Alkoholbezogene Störungen: Gedanken zur neuen Leitlinie

2021 ◽  
Vol 22 (2) ◽  
pp. 3-5
Author(s):  
Michael Soyka
Author(s):  
Arne Göring ◽  
Malte Jetzke ◽  
Sabrina Rudolph

Zusammenfassung. Hintergrund und Ziel: Gegenüber dem Bevölkerungsdurchschnitt liegen die Prävalenzraten alkoholbezogener Störungen von Studierenden deutlich über dem Durchschnitt der nichtstudentischen Bevölkerung. Bislang existieren in Deutschland keine Studien zur Frage, welchen Einfluss sportliche Aktivitäten auf die Ausprägung alkoholbezogener Störungen bei Studierenden besitzen. Die vorliegende Studie untersucht diesen Zusammenhang bei Studierenden einer deutschen Volluniversität. Methodik: Im Rahmen einer repräsentativen Onlinestudie wurden 1383 Studierende einer deutschen Universität zu ihrem Alkoholkonsum, den damit verbundenen sozialen Folgen und ihren sportlichen Aktivitäten befragt. Als Instrument kam der 27 Items umfassende Young Adult Alcohol Problems Screening Test sowie ein Erhebungsverfahren zur Erfassung der habituellen sportlichen Aktivität zum Einsatz. Ergebnisse: Studierende, die regelmäßig und intensiv sportlich aktiv sind, weisen eine höhere Screeningrate für alkoholbezogene Störungen auf als Studierende, die gar nicht oder nur unregelmäßig aktiv sind. Dieser Zusammenhang gilt insbesondere für Mannschaftssportarten, aber auch für Fitnessaktivitäten. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der Studie bestätigen amerikanische Forschungsbeiträge, die sportliche Aktivitäten bei Studierenden als einen Treiber für den Alkoholkonsum identifizieren. Sportorganisationen im Umfeld von Hochschulen sollten in der Alkoholprävention an Hochschulen zukünftig eine größere Berücksichtigung finden.


Author(s):  
Rainer Thomasius ◽  
Peter-Michael Sack ◽  
Nicolas Arnaud ◽  
Eva Hoch

Zusammenfassung. Hintergrund: Alkoholbezogene Störungen kennzeichnen sich meist durch einen frühen Störungsbeginn. Jedoch werden entwicklungsrelevante Behandlungsbedürfnisse in der Versorgung oft nicht adäquat berücksichtigt. Zu Screening, Diagnostik und Therapie von alkoholbezogenen Störungen ist nun eine neue, interdisziplinäre S3-Leitlinie vorgelegt worden, in der erstmals spezifische Behandlungsempfehlungen für Kinder und Jugendliche formuliert werden. Methodik: Für die S3-Leitlinie wurden insgesamt 23 Quellleitlinien, 28 systematische Reviews und 2213 Originalarbeiten ausgewertet. Eine interdisziplinäre Konsensuskonferenz formulierte 174 Empfehlungen, von denen 14 speziell für Kinder- und Jugendliche gelten. Je nach Evidenzniveau vergab sie „Soll-“, „Sollte-“ und „Kann“-Empfehlungen oder einen „Klinischen Konsenspunkt“ (KKP). Ergebnisse: Für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen gab es jeweils eine „Soll“-Empfehlung innerhalb von Psychotherapien für das Motivational Interviewing (MI), die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und den Einbezug von Familienangehörigen. Empfehlungen zur Familientherapie sind heterogen. Zu psychosozialen Therapien (z. B. Psychoedukation, Erziehungshilfe, Ergotherapie) wurde ein KKP vergeben. Die Studienlage zu medikamentösen Therapien war unzureichend; nur für die Behandlung psychisch komorbider Störungen ließ sich ein KKP ableiten. Im Rahmen differenzieller Indikationen sollen die Risiken für Suizide, Behandlungsabbruch und die über Mitpatienten vermittelte Delinquenz berücksichtigt werden (KKP). Schlussfolgerungen: Für die Behandlung von alkoholbezogenen Störungen bei Jugendlichen können zahlreiche evidenz- und konsensbasierte Empfehlungen abgegeben werden. Drängender Forschungsbedarf wurde v. a. im Bereich der medikamentösen Therapien festgestellt.


Suchttherapie ◽  
2021 ◽  
Author(s):  
Hanna Dauber ◽  
Barbara Braun-Michl ◽  
Sara Specht ◽  
Jutta Künzel ◽  
Larissa Schwarzkopf

Zusammenfassung Ziel Dieser Beitrag untersucht anhand der Daten der Deutschen Suchthilfestatistik (DSHS) welche Veränderungen sich in der ambulanten Suchthilfe hinsichtlich Klientel, Hauptdiagnosen und Betreuungsergebnis im Zeitraum von 2007 bis 2016 ergeben haben. Die beobachteten Trends werden vor dem Hintergrund sich wandelnder gesamtgesellschaftlicher und versorgungspolitischer Rahmenbedingungen reflektiert. Material und Methoden Aggregierte Daten aller ambulanten Suchthilfeeinrichtungen, die sich im genannten Zehnjahreszeitraum an der DSHS beteiligt haben, wurden deskriptiv ausgewertet. Neben der Entwicklung des Betreuungsvolumens beschreiben die Analysen soziodemografische, störungs- und betreuungsrelevante Parameter im Zeitverlauf. Ergebnisse Die Anzahl teilnehmender Einrichtungen (2007: n=720; 2016: n=863) ist im untersuchten Zeitraum gestiegen. Neben einigen soziodemografischen Merkmalen (zunehmendes Durchschnittsalter, steigender Frauenanteil, höheres Bildungsniveau) hat sich insbesondere die Zusammensetzung der Hauptdiagnosen verändert. Trotz stark rückläufigem Anteil (2007: 57,3%; 2016: 48,9%) repräsentieren alkoholbezogene Störungen nach wie vor den häufigsten Betreuungsanlass. Bei opioidbezogenen Störungen ist ebenfalls ein Rückgang zu verzeichnen (2007: 18,6%, 2016: 13,7%), während cannabis-bezogene Störungen deutlich zugenommen haben (2007: 12,1%, 2016: 17,8%). Der Anteil positiver Betreuungsergebnisse war konstant hoch (2007: 64,5%, 2016: 64,1%). Diskussion Die konstant positiven Betreuungsergebnisse deuten darauf hin, dass auf veränderte Bedarfe der Suchthilfeklientel in richtigem Maße reagiert wurde. Perspektivisch ist von einem Bedeutungszuwachs der älteren Klientel sowie von Menschen mit Migrationshintergrund in der Suchthilfe auszugehen, was annahmegemäß weitere Anpassungen des Angebots nach sich ziehen dürfte.


2008 ◽  
Vol 76 (2) ◽  
pp. 75-83 ◽  
Author(s):  
B. Lieb ◽  
M. Rosien ◽  
U. Bonnet ◽  
N. Scherbaum

2019 ◽  
Vol 87 (07) ◽  
pp. 341

Der Genuss von Alkohol während der Schwangerschaft erhöht unter anderem das Risiko für Fehl- und Totgeburten. Eine europäische Studie brachte zutage, dass 7,2 % der schwedischen Frauen während der Schwangerschaft weiterhin Alkohol konsumierten, im Vereinigten Königreich waren es sogar 28,5 %. A. C. Edwards et al. haben nun die protektiven Effekte einer Schwangerschaft in Bezug auf das Risiko für alkoholbezogene Störungen untersucht.


2008 ◽  
Vol 27 (01/02) ◽  
pp. 40-46 ◽  
Author(s):  
J. Köhler ◽  
M. Soyka ◽  
P. Schmidt

ZusammenfassungAlkoholbezogene Störungen haben aufgrund ihrer hohen Prävalenz eine zunehmende Bedeutung für das Gesundheitswesen. Wie auch in anderen Indikationen besteht im Rahmen der Rehabilitation Alkoholabhängiger der Wunsch von Leistungsanbietern und Kostenträgern, Betroffenen die bestmögliche Versorgung zu ermöglichen und in diesem Zusammenhang ein aktuelles Interesse an Leitlinien. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) koordiniert seit 1995 ein nationales Programm zur Entwicklung von Leitlinien für Diagnostik und Therapie und seit 1998 fördert die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (seit 10/2005 „Deutsche Rentenversicherung Bund“; DRV-Bund) Forschungsprojekte zur Erstellung von Prozessleitlinien für die Rehabilitation. Im Jahr 2006 wurde die AWMF-Leitlinie: Postakutbehandlung alkoholbezogener Störungen fertig gestellt. Das Projekt der DRV zur Erstellung einer Leitlinie für die Rehabilitation bei Alkoholabhängigkeit steht kurz vor dem Abschluss. In dieser Arbeit erfolgt eine Gegenüberstellung beider Leitlinien hinsichtlich Entwicklungsprozess, Aufbau, Zielen, Bezugsrahmen und Zielgruppe. Die Leitlinien sind in einer Reihe von Merkmalen miteinander vergleichbar. Unterschiede ergeben sich in der Bezugsgröße, der Art des Settings, für welches Empfehlungen gegeben werden, sowie einigen inhaltlichen Aspekten. Zukünftige Forschung sollte sich vor allem auf Wirksamkeitsnachweise für bisher nicht ausreichend evaluierte Behandlungsmethoden fokussieren.


2012 ◽  
Vol 20 (1) ◽  
pp. 19-20 ◽  
Author(s):  
Isaac Bermejo ◽  
Fabian Frank ◽  
Martin Härter

EinleitungAlkohol wird bei Migranten insbesondere ab dem 50. Lebensjahr zu einem häufigen Problem. Diese Gruppe wird aber durch alkoholbezogene Präventionsmaßnahmen nur unzulänglich erreicht. Vor diesem Hintergrund wurde am Universitätsklinikum Freiburg ein auf ältere Migranten gerichtetes transkulturelles Präventionskonzept für alkoholbezogene Störungen in einer cluster-randomisierten Studie mit n = 268 Migranten evaluiert. Akzeptanz, Bewertung und selbstangegebene Reduktion im Alkoholkonsum in der Interventionsgruppe signifikant höher. Die Berücksichtigung der Diversität bezüglich kultureller, migrationsbezogener war, soziodemographischer und sprachlicher Faktoren erhöht die Effektivität von Präventionsmaßnahmen.


Author(s):  
Dilek Sonntag ◽  
Karin Welsch

<B>Fragestellung:</B> Die jährliche Auswertung der Daten stationärer Einrichtungen der Suchthilfe in Deutschland ermöglicht eine Analyse der Versorgungsstruktur, der Patientencharakteristika sowie der erzielten Ergebnisse. Sie erlaubt auch Trendanalysen und dient als Grundlage für die Planung von Forschungsprojekten und Modellprogrammen. </P><P> <B>Methodik:</B> Die Dokumentation für das Jahr 2003 basiert auf den Daten von 26.761 Patienten, darunter 23.617 Entlassungen aus 106 stationären Einrichtungen in Deutschland (2002: 25.502 Patienten in 85 Einrichtungen). Ausgewertet werden Aggregatdaten auf Basis des Bundesdatensatzes und des Deutschen Kerndatensatzes. </P><P> <B>Ergebnisse:</B> Bei 80 % der Patienten stehen alkoholbezogene Störungen im Vordergrund; sie sind durchschnittlich 43,7 Jahre alt, Patienten mit opiatbezogenen Störungen 29,9 Jahre. Die Behandlungsdauer beträgt bei Alkohol-Patienten 12,2 Wochen und bei Opiat-Patienten 13,3 Wochen. Etwa 76 % der alkohol- und 39 % der opiatbedingten Behandlungen werden planmäßig beendet. Bei planmäßiger Beendigung wird bei 98 % der Alkohol-Patienten und bei 96 % der Opiat-Patienten die Problematik als behoben oder gebessert eingeschätzt.


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