Schlafentzug wirkt antidepressiv

Schlaf ◽  
2015 ◽  
Vol 04 (03) ◽  
pp. 134-140
Author(s):  
Michael Wiegand ◽  
Saskia Hudjetz

In den letzten Jahren ist die therapeutische, präventive und rezidiv-prophylaktische Wirkung eines objektiv wie subjektiv „guten“ Schlafes in Hinblick auf psychische und körperliche Erkrankungen Gegenstand intensiver Forschungen gewesen, deren Ergebnisse durchgehend konvergieren und, nebenbei, eine Jahrhunderte alte Binsenweisheit bestätigen: schlechter Schlaf ist auf die Dauer gesundheitsschädlich, und guter Schlaf ist eines der besten (All-)Heilmittel. Dass unter bestimmten Bedingungen bei depressiven Patienten zumindest akut genau das Gegenteil gelten kann, ist ein bis heute wissenschaftlich ungeklärtes Paradoxon und eine bleibende Herausforderung für die psychiatrische Forschung.

2014 ◽  
Vol 71 (11) ◽  
pp. 687-694 ◽  
Author(s):  
Dieter Riemann

Chronische Insomnie, d. h. Klagen über Ein- und Durchschlafstörungen, frühmorgendliches Erwachen und damit verbundene Beeinträchtigung der Befindlichkeit während des Tages betreffen etwa 10 % der Bevölkerung in den meisten westlichen Industrienationen. Ursächlich für chronische Schlaflosigkeit können körperliche Erkrankungen, psychische Erkrankungen, die Einnahme von Medikamenten, Genussmittel oder Drogen sein. Ein Drittel aller chronischen Insomnien wird als primäre Insomnie oder insomnische Störung bezeichnet, wenn keiner der oben genannten Faktoren ursächlich identifiziert werden kann. Üblicherweise werden chronische Insomnien in der ärztlichen Praxis medikamentös mit Hypnotika oder anderen sedierenden Substanzen, wie etwa sedierenden Antidepressiva behandelt. In den letzten 20 Jahren hat sich gezeigt, dass kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze (KVT) bei chronischen Insomnien auch unabhängig von der Ursache erfolgreich eingesetzt werden können. Zu den Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie gehört die Aufklärung über Schlaf und Schlafhygiene (Psychoedukation), Entspannungstechniken wie etwa die progressive Muskelentspannung, spezifische verhaltenstherapeutische Techniken wie etwa die Stimuluskontrolle oder die Schlafrestriktion sowie kognitive Techniken zur Reduktion nächtlicher Grübeleien. Aufgrund von mehreren, in den letzten Jahren veröffentlichten Meta-Analysen können diese Techniken insbesondere in ihrer Applikation als Kombinationstherapie, als evidenz-basiert und der pharmakologischen Therapie als kurzzeitig gleichwertig und langfristig überlegen angesehen werden. Die kognitiv-verhaltenstherapeutischen Techniken der Insomniebehandlung können von darin geschulten Ärzten und Psychotherapeuten mit Erfolg eingesetzt werden.


2004 ◽  
Vol 17 (4) ◽  
pp. 215-224 ◽  
Author(s):  
Martin Haupt

Zusammenfassung: Depressive Störungen sind neben den Hirnleistungsstörungen die häufigsten psychischen Störungen im höheren Lebensalter. Dennoch ist die Qualität der Versorgung niedrig; sie lässt vor allem in der Erkennung und wirksamen Behandlung zu wünschen übrig. Auch im Alter ist das biopsychosoziale Modell zur Erklärung des Zustandekommens der Störungen am besten geeignet. Zu den Symptombesonderheiten depressiver Syndrome im Alter zählen insbesondere die kognitiven Einbußen, die dysexekutiven Beeinträchtigungen und die subdiagnostischen Symptome; zudem sind depressive Störungen im Alter eng verknüpft mit Erkrankungen des kardio- und zerebrovaskulären Systems. In der primärärztlichen Versorgung, der zutreffenden Erkennung affektiver Symptome bei älteren Menschen und in der adäquaten pharmakologischen und psychosozialen Therapie verpflichten diese Symptombesonderheiten den behandelnden Arzt und Facharzt zu individuellen Lösungsstrategien.


Author(s):  
Arnold Lohaus ◽  
Anke Beyer ◽  
Johannes Klein-Heßling

Zusammenfassung. In der vorliegenden Studie wird der Frage nach der Bedeutung von Stresserleben für das Auftreten physischer und psychischer Beschwerden bei Kindern und Jugendlichen nachgegangen. Es wird untersucht, in welchem Ausmaß typische Beanspruchungssymptomatiken von Kindern und Jugendlichen berichtet werden und in welchem Umfang diese Symptomatiken mit Stresserleben in Zusammenhang stehen oder durch andere Einflüsse (wie akute bzw. chronische körperliche Erkrankungen) mitbedingt sein können. Teilnehmer der Untersuchung waren 1.699 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen fünf bis zehn. Die Ergebnisse zeigen, dass sich das Stresserleben und die Beanspruchungssymptomatiken in Abhängigkeit von der Klassenstufe und der Geschlechtszugehörigkeit unterscheiden. Das berichtete Stresserleben und die berichtete physische und psychische Symptomatik steigen mit der Klassenstufe an und Mädchen sehen sich stärker belastet als Jungen. Es finden sich weiterhin systematische Zusammenhänge zwischen dem Ausmaß des Stresserlebens und der von den Schülern berichteten physischen und psychischen Symptomatik. Diese bleiben auch dann noch substantiell bestehen, wenn andere potentielle Einflussparameter (wie Klassenstufe, Geschlecht und vorhandene Erkrankungen der Schüler) herauspartialisiert sind.


2009 ◽  
Vol 6 (04) ◽  
pp. 191-198
Author(s):  
C. Konrad ◽  
A. Krug ◽  
T. Kircher

ZusammenfassungPsychiatrische Störungen sind zu einem großen Teil erblich beeinflusst. Ein verbessertes Verständnis der molekulargenetischen Grundlagen dieser Erblichkeit ist für Klassifikation, Erforschung der Pathogenese und Therapie bedeutsam. Die Gewinnung neuer Erkenntnisse hängt dabei entscheidend von der Auswahl des untersuchten Phänotyps ab. Die Varianz beobachtbarer Phänotypen wird durch eine Vielzahl unterschiedlicher Einflussfaktoren zu einem geringeren Anteil genetisch beeinflusst als die Varianz von Endophänotypen, die mit Hilfe der strukturellen und funktionellen Bildgebung beobachtet werden können. Wichtige Erkenntnisse aus der genetischen Depressions- und Schizophrenieforschung werden zu diesem Thema zusammengefasst. Der Einfluss von Kandidatengenen auf Erleben und Verhalten sowie auf strukturelle und funktionelle Bildgebungscharakteristika wird dargestellt, u.a. bezüglich des Serotonintransporter-Gens (5HTTLPR), Brain Derived Neurotrophic Factor (BDNF), Catechyl-O-Methyl-Transferase (COMT), Neuregulin1 (NRG1), Dysbindin (dystrobrevin binding protein 1, DTNBP1) und Zinkfinger Protein 804A (ZNF804A). Perspektiven für die psychiatrische Forschung werden diskutiert.


2008 ◽  
Vol 56 (1) ◽  
pp. 39-46 ◽  
Author(s):  
Torsten Kratz ◽  
Albert Diefenbacher

Zusammenfassung. Gerade bei älteren Patienten, die einen erheblichen Anteil der Einweisungen im Allgemeinkrankenhaus ausmachen, werden körperliche Erkrankungen häufig von psychischen Symptomen und Verhaltensauffälligkeiten begleitet. Umgekehrt weisen viele körperliche Beschwerden auch auf das Vorliegen einer larvierten psychischen Erkrankung hin. Aus diesem Grund hat in den letzten Jahren die Bedeutung der gerontopsychiatrischen Konsiliarpsychiatrie und Psychotherapie am Allgemeinkrankenhaus deutlich zugenommen. Der vorliegende Artikel beschäftigt sich neben der Begriffsbestimmung der gerontopsychiatrischen Konsiliarpsychiatrie und Psychotherapie mit deren Besonderheiten am Allgemeinkrankenhaus. Besonderer Wert wird auf die im Alter erhöhte Anzahl an somato-psychiatrischer Komorbidität, Multimorbidität, Polypharmazie, besondere Arzneimittelinteraktionen, psychosoziale Isolierung und das hohe Suizidrisiko gelegt. Es sollen Probleme, Arbeitsfelder und Chancen der Entwicklung der gerontopsychiatrischen Konsiliarpsychiatrie und Psychotherapie am Allgemeinkrankenhaus aufgezeigt werden.


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