ZusammenfassungBei der Sektion kann der postmortale (p. m.) Einsatz klinisch-labordiagnostischer Untersuchungen aus Probenmaterial mehr oder weniger geschützter Kompartimente wichtige Zusatzinformationen für die Diagnose und Differenzialdiagnose liefern bzw. eigentlich nur klinisch zu stellende Diagnosen ohne pathomorphologisches Korrelat überhaupt erst ermöglichen. Die Arbeit liefert Anregungen zu diagnostischen Verfahren unter Verwendung von Augenkammerwasser, Harn, Pansensaft und weiteren p. m. erst zeitlich verzögert durch Auto- und Heterolyse beeinträchtigten Proben. Es wird eine Übersicht zu p. m. verwendbaren Probenmaterialien und deren Entnahme speziell beim verendeten Rind, zu klinisch-labordiagnostischen Parametern und Methoden und ihrer Aussagekraft sowie zu präanalytisch relevanten Vorbehalten bei der Befundinterpretation gegeben. Aus der Literatur und aus langjähriger Erfahrung mit p. m. klinischer Labordiagnostik werden praktikable Ansätze für die tägliche Arbeit und für spezielle Fragestellungen abgeleitet. Insbesondere Augenkammerwasser, Pansensaft und ggf. Harn sind leicht zugängliche Matrizes. Auch Liquor cerebrospinalis lässt sich in guter Qualität gewinnen und z. B. auf Elektrolyte und Metaboliten analysieren. Postmortale klinische Labordiagnostik kann in speziellen Fällen, z. B. Festliegen und Verenden infolge von Hypokalzämie oder Hypomagnesämie, Hinweise auf die Todesursache geben, auch wenn aufgrund eines zu raschen Versterbens keine labormedizinischen Untersuchungen zu Lebzeiten durchgeführt werden konnten oder p. m. keine morphologischen Veränderungen feststellbar waren, die das klinische Bild erklären würden. Die p. m. Labordiagnostik ist auch hilfreich, wenn sich am lebenden Tier keine klinischen Befunde erheben ließen. Zwar ergeben sich bei der Sektion auch sensorisch Hinweise auf Urämie und Ketose, doch erlauben klinisch-chemische Untersuchungen eine Verifizierung. Klinisch-labordiagnostische Untersuchungen können die Diagnose erhärten oder die Differenzialdiagnose eingrenzen bzw. sogar erst ermöglichen. Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, kann aber in der Pathologie Tätige zu solchen relativ selten eingesetzten Zusatzuntersuchungen ermutigen und die Zusammenarbeit zwischen Veterinärpathologen und klinischen Labordiagnostikern anregen.