Die Rolle pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz in der Bedarfsbestimmung am Beispiel der CarenapD-Studie

Pflege ◽  
2014 ◽  
Vol 27 (4) ◽  
pp. 243-255 ◽  
Author(s):  
Christine Riesner

Eine bedarfsgerechte Versorgung bei Demenz in der Häuslichkeit erfordert den Einsatz von Bedarfsassessments wie CarenapD (Care Needs Assessment Pack for Dementia). Das CarenapD Manual sieht vor, dass die Person mit Demenz (PmD) und der pflegende Angehörige (pA) einbezogen sein sollen. In einer Prä-Post-Studie wurde CarenapD in der Praxis bei PmD (n = 55) und pA (n = 49) durch professionelle Mitarbeiter (n = 15) eingesetzt, pA wurden wesentlich stärker einbezogen als PmD. Mit einer Sekundäranalyse wird die Frage diskutiert, ob die stärkere Einbeziehung der pA die Ergebnisse beeinflusst haben kann. In die Sekundäranalyse werden Bedarfe (BD) der PmD und des pA einbezogen. BD der PmD in T0 wie T1 zeigten häufig erfüllte funktionale BD (50 %), häufig keinen BD (42 %) in demenzspezifischen BD und hohe nicht erfüllte soziale BD (35 %). Die Belastung der pA konnte von T0 zu T1 in Alltagsbelastung (−14 %), Begleitung (−20 %) und Pflegeunterbrechung (−9 %) gesenkt werden. Auffällig ist gegenüber der Literaturlage, dass häufig kein demenzspezifischer BD der PmD festgestellt wurde. BD der pA zeigen kongruente Ergebnisse, es scheint zu Entlastungen gekommen zu sein. Unkenntnis und Scham der pA und Anwesenheit der PmD kann im Assessment-Prozess dazu geführt haben, dass häufig keine demenzspezifischen BD festgestellt wurden. PmD und pA sollten aktiv in den Assessment-Prozess einbezogen werden und ihre individuelle Sichtweise einbringen können, wie dies im CarenapD Manual vorgesehen ist. Die Umsetzung dieser Vorgabe erfordert professionelles Fallverstehen.

Pflege ◽  
2010 ◽  
Vol 23 (4) ◽  
pp. 223-239 ◽  
Author(s):  
Franco Mantovan ◽  
Dietmar Ausserhofer ◽  
Markus Huber ◽  
Eva Schulc ◽  
Christa Them

Durch die häusliche Pflegesituation sind pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz einer Vielzahl an physischen, psychischen und sozialen Belastungen bzw. Einschränkungen ausgesetzt und laufen Gefahr, selbst zu erkranken. Pflegende Angehörige benötigen adäquate Entlastungsangebote, um die Pflege ihres Familienmitglieds zuhause so lange und so gesund wie möglich durchführen zu können. In der vorliegenden Arbeit wurden anhand einer systematischen Literaturübersicht Entlastungs- und Förderinterventionen und deren Effekte auf pflegende Angehörige von Demenzerkrankten recherchiert und dargestellt. Aus der Ergebnisdarstellung geht hervor, dass psychoedukative, pflegeentlastende, unterstützende, psychotherapeutische und multimodale Angebote sowie Case und Care Management bei pflegenden Angehörigen signifikante Effekte auf Ergebnisparameter wie Belastungen, Depressivität, subjektives Wohlbefinden, Fähigkeiten/Wissen sowie Symptome und Institutionalisierung des Pflegebedürftigen zeigen. Keine der untersuchten Interventionen deckt jedoch alle Ergebnisparameter ab. Um eine individuelle Versorgung pflegender Angehöriger sicherstellen zu können, bedarf es eines übergeordneten organisatorischen Konzepts (z. B. Case/Care Management, Family Health Nursing) das die Bedürfnisse der pflegenden Angehörigen erkennt, bedarfsgerechte Angebote für pflegende Angehöriger kombiniert und vernetzt. Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen könnten als «Care Manager» oder «Family Health Nurses» bei der Sicherstellung der häuslichen Pflege von Menschen mit Demenz eine zentrale Rolle spielen. Weitere Untersuchungen zu multimodalen Angeboten bzw. Case bzw. Care Management werden benötigt, wobei eine sorgfältige Wahl des Studiendesigns, der Stichprobengröße und der Ergebnisparameter (Assessmentinstrumente) getroffen werden muss, um signifikante Ergebnisse und homogene Daten zu produzieren.


PADUA ◽  
2019 ◽  
Vol 14 (4) ◽  
pp. 255-264 ◽  
Author(s):  
Denny Paulicke ◽  
Christian Buhtz ◽  
Gabriele Meyer ◽  
Karsten Schwarz ◽  
Dietrich Stoevesandt ◽  
...  

Zusammenfassung. Die Angehörigen übernehmen den größten Teil der häuslichen Pflege von Menschen mit Demenz. In Anbetracht der wachsenden Zahl der pflegebedürftigen Menschen mit Demenz werden auch assistive Technologien als Unterstützung zunehmend diskutiert. Der Erwerb von Wissen über bestehende technische Systeme sowie von Kompetenzen für die pflegenden Angehörigen bilden dafür die Vorrausetzung.


2020 ◽  
Vol 4 (Supplement_1) ◽  
pp. 626-626
Author(s):  
Lyndsey Miller ◽  
Christina Reynolds ◽  
Carol Whitlatch ◽  
Joel Steele ◽  
Jeffrey Kaye

Abstract Unmet dementia-related care needs are highly prevalent, and are detrimental to the care dyad’s health and well-being, safety, and ability to age in place. The goal of this study was to develop an ecologically-valid needs assessment and integrate it with aspects of the SHARE intervention to inform values-based care planning. Using digital behavioral data collected via an actigraphy watch and multimodal sensors installed in the homes of 76 older adult couples with and without dementia, we created a prototype of the objective measures informing READyR: time spent together or separate as a dyad, exits from the home, sleep habits, physical activity, daily weight, driving habits, and medication taking behavior. These digital behavioral data were then mapped onto care values (e.g. safety, avoiding burden & autonomy) to create a values-based needs assessment protocol that is tailored to the individual care dyad. Discussion will focus on future testing and applications of READyR.


Pflege ◽  
2021 ◽  
Vol 34 (5) ◽  
pp. 275-284
Author(s):  
Stephanie Heinrich ◽  
Christine Schiller ◽  
Manuela Grünzig ◽  
Thomas Klatt ◽  
Jennifer Geyer ◽  
...  

Zusammenfassung. Hintergrund: Case Management bei Demenz wird in der Nationalen Demenzstrategie Deutschlands gefordert. Dessen Wirksamkeit ist vielfach untersucht, die Ergebnisse sind widersprüchlich. Demgegenüber sind Umsetzungsprozesse von Case Management-Konzepten bislang kaum beschrieben. Ziele: Ziel der Machbarkeitsstudie war es, die Umsetzung einer aufsuchenden Hilfe für Menschen mit Demenz zu analysieren sowie Veränderungen in der Versorgung, Akzeptanz sowie förderliche und hemmende Faktoren der Umsetzung zu explorieren. Methoden: Die aufsuchende Hilfe für Menschen mit Demenz wurde im Zeitraum 08 / 2018 bis 07 / 2019 umgesetzt. Einbezogen wurden Menschen mit Demenz und pflegende Angehörige. Es erfolgte eine prospektive Erfassung quantitativer und qualitativer Daten anhand von halbstandardisierten Interviews im Rahmen der aufsuchenden Hilfe. Ergebnisse: Die aufsuchende Hilfe konnte bei 113 Menschen mit Demenz umgesetzt werden und größtenteils konnten pflegende Angehörige einbezogen werden. Im Mittel fanden acht Kontakte im Zeitraum von 74 Tagen statt. Die Bedarfs- und Unterstützungsbereiche waren vielfältig. Die Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten steigerte sich nach Interventionsabschluss um 19 %. Schlussfolgerungen: Die Umsetzung einer kontinuierlichen und prozesshaften Begleitung von Menschen mit Demenz und Angehörigen ist möglich, wobei Struktur und Prozedere transparent sein sollten. Förderlich ist eine umfangreiche Ausrichtung und vernetzte Arbeit. Die Wirksamkeit der Intervention bleibt in einer kontrollierten Studie zu untersuchen.


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