ZusammenfassungEin erhöhtes Psychoserisiko wird durch das Vorhandensein klinisch prädiktiver Symptome operationalisiert. Eine objektive Charakterisierung von Personen mit erhöhtem Psychoserisiko könnte durch funktionell bildgebende Verfahren gelingen, da diese Verfahren eine In-vivo-Darstellung früher neuronaler Veränderungen bei Personen mit erhöhtem Psychoserisiko ermöglichen. Veränderungen der Gehirnfunktion vor dem Beginn einer manifesten Psychose könnten als Marker der klinischen Transition und als prognostische Marker präventiver Interventionen genutzt werden. In den vergangenen Jahren wurden Personen mit erhöhtem Psychoserisiko mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) untersucht, begünstigt durch die Verfügbarkeit, die Non-Invasivität und die hohe räumliche und zeitliche Auflösung des Verfahrens. In dieser Übersichtsarbeit soll die fMRT-Datenlage bei Personen mit erhöhtem Psychoserisiko zusammengefasst und im Hinblick auf ihre klinische Relevanz diskutiert werden. In der Literatur konnten anhand einer systematischen Literaturrecherche via PubMed und MEDLINE (Schlüsselwörter: „psychosis”, „ultra-high risk” und „functional mri”) und einer erweiterten Literatursuche 17 funktionell bildgebende Untersuchungen, eine Übersichtsarbeit und drei Metaanalysen identifiziert werden. In der Gesamtwertung der fMRT-Daten gibt es erste Hinweise darauf, dass bei Personen mit erhöhtem Psychoserisiko Veränderungen der Gehirnfunktion in frontalen, insulären und somatosensorischen Arealen vorliegen könnten. Die klinische Relevanz und der prädiktive Wert dieser Befunde für klinische Transition und Therapieoutcome sind jedoch unklar.