeignet.