Soziale Welt
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(FIVE YEARS 1)

Published By Nomos Verlag

0038-6073

Soziale Welt ◽  
2021 ◽  
Vol 72 (3) ◽  
pp. 313-342
Author(s):  
Richard Nennstiel

Dieser Beitrag vergleicht ethnische Nachteile beim Übergang von der Schule in die Berufsbildung zwischen Deutschland und der Deutschschweiz. Diese beiden Länder eignen sich aufgrund ihrer ähnlichen Schulsysteme, der Berufsstruktur und des Berufsbildungssystems für einen Vergleich. Zugleich unterscheiden sie sich bezüglich des gesellschaftlichen Ansehens der weniger anspruchsvollen Sekundarschulzweige. Ich konzentriere mich insbesondere auf die Frage, inwieweit sich dieser Unterschied auf den Signalwert der erworbenen Abschlüsse und damit auf den Übergang von der Schule in die Berufsbildung auswirken. Darüber hinaus betrachte ich die folgenden theoretischen Ansätze zur Erklärung ethnischer Unterschiede: differenzielle Ausstattung mit Humankapital, Theorien zur Diskriminierung und Bildungsaspirationen. Meine Analysen basieren auf zwei Panelstudien: der DAB-Panelstudie für die Deutschschweiz und CILS4EU für Deutschland. Zur Schätzung der Eintrittsquoten in die Berufsbildung berechne ich lineare Mehrebenen-Wahrscheinlichkeitsmodelle (N = 1.682). Meine Ergebnisse deuten darauf hin, dass es länderspezifische Unterschiede bei den Premiums für den Besitz anspruchsvollerer Schulabschlüsse der Sekundarstufe I gibt. In Deutschland profitieren Schüler*innen ohne Migrationshintergrund sehr viel stärker vom Besitz eines Sekundarschulabschlusses mit erweiterten Anforderungen als Schüler*innen mit Migrationshintergrund, während in der Schweiz keine Gruppenunterschiede in den Premiums feststellbar sind.


Soziale Welt ◽  
2021 ◽  
Vol 72 (1) ◽  
pp. 55-83
Author(s):  
Tim Sawert

During the last decades, the socially inclusive educational expansion diluted the previous exclusiveness of upper secondary degrees. Unlike the UK, the USA, or France, no explicit “elite” institutions do exist in the German educational system. Nevertheless, educational inequality is no less pronounced. Hence, what child-rearing practices do educationally privileged families in Germany apply to intergenerationally transfer their social privilege in times of educational expansion? The article focusses on one such practice: the acquisition of humanist knowledge by learning Latin and Ancient Greek as a strategy of cultural distinction. To analyse educational strategies and whether people draw lines of distinction along knowledge in Latin and Ancient Greek, I conducted semi-structured interviews with parents of adolescents who had chosen different foreign language profiles. I show how the acquisition of this specific symbolic capital is embedded in a child-rearing practice aimed at obtaining horizontal educational distinction for a privileged academic class. Additionally, I show that the highly privileged status of particularly established academic families results in a child-rearing practice that I call natural cultivation, a more invisible strategy of distinctive child-rearing that appears almost passive compared to those already discussed more widely (e.g. Lareau 2003).


Soziale Welt ◽  
2021 ◽  
Vol 72 (1) ◽  
pp. 84-109
Author(s):  
Jürgen Schmidt ◽  
Tina Nicoletti
Keyword(s):  

Die Studie prüft bei 14-16-jährigen Schüler(inne)n mittels Taking-Spiel experimentell, in welchem Ausmaß nichtstrategisch reziprokes Verhalten zu beobachten ist. Dabei wird auch die Verwendung des Begriffs „altruistische Reziprozität“ in der Fairnessforschung problematisiert. Die zentralen Fragen unserer Studie sind im Einzelnen: (1) Weshalb ist der Begriff „altruistische Reziprozität“ zur Bezeichnung nichtstrategisch bedingter Kooperation missverständlich? (2) Welche Mechanismen können nichtstrategisch reziprokes Handeln bewirken? (3) In welchem Ausmaß teilen jugendliche Schüler(innen) im Alter von 14-16 Jahren? (4) Geben Gymnasiast(inn)en beim Teilen ceteris paribus mehr zurück als Mittelschüler(innen)? (5) Handeln jugendliche Schüler(innen) überwiegend in Übereinstimmung mit der Reziprozitätsnorm von Alvin Gouldner (1960)? (6) Führen Abweichungen von der paritätischen Gesamtaufteilung in symmetrischer Weise zu einer Nutzeneinbuße wie es das ERC-Modell (Bolton/Ockenfels 2000) in der Nutzenfunktion unterstellt? Unsere Ergebnisse erbringen negative empirische Evidenz für äquivalent reziprokes Teilungsverhalten. Knapp 30% der Versuchspersonen handeln nicht einmal in Übereinstimmung mit den Minimalvoraussetzungen der Reziprozitätsnorm von Gouldner. Dennoch liegt im Mittel eine gewisse inferiore Reziprozitätsorientierung der untersuchten Personen vor. Auch die ERC-Theorie erfährt bezüglich der Symmetrie der Nutzeneinbußen bei Abweichungen von der Gleichverteilung negative Evidenz.


Soziale Welt ◽  
2021 ◽  
Vol 72 (2) ◽  
pp. 237-251
Author(s):  
Anja Bestmann ◽  
Renate Grell ◽  
Ute Kirst-Budžak
Keyword(s):  

Das Forschungsdatenzentrum der Rentenversicherung gibt seit 2012 Scientific Use Files (SUF) zu abgeschlossenen Rehabilitationen und bewilligten Rentenleistungen im Längsschnittdatenformat an wissenschaftliche Einrichtungen heraus. Der Reha-Längsschnitt-Scientific Use File umfasst eine Stichprobe von über drei Millionen Personen, die auf einer Vollerhebung beruht. Thematisch deckt der Datenkörper neben soziodemographischen Angaben und Informationen zum beruflichen Hintergrund der Versicherten auch Merkmale zum Rentenversicherungsverhältnis ab. Das Hauptaugenmerk liegt aber auf der medizinischen Rehabilitation, den Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben und den bewilligten Rentenanträgen. Ein fixes 11-Jahresbeobachtungsfenster des Beitragsverlaufes mit Angaben zum Erwerbsstatus und monatsgenauem Beitragsverlauf ermöglicht detaillierte Längsschnittanalysen. Der Reha-Längsschnitt-Scientific Use File verfügt über ein breitgefächertes Analysepotenzial: Er bietet beispielsweise die Möglichkeit, Reha- und Erwerbsverläufe im Zeitverlauf nachzuzeichnen. Typologisierende Fragestellungen mit krankheits- oder Reha-spezifischem Fokus profitieren von der genauen Abbildung der Rehabilitationsart und den ICD-kodierten Diagnosen. Die Stichprobe des Scientific Use File ist für die aktiv Versicherten der gesetzlichen Rentenversicherung repräsentativ. Rückschlüsse auf die soziodemographische und beitragsbezogene Zusammensetzung der Grundgesamtheit können überdies mithilfe der im Datensatz befindlichen Demographiekohorten gewonnen werden.


Soziale Welt ◽  
2021 ◽  
Vol 72 (3) ◽  
pp. 283-312
Author(s):  
Theresa Büchler ◽  
Henning Lohmann

In der vorliegenden Studie untersuchen wir, ob der Bildungserfolg von jungen Erwachsenen neben der elterlichen Bildung auch vom Bildungsgrad der Großeltern beeinflusst wird. Mit Blick auf Prozesse der dreigenerationalen Vererbung von Bildung in Deutschland fokussieren wir dabei insbesondere auf Muster von Gegenmobilität, indem wir Auf- und Abstiege der Elterngeneration in den Blick nehmen. Wir betrachten den Bildungsabschluss junger Erwachsener und untersuchen, ob sich die Wahrscheinlichkeit bis zum Alter von 21 Jahren ein Abitur zu erlangen zwischen Personen aus Familien mit Auf- und Abstiegserfahrungen unterscheidet. Außerdem diskutieren wir mögliche Mechanismen von direkten oder indirekten Großelterneinflüssen. Wir verwenden Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). Die Ergebnisse liefern Hinweise auf einen Einfluss großelterlicher Bildungsressourcen, die insbesondere bei elterlichen Bildungsabstiegen eine kompensatorische Wirkung entfalten. Dieser Befund bleibt auch nach umfassender Kontrolle weiterer Variablen bestehen. Keine Hinweise finden wir hingegen für kumulative Vorteile, wenn bereits die Elterngeneration ein hohes Bildungsniveau aufweist. Zusätzliche Analysen für verschiedene Subgruppen stützen die zentralen Befunde.


Soziale Welt ◽  
2021 ◽  
Vol 72 (1) ◽  
pp. 27-54
Author(s):  
Jasmin Meyer ◽  
Mara Mantinger
Keyword(s):  

Die bisherige Forschung zeigt, dass Studierende in geschlechtsatypischen Studiengängen ihr Studium häufiger vorzeitig beenden als Studierende in geschlechtstypischen oder -neutralen Studiengängen. Ungeklärt ist bisher, ob sie nach dem Verlassen dieser Studiengänge auch das geschlechtsatypische Bildungsumfeld an sich verlassen und welche Mechanismen diese Entscheidung erklären. Die empirische Analyse dieser Frage erfolgt auf Grundlage der Exmatrikuliertenbefragung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) der Jahre 2014 und 2017. Dabei zeigt sich, dass die Mehrheit der Studierenden nach dem Abbruch eines geschlechtsatypischen Studiengangs das geschlechtsatypische Bildungsumfeld verlässt. Bei Frauen bewirken insbesondere Zweifel an ihrer Eignung für das jeweilige Studienfach, dass sie einen geschlechtstypischen oder -neutralen Bildungsweg einem geschlechtsatypischen vorziehen. Jene Frauen, denen das gesellschaftliche Ansehen wichtig ist, verbleiben hingegen eher im geschlechtsatypischen Umfeld. Bei Männern können die untersuchten Faktoren nicht erklären, warum auch sie nach dem Abbruch eines geschlechtsatypischen Studiengangs mehrheitlich den geschlechtsatypischen Bildungsweg verlassen.


Soziale Welt ◽  
2021 ◽  
Vol 72 (3) ◽  
pp. 255-282
Author(s):  
Melinda Erdmann ◽  
Marcel Helbig ◽  
Stefan Stuth

Die vorliegende Studie untersucht erstmalig den Prozess der Fremdselektion durch Lehrende bei der Auswahl von Schüler/innen für Bildungsinterventionen, die das Ziel haben, soziale Ungleichheit beim Übergang zur Hochschule zu reduzieren. Hierfür wird die Frage diskutiert, inwieweit den Zielen entsprechend Schüler/innen ohne akademischen Hintergrund Zugang zu einer spezifischen Bildungsintervention erhalten. Mittels einer teils explorativen Studie wird untersucht, inwiefern sich die von den Lehrenden für ein Programm ausgewählten Schüler/innen von den nicht ausgewählten Schüler/innen unterscheiden. Dazu werden mithilfe von Entscheidungsbaumanalysen Daten von 1129 Schüler/innen der Sekundarstufe II in 28 Schulen (darunter 23 Gymnasien und 5 Gesamtschulen) betrachtet. Entgegen der Zielstellung der untersuchten Bildungsintervention war der Bildungshintergrund der Eltern kein bedeutendes Differenzierungsmerkmal. So zeigen die Ergebnisse, dass an Gymnasien die schulische Leistung und an Gesamtschulen die schulische Motivation die wichtigsten Indikatoren für die Auswahl durch die Lehrenden sind. Random-Forest-Analysen weisen dennoch daraufhin, dass sich die vorgegebenen Nominierungskriterien zum größten Teil auch bei den Differenzierungsmerkmalen der Schüler/innen wiederfinden. Zudem stellen soziales, kulturelles und ökonomisches Kapital der Eltern relevante Differenzierungsmerkmale dar. Am Ende des Beitrags werden die Ergebnisse vor dem Hintergrund der aktuellen Forschungslandschaft zur Wirkungsmessung von Bildungsinterventionen kurz diskutiert.


Soziale Welt ◽  
2021 ◽  
Vol 72 (2) ◽  
pp. 139-171
Author(s):  
Daniel Baron

Eine Vielzahl an Studien untersucht die Auswirkungen befristeter Beschäftigungsverhältnisse auf subjektive Unsicherheiten und Entscheidungen zur Verfestigung von Partnerschaften unter jungen Erwachsenen. Hingegen gibt es für die Bundesrepublik kaum umfassende Befunde zu möglichen Zusammenhängen zwischen der Einbindung in befristete Beschäftigung und Einschätzungen junger erwerbstätiger Erwachsener mit Blick auf die Planbarkeit ihrer partnerschaftlichen Zukunft. Die vorliegende Studie widmet sich dieser Frage auf Basis einer 897 Personen umfassenden Stichprobe bestehend aus jungen abhängig beschäftigten und in Partnerschaft befindlichen Erwachsenen. Die Befunde weisen auf umso pessimistischere Einschätzungen der partnerschaftlichen Zukunftsplanung hin, je geringer die subjektive Erwerbs- und die subjektive Einkommenssicherheit junger verpartnerter Erwachsener ausfallen. Außerdem zeigen sich signifikant pessimistischere Einschätzungen bei jungen einkommensschwachen Männern als bei jungen einkommensschwachen Frauen. Diese Befunde weisen auf die analytische Relevanz sozialpsychologischer und geschlechtersoziologischer Erklärungsansätze hin, die über familienökonomisch argumentierte Perspektive hinausgehen. Ausgehend von diesen Befunden dürften Ergänzungen arbeitspolitischer Maßnahmen um Strategien zur Befähigung junger Erwachsener im Umgang mit den Konsequenzen befristeter Beschäftigungsverhältnisse aussichtsreicher sein mit Blick auf die Unterstützung ihrer partnerschaftlichen Zukunftsplanungen als vorwiegend auf Re-Regulierung abzielende Strategien.


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