Demenz bei Parkinson-Syndromen: Lewy-Körper-Demenz, idiopathisches und andere Parkinson-Syndrome, Normaldruckhydrozephalus

2006 ◽  
Vol 25 (12) ◽  
pp. 1046-1056
Author(s):  
A. O. Ceballos-Baumann

ZusammenfassungDas Erkennen von Demenz bei Parkinson-Syndromen bzw. von einem Parkinson-Syndrom bei einer dementiellen Entwicklung ist hilfreich, um durch die Wahl geeigneter und Meidung ungeeigneter Pharmaka folgende häufige iatrogene Probleme zu reduzieren: 1. Delire und Psychosen durch Antiparkinsonika und 2. motorische und kognitive Verschlechterung durch typische und auch atypische Neuroleptika. Bei neu aufgetretener dementieller Symptomatik bei Parkinson-Syndrom müssen zunächst auslösende Ursachen ausgeschlossen werden: Dehydrierung, Medikamente, Harnwegsinfekte und Pneumonien, metabolische Störungen, Herzinsuffizienz und Anämien. Abrupte Entzüge von Medikamenten wie Amantadin und Anticholinergika sind zu vermeiden. Studienergebnisse sprechen für eine wichtige Rolle von Cholinesterasehemmer bei Lewy-Körper-Demenz (LKD) und idiopathischem Parkinson-Syndrom (IPS) mit Demenz. Clozapin und Quetiapin (nicht zugelassen) sind als delirogene Pharmaka ungeeignet bei Demenz und sollten der typischen dopaminergen Psychose bei IPS vorbehalten bleiben.

2007 ◽  
Vol 20 (1) ◽  
pp. 53-58 ◽  
Author(s):  
Gabriela Stoppe ◽  
Lienhard Maeck

Zusammenfassung: Verhaltensstörungen sind vielgestaltig und häufig bei Demenzen. Ihr Auftreten und Ausmaß sind ein Hauptrisikofaktor für die Heimeinweisung. Mit zunehmender Demenzschwere wird ein Zusammenhang zu Umgebungsfaktoren immer deutlicher. Angehörigeninterventionen beeinflussen auch das Verhalten der Demenzkranken. Die Behandlung erfordert zunächst eine sorgfältige Analyse auslösender und verstärkender Faktoren. Bestehen Sie fort, so sollte ein Zielsymptom definiert werden und im Behandlungsverlauf dokumentiert werden. Unwirksame Therapien sollten nicht fortgesetzt werden. Pharmakologisch sind Antidementiva als Basistherapie zu prüfen. Im Übrigen haben nicht-anticholinerge Substanzen und atypische Neuroleptika (v. a. Risperidon, Aripiprazol, Olanzapin) eine begrenzte Wirksamkeit. Präparate mit wenig Interaktionen und kurzer Halbwertszeit sind zu bevorzugen. Seitens der nichtpharmakologischen Maßnahmen unterscheidet man Übungs- von sinnesorientierten Verfahren, sowie Validation, Musiktherapie und die Umgebungsgestaltung, die jedoch bis heute schlecht untersucht sind.


Author(s):  
Vitali Livak ◽  
Michael Ehemann ◽  
Magdalena Pilz-Gerhardinger ◽  
Petra Werner ◽  
Leonhard Epoupa ◽  
...  

Einführung: Seit Ende 2011 ist die Zahl der Aufnahmen von Patienten mit psychotischer Symptomatik nach Konsum von synthetischen Cathinonen in unserer Suchtabteilung auf 2 – 3 Fälle pro Woche angestiegen (ca. 3 % aller Aufnahmen). Fallberichte: Wir berichten über sieben dieser Fälle, die in den letzten acht Monaten behandelt wurden. Die Patienten zeigten psychotische Symptomatik mit Wahn, Denkstörungen und optischen, sowie akustischen Halluzinationen. Einige waren agitiert, desorientiert, hilflos oder litten an oralen Dyskinesien. Die Therapien waren supportiv und beinhalteten typische und atypische Neuroleptika, Benzodiazepine und Clonidin. Die psychotische Symptomatik remittierte in fünf der sieben Fälle, zwei Patienten wurden nach einigen Behandlungstagen mit noch anklingender psychotischer Symptomatik entlassen. Diskussion: Das Psychosepotential der Cathinone sollte als hoch betrachtet werden. Die Droge wirkt entaktogen und hat ein hohes Suchtpotential. Aufgrund der weiten Verbreitung im Internet und der steigenden Popularität auch für Patienten ohne Erfahrungen mit illegalen Drogen, ebenso wie die unzureichende Labordiagnostik stellen synthetische Cathinone ein erhebliches diagnostisches und therapeutisches Problem für spezialisierte Suchtstationen, ebenso wie ambulante Einrichtungen dar. Schlussfolgerungen: Die wachsende Fallzahl und die alarmierenden Auswirkungen, verursacht durch den Konsum dieser Substanzen, zeigen, dass weitere Forschungsarbeit notwendig ist, um diese neue Droge und ihre Wirkungen auf den menschlichen Körper besser zu verstehen und um synthetische Cathinone in Routine-Drogentests untersuchen und neue Behandlungsleitlinien entwickeln zu können.


2009 ◽  
Vol 69 (09) ◽  
Author(s):  
V Mattle ◽  
B Kuntner ◽  
B Seeber ◽  
M Witsch-Baumgartner ◽  
E Kraus-Kinsky ◽  
...  

2011 ◽  
Vol 30 (04) ◽  
pp. 259-262 ◽  
Author(s):  
E. H. Pinkhardt ◽  
J. Kassubek
Keyword(s):  

ZusammenfassungOkulomotorikstörungen kommen in der Gruppe Parkinson-Syndrome vor und sind eng mit der zugrunde liegenden Neuropathologie der jeweiligen Erkrankung verknüpft. Durch eine geräteunterstützte Untersuchung der Augenbewegungen (Videookulografie) ist es möglich, diese oft subtilen Differenzen im Muster der okulomotorischen Störungen aufzuzeigen. Dabei können für einzelne Entitäten spezifische Veränderungen herausgefiltert werden, die, über neurowissenschaftliche Erkenntnisse bezüglich der spezifischen Funktionsänderungen der funktionellen Netzwerke hinaus, klinisch in der teilweise schwierigen Differenzialdiagnose in frühen Erkrankungsstadien hilfreich sein können.


2007 ◽  
Vol 26 (04) ◽  
pp. 256-259
Author(s):  
A. Spottke ◽  
R. Dodel

ZusammenfassungZiel ist es, die Kosten und Versorgung von Patienten mit dem Parkinson-Syndrom und anderen neurologischen Erkrankungen in Deutschland zu untersuchen. Krankheitskostenstudien wurden für folgende Erkrankungen durchgeführt: Morbus Parkinson, Multisystematrophie, Progressive supranukleäre Blickparese, Restless-legs-Syndrom, Epilepsie, Narkolepsie, neuromuskuläre Erkrankungen und Schlaganfall. Es wurden für viele Erkrankungen erstmalig in Deutschland die direkten und indirekten Kosten der Erkrankung erhoben. Darüber hinaus wurden für die Behandlungsoptionen der Parkinson-Krankheit vergleichende Studien begonnen. Alle untersuchten Erkrankungen sind chronische Erkrankungen und führen zu einer schweren Beeinträchtigung und Belastung nicht nur für die Patienten, sondern auch für deren Angehörige und zu hohen Folgekosten für die Gesellschaft. Diese Belastungen werden sich durch die sich verändernde Altersstruktur verschärfen. Deshalb wird sich unsere zukünftige Forschung mit Versorgungsaspekten und deren Verbesserung auseinandersetzen.Diese Studien wurden alle erst ermöglicht durch die Forschungsförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Kompetenznetzes Parkinson Syndrome.


2006 ◽  
Vol 25 (11) ◽  
pp. 941-950
Author(s):  
A. O. Ceballos-Baumann

ZusammenfassungEine Demenz betrifft mehr als 10% der über 75-Jährigen. Kombinationen verschiedener Parkinson-Symptome wie Gangstörung, Bradykinese, Tremor und Rigor weisen mehr als 20% aller über 75-Jährigen auf. 75% der Patienten mit einem idiopathischem Parkinson-Syndrom (IPS) entwickeln 8 Jahre nach Diagnosestellung eine Demenz. Zu einer Demenz bei Parkinson-Syndromen kommt es früh im Verlauf bei der Lewy-Körper-Demenz (LKD) und spät beim IPS, bei der progressiven supranuklären Blickparese (PSP), bei der kortikobasalen Degeneration (CBD), seltener bei den frontotemporalen Demenzen. Bei der PSP, dem vaskulären Parkinson Syndrom/der vaskulären Demenz im Rahmen einer subkortikalen vaskulären Enzephalopathie (SVE) und dem Normaldruckhydrozephalus (NPH) dominiert als Parkinson-Symptom eine Gangund Standunsicherheit (Parkinson-Syndrom der unteren Körperhälfte). Das Erkennen einer Demenz bei einem Parkinson-Syndrom sollte es erlauben, das Auftreten von Verwirrtheit und Psychosen durch Antiparkinsonika zu reduzieren (Patienten mit Demenz reagieren besonders schnell mit Verwirrtheit und Halluzinose auf bestimmte Parkinson-Medikamente). Das Erkennen von Parkinson-Symptomen bei einer dementiellen Entwicklung sollte wiederum helfen, die Inzidenz von motorischer und kognitiver Verschlechterung durch Neuroleptika zu reduzieren (Patienten mit Parkinson-Syndromen reagieren besonders empfindlich nicht nur auf typische, sondern auch auf atypische Neuroleptika). Die vorliegende Übersicht erläutert im ersten Teil die Klinik dieser überlappenden Syndrome und diskutiert in einem zweiten Teil die Therapie.


2018 ◽  
Vol 37 (04) ◽  
pp. 257-263
Author(s):  
S. Tucha

ZusammenfassungIn den letzten Jahren haben psychotherapeutische Interventionen als adjuvante Therapien zur Aufrechterhaltung sowie Verbesserung der Lebensqualität von Parkinson-Patienten einen hohen Stellenwert erreicht. So werden insbesondere verhaltenstherapeutischen Interventionen in der aktuellen S3-Leitlinie der DGN zur Behandlung idiopathischer Parkinson-Syndrome Effektivität und Evidenz zugesprochen. Patienten profitieren in allen Phasen der Krankheitsverarbeitung von Psychotherapie, zudem ist die frühzeitige Einbeziehung der Angehörigen sinnvoll, um ein möglichst hohes globales Funktionsniveau zu erzielen. Es werden Phasen der Krankheitsverarbeitung, emotionale und Verhaltensänderungen und Therapieansätze sowie Möglichkeiten der Angehörigenarbeit vorgestellt. Zur Veranschaulichung werden Beispiele aus der klinischen Praxis angeführt.


2018 ◽  
Vol 37 (03) ◽  
pp. 150-158
Author(s):  
A. O. Ceballos-Baumann

ZusammenfassungDie verschiedenen Parkinson-Syndrome (PS) klinisch einzelnen Krankheitsentitäten zuzuordnen, gilt als schwierig. Es sind viele seltene Parkinson-Syndrome von dem häufigen sporadischen idiopathischen Parkinson-Syndrom (IPS) zu differenzieren. Zum Teil neu aufgelegte Kriterien für das IPS und die atypischen Parkinson-Syndrome wie Demenz vom Lewy-Body-Typ (DLB), Multisystematrophie (MSA), progressiver supranukleärer Blickparese (PSP) und kortikobasales Syndrom (CBS) sollten die diagnostische Einordnung verbessern. Patienten mit vom sporadischen IPS kaum unterscheidbaren monogenetischem PS, z. B. mit LRRK2-Mutationen oder mit einem Risikogen, z. B. Mutationen im GBAGen, können relativ einfach genetisch diagnostiziert werden. Bei jungen PS-Patienten müssen komplexe Krankheiten wie z. B. das häufige Mikrodeletionssyndrom 22q11.2 (Di-George-Syndrom), Morbus Wilson und “Morbus Fahr” sowie die Gruppe der Neurodegenerationen mit Eisenablagerung im Gehirn (NBIAs) berücksichtigt werden.


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