Biologische Osteosynthese – was bedeutet das für den Hausarzt?
Die biologische Osteosynthese ist durch mehrere Faktoren gekennzeichnet: schonungsvolle Operationstechnik, Reduktion des Repositionszieles auf das funktionell Notwendige und Verwendung neuer Verankerungsprinzipien und Implantatdesigns, welche die Vitalität des Knochens wenig beeinflussen. Die Reposition einer Fraktur im Schaftbereich erfolgt meist indirekt, die Exposition der Frakturzone wird vermieden, und die Fragmente bleiben in ihrem Weichteilverbund integriert, so dass der natürliche Knochenheilungsprozess so wenig wie möglich gestört wird. In diesem Zusammenhang hat sich insbesondere die Technik der Plattenosteosynthese gewandelt. In Analogie zu einer Marknagel-Osteosynthese wird die Fraktur mit der Platte langstreckig überbrückt unter korrekter Einstellung von Länge, Achsen und Torsion des Knochens. Der chirurgische Zugang ist oft minimal und dient lediglich noch dem Einschieben des Implantates, die Inzisionslänge entspricht dabei eher dem Plattenquerschnitt als der Plattenlänge. Die mechanische Leistungsfähigkeit der Platte wird durch den Gebrauch langer Implantate und die Möglichkeit, neben Standardschrauben auch winkelstabile Schrauben einzusetzen, optimiert. Durch die Vergrößerung des mechanisch wirksamen Hebelarms der Platte nimmt die Belastung der Schrauben ab, was die Gefahr des Ausreissens von Schrauben oder eines Schraubenbruchs vermindert. Die Platte selbst erfährt bei gegebener Belastung eine geringere elastische Deformation und damit eine bessere Resistenz gegen einen Ermüdungsbruch. Die vorsichtige funktionelle Nachbehandlung bis zur radiologisch gesicherten Konsolidation des Knochens bleibt wichtiges Element des Behandlungserfolgs.