ZusammenfassungPsychogene nicht-epileptische Anfälle (PNES) treten im Kontext
verschiedener Erkrankungen auf. Die Ätiologie ist noch weitgehend
unverstanden. Bisherige Konzepte gehen von einer erhöhten Rate an Trauma
– Folgestörungen als ätiologische Erklärung
für PNES aus, was sich durch Studien mehrfach belegen ließ 1
2. Klinisch imponiert das Krankheitsbild
bedrohlich, wodurch die Betroffenen häufig intensivmedizinische
Maßnahmen erhalten, ohne dass sie davon profitieren 3. v. a. in Epilepsiezentren
häufen sich Betroffene, da hier eine diagnostische Abgrenzung zu
epileptischen Anfällen möglich ist. Oft gestaltet sich der
Übergang von der Diagnosestellung in der Epileptologie zur
Weiterbehandlung in die Psychosomatik schwierig, da sowohl
Patienten/innen als auch Behandelnde oft in somatischen
Krankheitskonzepten verhaftet sind 28. Aufgrund
der notwendigen Interdisziplinarität zwischen Neurologie und
Psychosomatik wurde an der Charité Universitätsmedizin Berlin
eine Spezialambulanz für Menschen mit dissoziativen Anfällen
gegründet, welche sich im Übergang von Neurologie zu
Psychosomatik ansiedelt und als Kooperationsprojekt funktioniert 27. Aus der Ambulanz heraus wurde zudem ein
Gruppenbehandlungsprogramm (Kördis) entwickelt. Dieses modularisierte
10-wöchige Therapieprogramm wird im Folgenden inhaltlich vorgestellt und
ist weiterhin Gegenstand einer aktuell noch laufenden randomisierten,
kontrollierten Evaluationsstudie. In den hier vorgestellten Pilotdaten aus der
laufenden RCT Studie zeigte sich eine signifikante Verbesserung der
Anfallsstärke (gemessen mit der Liverpool Seizure Severity Scale LSSS)
sowie der Dissoziationsneigung (gemessen mit dem Fragebogen für
dissoziative Symptome FDS-20) durch das Therapieprogramm (LSSS-Wert
prä-interventionell: 49,2±4,2; LSSS-Wert post-interventionell:
46,8±5,4; t(10)=2,73; p=0,02; FDS-20 -Wert
prä-interventionell: 25,3±14,6; FDS-20 -Wert
post-interventionell: 19,7±8,8; t(10)=2,18; p=0,05).