Stresserleben und Stresssymptomatik bei Kindern und Jugendlichen

Author(s):  
Arnold Lohaus ◽  
Anke Beyer ◽  
Johannes Klein-Heßling

Zusammenfassung. In der vorliegenden Studie wird der Frage nach der Bedeutung von Stresserleben für das Auftreten physischer und psychischer Beschwerden bei Kindern und Jugendlichen nachgegangen. Es wird untersucht, in welchem Ausmaß typische Beanspruchungssymptomatiken von Kindern und Jugendlichen berichtet werden und in welchem Umfang diese Symptomatiken mit Stresserleben in Zusammenhang stehen oder durch andere Einflüsse (wie akute bzw. chronische körperliche Erkrankungen) mitbedingt sein können. Teilnehmer der Untersuchung waren 1.699 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen fünf bis zehn. Die Ergebnisse zeigen, dass sich das Stresserleben und die Beanspruchungssymptomatiken in Abhängigkeit von der Klassenstufe und der Geschlechtszugehörigkeit unterscheiden. Das berichtete Stresserleben und die berichtete physische und psychische Symptomatik steigen mit der Klassenstufe an und Mädchen sehen sich stärker belastet als Jungen. Es finden sich weiterhin systematische Zusammenhänge zwischen dem Ausmaß des Stresserlebens und der von den Schülern berichteten physischen und psychischen Symptomatik. Diese bleiben auch dann noch substantiell bestehen, wenn andere potentielle Einflussparameter (wie Klassenstufe, Geschlecht und vorhandene Erkrankungen der Schüler) herauspartialisiert sind.

2014 ◽  
Vol 71 (11) ◽  
pp. 687-694 ◽  
Author(s):  
Dieter Riemann

Chronische Insomnie, d. h. Klagen über Ein- und Durchschlafstörungen, frühmorgendliches Erwachen und damit verbundene Beeinträchtigung der Befindlichkeit während des Tages betreffen etwa 10 % der Bevölkerung in den meisten westlichen Industrienationen. Ursächlich für chronische Schlaflosigkeit können körperliche Erkrankungen, psychische Erkrankungen, die Einnahme von Medikamenten, Genussmittel oder Drogen sein. Ein Drittel aller chronischen Insomnien wird als primäre Insomnie oder insomnische Störung bezeichnet, wenn keiner der oben genannten Faktoren ursächlich identifiziert werden kann. Üblicherweise werden chronische Insomnien in der ärztlichen Praxis medikamentös mit Hypnotika oder anderen sedierenden Substanzen, wie etwa sedierenden Antidepressiva behandelt. In den letzten 20 Jahren hat sich gezeigt, dass kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze (KVT) bei chronischen Insomnien auch unabhängig von der Ursache erfolgreich eingesetzt werden können. Zu den Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie gehört die Aufklärung über Schlaf und Schlafhygiene (Psychoedukation), Entspannungstechniken wie etwa die progressive Muskelentspannung, spezifische verhaltenstherapeutische Techniken wie etwa die Stimuluskontrolle oder die Schlafrestriktion sowie kognitive Techniken zur Reduktion nächtlicher Grübeleien. Aufgrund von mehreren, in den letzten Jahren veröffentlichten Meta-Analysen können diese Techniken insbesondere in ihrer Applikation als Kombinationstherapie, als evidenz-basiert und der pharmakologischen Therapie als kurzzeitig gleichwertig und langfristig überlegen angesehen werden. Die kognitiv-verhaltenstherapeutischen Techniken der Insomniebehandlung können von darin geschulten Ärzten und Psychotherapeuten mit Erfolg eingesetzt werden.


2004 ◽  
Vol 17 (4) ◽  
pp. 215-224 ◽  
Author(s):  
Martin Haupt

Zusammenfassung: Depressive Störungen sind neben den Hirnleistungsstörungen die häufigsten psychischen Störungen im höheren Lebensalter. Dennoch ist die Qualität der Versorgung niedrig; sie lässt vor allem in der Erkennung und wirksamen Behandlung zu wünschen übrig. Auch im Alter ist das biopsychosoziale Modell zur Erklärung des Zustandekommens der Störungen am besten geeignet. Zu den Symptombesonderheiten depressiver Syndrome im Alter zählen insbesondere die kognitiven Einbußen, die dysexekutiven Beeinträchtigungen und die subdiagnostischen Symptome; zudem sind depressive Störungen im Alter eng verknüpft mit Erkrankungen des kardio- und zerebrovaskulären Systems. In der primärärztlichen Versorgung, der zutreffenden Erkennung affektiver Symptome bei älteren Menschen und in der adäquaten pharmakologischen und psychosozialen Therapie verpflichten diese Symptombesonderheiten den behandelnden Arzt und Facharzt zu individuellen Lösungsstrategien.


2008 ◽  
Vol 56 (1) ◽  
pp. 39-46 ◽  
Author(s):  
Torsten Kratz ◽  
Albert Diefenbacher

Zusammenfassung. Gerade bei älteren Patienten, die einen erheblichen Anteil der Einweisungen im Allgemeinkrankenhaus ausmachen, werden körperliche Erkrankungen häufig von psychischen Symptomen und Verhaltensauffälligkeiten begleitet. Umgekehrt weisen viele körperliche Beschwerden auch auf das Vorliegen einer larvierten psychischen Erkrankung hin. Aus diesem Grund hat in den letzten Jahren die Bedeutung der gerontopsychiatrischen Konsiliarpsychiatrie und Psychotherapie am Allgemeinkrankenhaus deutlich zugenommen. Der vorliegende Artikel beschäftigt sich neben der Begriffsbestimmung der gerontopsychiatrischen Konsiliarpsychiatrie und Psychotherapie mit deren Besonderheiten am Allgemeinkrankenhaus. Besonderer Wert wird auf die im Alter erhöhte Anzahl an somato-psychiatrischer Komorbidität, Multimorbidität, Polypharmazie, besondere Arzneimittelinteraktionen, psychosoziale Isolierung und das hohe Suizidrisiko gelegt. Es sollen Probleme, Arbeitsfelder und Chancen der Entwicklung der gerontopsychiatrischen Konsiliarpsychiatrie und Psychotherapie am Allgemeinkrankenhaus aufgezeigt werden.


2005 ◽  
Vol 18 (1) ◽  
pp. 3-7 ◽  
Author(s):  
Tilman Wetterling

Zusammenfassung: Hintergrund: Schon lange ist bekannt, dass ältere Menschen ein erhöhtes Risiko haben, delirant zu werden. Allgemein werden schwere körperliche Erkrankungen, insbesondere eine Multimorbidität als Risikofaktoren für ein Delir bei älteren Menschen angesehen. Bisher sind erst wenige Studien zu dieser Thematik veröffentlicht worden. Ziel: In dieser Studie sollen die bei den deliranten Patienten aus einer Stichprobe von konsekutiv stationär in einer gerontopsychiatrischen Klinik (Versorgungsgebiet etwa 252.000 Einw.) aufgenommenen Patienten klinisch nach ICD-10 diagnostizierten somatischen Erkrankungen betrachtet werden. Ergebnisse: Bei 50.6% der 564 über 65-jährigen Patienten trat ein Delir auf. Von diesen wiesen 92 keine Hinweise für eine Demenz auf. Die Zahl der somatischen Diagnosen war bei den Deliranten leicht erhöht (n.s.). Die Gruppen der deliranten Patienten mit und ohne Demenz unterschieden sich kaum hinsichtlich der Häufigkeit von somatischen Erkrankungen. Gegenüber “rein” dementen Patienten und Patienten mit anderen psychischen Störungen weisen sie signifikant häufiger einen Harnwegsinfekt oder eine Exsikkose auf. Folgerungen: Diese Studie zeigt, dass bei geronto-psychiatrischen Patienten somatische Erkrankungen bzw. Vorschädigungen sehr häufig sind, bei deliranten älteren Patienten treten besonders Harnwegsinfekte und eine Exsikkose auf, die in Regel einer Therapie zugänglich sind.


2011 ◽  
Vol 79 (06) ◽  
pp. 358-372 ◽  
Author(s):  
W. Hewer ◽  
H. Füeßl ◽  
L. Hermle

e-Neuroforum ◽  
2017 ◽  
Vol 23 (2) ◽  
Author(s):  
Raffael Kalisch ◽  
Michèle Wessa ◽  
Beat Lutz

ZusammenfassungStressbedingte psychische Erkrankungen wie Angst, Depression, chronischer Schmerz oder Sucht können großes individuelles Leid sowie hohe gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgekosten nach sich ziehen. Fortschritte in unserem Verständnis der zugrunde liegenden Krankheitsmechanismen und insbesondere in der Entwicklung neuer Therapien waren trotz großer Forschungsanstrengungen in den letzten Jahrzehnten nur begrenzt; stressbedingte Erkrankungen sind immer noch weit verbreitet. Wir glauben daher, dass es an der Zeit ist, pathophysiologische Forschung durch einen alternativen Ansatz zu ergänzen, der darin besteht, Schutzmechanismen zu untersuchen, die die Aufrechterhaltung der psychischen Gesundheit während und nach Lebenskrisen (z.B. potenziell traumatisierende Ereignisse, schwierige Lebensumstände oder Lebensumbrüche, körperliche Erkrankungen) unterstützen. Eine Fokussierung auf Resilienz anstatt auf Krankheit stellt einen Paradigmenwechsel in der psychischen Gesundheitsforschung dar und birgt Chancen für die Entwicklung von Präventionsstrategien. Mit unserer SFB-Initiative möchten wir zu diesem Paradigmenwechsel beitragen, indem wir (i) eine kohärente Theorie für die neurobiologische Erforschung der Resilienz gegen stressbedingte psychische Störungen entwickeln (Ziel 1 des SFB), (ii) neurobiologische Resilienzmechanismen identifizieren und besser verstehen (Ziel 2) und (iii) die auf diese Weise gewonnenen Einsichten für neue oder verbesserte Präventionen nutzbar machen (Ziel 3).


2000 ◽  
Vol 57 (2) ◽  
pp. 95-99 ◽  
Author(s):  
Gutzmann

Die häufigste psychische Erkrankung im Alter ist die Depression. Wesentliche Prädiktoren sind körperliche Erkrankungen, Mangel an sozialem Kontakt und Behinderungen. Oft ergeben sich diagnostische Schwierigkeiten, weil das affektive Kernsymptom der Depression gegenüber somatischen Beschwerden zurücktritt. Die Zahl der behandelten Patienten nimmt mit dem Alter deutlich ab, obwohl psycho- wie pharmakotherapeutische Interventionen beim alten Patienten eine vergleichbare Erfolgsquote wie bei jüngeren aufweisen.


Author(s):  
Peter Brieger ◽  
Susanne Menzel ◽  
Johannes Hamann

ZusammenfassungDie Aussage, dass Suizide zu 90 % Folge psychischer Erkrankungen sind, wird häufig in der wissenschaftlichen Literatur zitiert. Neuere Analysen und Kommentare ziehen das aber in Zweifel und betonen die Notwendigkeit, vielfältigere Ursachen für Suizidereignisse zu beachten, auch um die Prävention von Suiziden nicht auf das Erkennen und Behandeln psychischer Erkrankungen zu reduzieren. Das Ziel dieser Übersichtsarbeit ist die Darstellung und Bewertung wichtiger empirischer Befunde zu der Frage, ob die Rolle psychischer Störungen beim Suizid überbewertet wird.Psychische Störungen erhöhen das Risiko eines Suizides um das bis zu 30- bis 50-Fache gegenüber der Allgemeinbevölkerung, dennoch wird dadurch nur ein Teil aller Suizide erklärt. Aus Beobachtungs- und Therapiestudien ergeben sich deutliche Hinweise, dass psychische Störungen nur ein Faktor unter mehreren sind, die zu Suizid führen. Eine Rolle spielen beispielsweise auch Beziehungsprobleme, Substanzmissbrauch, Belastungen durch schwere körperliche Erkrankungen, akute Krisen im Beruf, Probleme mit Finanzen und juristische Belastungen.Suizidales Verhalten weist auf eine tiefe Unzufriedenheit hin, aber nicht notwendigerweise auf eine psychische Erkrankung. Viele Menschen mit einer psychischen Erkrankung zeigen kein suizidales Verhalten und nicht alle Menschen, die sich ihr Leben nehmen, haben eine psychische Erkrankung. Diese Erkenntnisse haben erhebliche Konsequenzen für die universale und indizierte Prävention von Suiziden.


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