Zusammenfassung. Die vorliegende Studie ermittelt, ob der Beschwerdenvalidierungstest SFSS als Screening geeignet ist, um negative Antwortverzerrungen bei Patient_innen mit psychischen Störungen zu erfassen. Darüber hinaus soll die Interrater-Reliabilität des SFSS und einem weiteren Beschwerdenvalidierungstest – dem BEVA – für unterschiedliche Cut-Off-Werte des SFSS analysiert werden. Die Stichprobe ( N = 187) besteht aus Patient_innen mit einer Depression, einer gesunden Kontrollgruppe und Instruierten Simulant_innen. Das Analogstudiendesign wurde genutzt, um die Gruppenunterschiede im Gesamtwert des SFSS, den Cut-Off-Wert des SFSS, die diagnostische Güte des SFSS und die Übereinstimmung von SFSS und BEVA zu überprüfen. Die Ergebnisse zeigten, dass sich die Gruppen im Gesamtwert des SFSS signifikant unterscheiden. Die Instruierten Simulant_innen wiesen den höchsten, die Teilnehmenden der gesunden Kontrollgruppe den niedrigsten Gesamtwert im SFSS auf. Anhand der Daten der Instruierten Simulant_innen und der klinischen Stichprobe konnten mithilfe einer ROC-Analyse zwei mögliche Cut-Off-Werte für den SFSS ermittelt werden. Bei einem Cut-Off-Wert von 18 beträgt die Sensitivität .87, die Spezifität .45, der positiv prädiktive Wert .60 und der negativ prädiktive Wert .79. Für den Cut-Off-Wert von 24 können folgende Werte ermittelt werden: Eine Sensitivität von .62, eine Spezifität von .78, ein positiv prädiktiver Wert von .72, ein negativ prädiktiver Wert von .68. Die höchste Interrater-Reliabilität für den SFSS und BEVA kann für einen Cut-Off-Wert im SFSS von 24 berechnet werden (κ = .478). Der Cut-Off-Wert des SFSS sollte für den klinischen Kontext angepasst werden. Die Ergebnisse zeigten jedoch, dass der SFSS als ein sensitives Screening eingesetzt werden kann. Da der BEVA ein sehr spezifisches Verfahren darstellt, konnte die höchste Übereinstimmung mit dem SFSS bei einem Cut-Off-Wert von 24 erreicht werden. Die Verfahren könnten im klinischen Kontext gemeinsam angewendet werden, um die Diagnostik von negativen Antwortverzerrungen weiterhin zu verbessern.