Zerebelläre kortikale Abiotrophie bei zwei Labrador-Retriever-Welpen
Zusammenfassung: Gegenstand und Ziel: Darstellung der klinischen Symptomatik sowie der histopathologischen Veränderungen der zerebellären kortikalen Abiotrophie. Material und Methoden: Fallbericht zweier Labrador-Retriever-Welpen. Ergebnisse: Die Symptomatik in Form einer progredienten Gleichgewichtsstörung trat im dritten Lebensmonat nach einer bis dahin normalen Entwicklung der Tiere auf. Bei dem weniger stark betroffenen weiblichen Welpen fielen eine mittelgradige Ataxie der Hintergliedmaßen bei deutlicher Hypermetrie der Vorderbeine und unkoordinierte Bewegungen des Kopfes auf. Bei dem schwerer erkrankten Rüden war das Stehvermögen aufgehoben. Zeitweise verfiel das Tier in einen Opisthotonus mit Extensorspasmus aller Gliedmaßen und zeigte einen rotatorischen Nystagmus. Der Drohreflex ließ sich nicht auslösen. Die Befunde der neurologischen Untersuchung wiesen klar auf eine Erkrankung des Zerebellum hin. Aufgrund aussichtsloser Prognose wurden die beiden Wurfgeschwister euthanasiert und pathologisch untersucht. Die histopathologischen Veränderungen am Gehirn beschränkten sich auf den zerebellären Kortex und manifestierten sich in einem Verlust von Purkinje-Zellen. Die Größe der Kleinhirne war unverändert. Die histopathologischen Befunde führten zur Diagnose einer zerebellären Abiotrophie. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Die zerebelläre kortikale Abiotrophie stellt auch bei jungen Tieren eine Differenzialdiagnose für Ausfälle der Kleinhirnfunktion dar. Das erstmalige Auftreten und der Verlauf der Erkrankung sowie die zu erwartenden histopathologischen Befunde sind nicht bei allen Hunderassen einheitlich.