Entwicklung und Machbarkeit einer Intervention zur Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen im Krankenhaus
Zusammenfassung. Hintergrund: Freiheitsentziehende Maßnahmen (FEM) werden im Krankenhaus regelmäßig bei Menschen mit Demenz und Delir eingesetzt. Aufgrund des fehlenden Wirksamkeitsbelegs und der negativen Folgen ist die Vermeidung von FEM geboten. Fragestellung/Ziel: Entwicklung und Machbarkeitsprüfung einer Intervention zur Reduktion von FEM im Krankenhaus. Methode: Systematische Aufarbeitung der Literatur und theoriegeleitete Modellierung einer Intervention mit Einbezug der an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen. Mixed Methods-Studie in zwei Abteilungen eines Universitätsklinikums (Alterstraumatologie und Neurologie). Ergebnisse: Die komplexe Intervention beinhaltet folgende Komponenten: Qualifizierung von Multiplikator_innen, interprofessionelle Kurzschulung, Audit-Feedback-Runden und die Unterstützung durch die pflegerischen und ärztlichen Leitungen. Die Ergebnisse zur Machbarkeit zeigen, dass die Intervention als praktikabel und hilfreich eingeschätzt wurde, aber der interprofessionelle Ansatz wurde nicht wie geplant umgesetzt. Als wichtigste Barriere für die Reduktion von FEM wurde die hohe Arbeitsverdichtung genannt. Die Ergebnisse zur Prävalenz von FEM waren aufgrund einer sehr geringen Ereignisrate nicht aussagekräftig. Schlussfolgerung: Die komplexe Intervention mit einem Multiplikator_innen-Ansatz zur Vermeidung von FEM wurde als praktikabel eingeschätzt, allerdings besteht weiterer Entwicklungsbedarf zur Stärkung der interprofessionellen Kooperation. Die Machbarkeit der Intervention sollte in weiteren Fachbereichen überprüft werden.