Zusammenfassung:Fragestellung: Forschungsschwerpunkte der letzten Jahre bei der Zwangsstörung waren zum einen die Beteiligung des frontostriatalen Systems an der Pathophysiologie, zum anderen die Wirkungsweise und Effektivität von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern, welche im frontostriatalen System ihre spezifische Wirksamkeit bei der Zwangsstörung entfalten. Die Behandlungsverläufe jugendlicher, stationär behandelter Zwangspatienten wurden hinsichtlich der verwendeten Medikamente und ihrer Auswirkungen auf den Behandlungsverlauf untersucht. Methodik: Die Akten aller seit 1. 1. 1990 in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters in Mannheim zur stationären Aufnahme gekommenen Zwangspatienten wurden ausgewertet bezüglich Medikations-, Verlaufs- und Outcomeparametern. Ergebnisse: 5 Patienten brachen die Behandlung ab, 5 Patienten erhielten keine Medikation, 8 bekamen Sulpirid, 10 Clomipramin, 3 Fluvoxamin. Die mittlere Dauer des stationären Aufenthaltes war für die beiden mit Sulpirid und Clomipramin medizierten Gruppen länger als für die unmedizierte Gruppe, jedoch für die beiden Gruppen mit medikamentöser Behandlung fast gleich. Der Behandlungserfolg für die Zwangssymptomatik wurde in den beiden medizierten Gruppen als höher bewertet als in der nicht-medizierten Gruppe. Unter Sulpirid zeigten sich Gewichtszunahme, Müdigkeit und Prolaktinerhöhung, unter Clomipramin bei der Hälfte der Patienten kardiale Nebenwirkungen. Schlußfolgerungen: In dieser kleinen, nicht randomisiert und nicht unter doppelt-blind-Bedingungen medizierten Stichprobe zeigt sich in einer Post-hoc-Analyse keine unterschiedliche Effektivität von Clomipramin und Sulpirid. Die unter Clomipramin auftretenden Nebenwirkungen lassen an einen häufigeren Einsatz von selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern zur Steigerung der Medikamentencompliance denken.