ZusammenfassungDie Diagnostik der disseminierten intravasalen Gerinnung (DIC) oder Verbrauchskoagulopathie und ihre Therapie gestalten sich in der klinischen Praxis sehr komplex und erfordern eine differenzierte Laboranalytik, eine große klinische Erfahrung und eine hohe ärztliche Kompetenz. Für eine gute Prognose einer DIC ist eine möglichst frühzeitige Diagnose und spezifische Therapie erforderlich. Voraussetzung hierfür ist die Kenntnis von Krankheitsbildern, die häufig mit einer DIC vergesellschaftet sind, und von frühen klinischen und labordiagnostischen Indikatoren einer beginnenden DIC. Die Diagnostik basiert dann auf einem Stufenplan, der klinische, klinisch-chemische, hämatologische und hämostaseologische Parameter umfaßt. Insbesondere die Möglichkeit, mit Hilfe molekularer Marker der Gerinnungsund Fibrinolyseaktivierung frühzeitige Hinweise auf eine Hyperkoagulabilität zu erhalten und die Aktivierung des Fibrinolysesystems nachzuweisen, gestattet eine sehr differenzierte Diagnostik, eine entsprechende klinische Bewertung und Zuordnung zu einer Phase sowie eine adäquate Therapie. Die gerinnungsaktive Behandlung hat zum Ziel, die im Zusammenhang mit einer Grundkrankheit aufgetretene Gerinnungsstörung zu kompensieren und bedrohliche klinische Folgen möglichst so lange zu vermeiden, bis die Behandlung der Grundkrankheit erfolgreich ist. Die gerinnungsspezifische Therapie erfolgt dabei in Abhängigkeit der klinischen und labordiagnostischen Befunde; sie ist grundsätzlich individuell ausgerichtet und orientiert sich in ihrer Zusammensetzung und Abfolge an der zugrundeliegenden Phase der DIC. Während initial im Vordergrund die Antikoagulation mit Heparin steht, gewinnt mit fortschreitendem Schweregrad der Erkrankung die Substitution der Gerinnungsinhibitoren und später der Gerinnungsfaktoren zunehmende Bedeutung. Die Behandlung einer eventuell sehr stark ausgeprägten Hyperfibrinolyse mit Antifibrinolytika bedarf großer Erfahrung und ist zurückhaltend zu beurteilen.