Gewalt im Jugendstrafvollzug – Erscheinungsformen, Verläufe, Gegenmaßnahmen
Der Beitrag fasst die Ergebnisse von zwei Forschungsprojekten zusammen, die das Institut für Kriminologie der Universität zu Köln in den Jahren 2010-2017 zunächst mit 882 männlichen und anschließend mit 269 weiblichen Jugendstrafgefangenen durchgeführt hat. Danach müssen Gefangenen permanent auf Übergriffe anderer Gefangener gefasst sein. Das prägt das Verhalten, auch wenn nicht jeder Gefangene ständig am eigenen Leib körperliche Gewalt erlebt. Zu Beginn der Haftzeit sind Gefangene besonders stark in das Gewaltgeschehen involviert; danach gelingt es ihnen mehrheitlich, in Ruhe gelassen zu werden. Im Geschlechtervergleich ließen sich bei verbaler Gewalt kaum Unterschiede erkennen; Körperverletzungen kommen bei den jungen Frauen aber deutlich seltener vor. Grund hierfür sind die unterschiedlichen Bedingungen der Unterbringung und Betreuung, die im Vollzug an jungen Frauen vergleichsweise besser sind. Statt auf Disziplinarmaßnahmen zu setzen, die angesichts des großen Dunkelfeldes (auf eine bekannte Tat kommen mindestens sechs unbekannte Taten) weitgehend wirkungslos bleiben, sollte der Vollzug stärker seiner erzieherischen Aufgabe nachkommen und Anti-Gewalt-Konzepte entwickeln, die die jungen Gefangenen befähigen, Konflikte gewaltfrei zu lösen.