Vulvagröße und Estradiol-17β sind ungeeignete Parameter zur Bestimmung der Geschlechtsreife bei Jungsauen
Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Es sollte evaluiert werden, ob sich die Größe der Vulva und die Blutplasmakonzentration von Estradiol-17β (E2) als Parameter zur Bestimmung der Geschlechtsreife bei Jungsauen eignen, da beide Kriterien zu diesem Zweck gelegentlich Verwendung finden. Material und Methoden: Die Untersuchungen erstreckten sich auf 51 Hybrid-Jungsauen, die vorab durch Ultrasonographie, Progesteronbestimmung und Brunstkontrolle als präpubertal (PRÄ; n = 42) oder pubertal [PUB (n = 9); davon im Östrus = PUB-1 (n = 2) und Diöstrus = PUB-2 (n = 7)] klassifiziert wurden. Die Vulvagröße wurde subjektiv beurteilt und mit 1 bis 3 kodiert (= klein, mittelgroß, groß; nur PRÄ und PUB-2). In anschließend entnommenen Blutproben erfolgte die Bestimmung der E2-Konzentration. Die Sauen wurden jeweils anhand der Vulvagröße (ohne PUB-1; Score 1 = PRÄ, Scores 2 plus 3 = PUB-2) und der E2-Konzentration (ohne PUB-2; < 60 pmol/l = PRÄ, ≥ 60 pmol/l = PUB-1) in ihrem Geschlechtsreifestatus reevaluiert und die Genauigkeit beider Parameter ermittelt. Ergebnisse: Der Anteil PRÄ- und PUB-2-Jungsauen mit Vulvae der Scores 1 und 2 plus 3 war gleich (19,0 vs. 14,3% und 81,0 vs. 85,7%). Die durchschnittliche E2-Konzentration für PRÄ-, PUB-1- und PUB-2-Sauen lag bei 55,6, 90,7 bzw. 62,1 pmol/l mit PRÄ < PUB-1 (p = 0,042). PRÄ-Sauen wiesen extreme Unterschiede in ihren E2-Werten auf (13,0-95,6 pmol/l). Mittels Vulvagröße und E2 wurden nur 19,0 bzw. 66,7% der PRÄ-, aber 85,7% der PUB-2- bzw. beide PUB-1-Sauen richtig erkannt. Schlussfolgerungen: Es wird geschlussfolgert, dass sowohl Vulvagröße als auch E2 ungeeignete Parameter zur Bestimmung der Geschlechtsreife bei Jungsauen sind. Klinische Relevanz: Die Geschlechtsreife bei Jungsauen sollte weder anhand der Vulvagröße noch der Blutplasmakonzentration des E2 beurteilt werden. Genauere Verfahren, wie z. B. die Ultrasonographie, sind zu bevorzugen.