Zusammenfassung. Fragestellung: Die psychometrischen Eigenschaften der ursprünglichen sowie einer modifizierten Version der Einschätzungsskala der Schulverweigerung (Elternversion: ESV-E; Kinderversion: ESV-K; Overmeyer, Schmidt & Blanz, 1994; deutsche Version der School Refusal Assessment Scale, SRAS; Kearney & Silverman, 1993) sollen untersucht werden, um Überarbeitungsalternativen zur nur bedingt validen Revision SRAS-R (Kearney, 2002) zu identifizieren. Der Fragebogen beansprucht, vier Funktionen der Schulverweigerung zu messen («Vermeidung negativer Affekte»; «Vermeidung aversiver Prüfungs- und sozialer Situationen»; «Aufmerksamkeitssuchendes Verhalten»; «Spürbare positive Verstärkung»). Methodik: An einer ambulanten kinder- und jugendpsychiatrischen Inanspruchnahme-Stichprobe von N = 124 (ESV-E) und N = 156 (ESV-K) Schulvermeidern wurden die inhaltliche Validität, die Item- und Skalenmerkmale, die interne Konsistenz, die faktorielle Struktur und die Konstruktvalidität (Korrelationen mit anderen Fragebögen, u. a. CBCL, YSR) bestimmt. Ergebnisse: Mehrere Items scheinen anstelle der aufrechterhaltenden Bedingungen der Schulverweigerung eher Angstsymptome zu erfassen, ein Item misst primär expansives anstelle von aufmerksamkeitssuchendem Verhalten. Die faktorielle Validität der ursprünglichen Version war nicht gegeben; nach Elimination mehrerer inhaltlich problematischer Items ergaben sich drei Faktoren («Schulangst», «Trennungsangst», «Aktivitäten während der Schulzeit»). Die Zusammenhänge der neu gebildeten Skalen mit anderen Verfahren wiesen auf eine gegebene Konstruktvalidität hin. Angesichts der Probleme der bereits vorliegenden Revision SRAS-R werden weitere Möglichkeiten einer alternativen Überarbeitung und Ergänzung diskutiert.