Einflussfaktoren auf die Erstkolostrummenge bei Holstein-Friesian-Kühen und deren Beziehungen zur postpartalen Kalziumkonzentration
Zusammenfassung Ziel: Untersuchung von Einflussfaktoren auf die Menge des Erstkolostrums bei Holstein-Friesian-Kühen und deren Beziehung zur postpartalen Kalziumkonzentration im Blutserum. Geprüfte Hypothesen: 1. Die Laktationszahl ist der wichtigste Einflussfaktor auf die Menge des Erstkolostrums. 2. Die Menge an Erstkolostrum ist ein ätiologischer Faktor bei der Entstehung der Gebärparese. Material und Methoden: Von April 2012 bis März 2013 wurde eine Beobachtungsstudie auf einem kommerziellen Milchviehbetrieb (2278 Holstein-Friesian-Kühe) durchgeführt. Die Analyse umfasste folgende Variablen: Blutserumkonzentrationen an Kalzium, Phosphor, freien Fettsäuren und β-Hydroxybutyrat; Rückenfettdicke; Milchleistung; Daten zur Kalbung; Laktationszahl; Kuhvater; Trächtigkeitsdauer; Erstkalbealter; Trockenstehdauer; Fruchtbarkeitskennzahlen der Vorlaktation sowie Erkrankungen in der Trockenstehphase und bis 3 Tage post partum. Die Daten wurden mithilfe der Varianzanalyse, Korrelationsanalyse sowie der multiplen linearen Regressionsanalyse auf Zusammenhänge und Einflussfaktoren stufenweise ausgewertet. Ergebnisse: Die mittlere Erstkolostrummenge betrug 5,6 kg mit einer Streuung von 3,41 kg. Eine Vielzahl von Einzelfaktoren beeinflusste die Menge des Erstkolostrums. Anhand der untersuchten Einflussfaktoren konnte ein Viertel der Variabilität der Kolostrummenge erklärt werden. Entgegen der Erwartung ließ sich der dominierende Einfluss der Laktationszahl nicht bestätigen, da er durch die stärker wirkenden Faktoren Milchmengenleistung der Folgelaktation, Erkrankungen nach der Kalbung, Trockenstehdauer, Kuhvater (Genetik) und das Kälbergewicht aufgenommen wird. Schlussfolgerungen und klinische Relevanz: Durch Selektion auf eine hohe Milchleistung und durch Einsatz von Bullen, deren Töchter eine gute Milchleistung zeigen, wird gleichzeitig auf eine höhere Kolostrummenge selektiert. Eine Trockenstehdauer von 50 Tagen ist in Hinblick auf die Kolostrummenge empfehlenswert. Die beiden Hypothesen wurden nicht bestätigt.