scholarly journals Mediatisierte sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche

Author(s):  
Frederic Vobbe ◽  
Katharina Kärgel

ZusammenfassungVerbreitete Vorstellungen von mediatisierter sexualisierter Gewalt werden durch Diskussionen über Cybergrooming (sexuelle Ausbeutung mittels digitaler Medien) durch „Fremdtäter*innen“ bzw. die Verbreitung und den Konsum von Missbrauchsabbildungen (Kinderpornografie) beherrscht (Vobbe & Kärgel, im Druck). Tatsächlich werden digitale Medien jedoch auch von Gewaltausübenden des sozialen Nahraums (z. B. Familienmitglieder, Mitarbeitende pädagogischer Einrichtungen) täter*innenstrategisch genutzt.

Author(s):  
Frederic Vobbe ◽  
Katharina Kärgel

ZusammenfassungIn Fällen mediatisierter sexualisierter Gewalt entsteht Helfenden gelegentlich der Eindruck, dass Gewaltbetroffenen und deren Angehörigen nicht bewusst ist, dass digitale Gewaltzeugnisse (z. B. Foto- oder Videoaufnahmen, die die sexualisierte Gewalt dokumentieren) in bzw. über digitale Medien veröffentlicht oder verbreitet werden können. Infolge stellen sie sich die Frage, ob es aus fachlichen Gesichtspunkten notwendig und sinnvoll ist, die betroffenen Kinder und Jugendlichen sowie deren Erziehungsberechtigte hierüber aufzuklären. Am Beispiel einer Fallvignette werden diesbezügliche fachliche Abwägungsprozesse reflektiert. Auf dieser Grundlage werden Empfehlungen zum Zeitpunkt und zur Gestaltung entsprechender Interventionen ausgesprochen.


Author(s):  
Arne Dekker ◽  
Pia Behrendt ◽  
Lea Pregartbauer

Zusammenfassung Hintergrund Neben Chancen bringen Internet und digitale Medien für Kinder und Jugendliche auch Risiken mit sich. Ein solches stellen Fälle dar, bei denen persönliche erotische Fotos von Schüler:innen gegen deren Willen weiterverbreitet werden. Für Betroffene können die psychosozialen Konsequenzen gravierend sein. Ziel der Arbeit Mit der vorliegenden Arbeit sollen Prävalenz von und Umgang mit der nichteinvernehmlichen Weiterleitung persönlicher erotischer Fotos unter Schüler:innen an Schulen in Schleswig-Holstein erhoben werden. Methode Vom 25.04. bis zum 07.06.2019 wurden die Schulleitungen von weiterführenden Schulen mittels eines Onlinekurzfragebogens sowohl zum Vorkommen nichtkonsensueller Fotoweiterleitung an den jeweiligen Schulen befragt als auch zu ergriffenen Maßnahmen, Folgen für die betroffenen Schüler:innen und Konsequenzen für diejenigen, die die Fotos versendet haben. Die Angaben von 74 Schulleitungen konnten in die Datenanalyse aufgenommen werden. Ergebnisse An mehr als zwei Dritteln der Schulen wurde den Schulleitungen mindestens ein Fall von nichtkonsensueller Fotoweiterleitung bekannt. Ergriffene Maßnahmen waren zumeist die Information der Eltern aller Beteiligten und ein „angeleiteter Austausch“ zwischen den beteiligten Schüler:innen. Als Folgen für die betroffenen Schüler:innen wurden v. a. sozialer Rückzug, psychisches Leiden, schulische Leistungsprobleme und Erfahrungen mit Cybermobbing/-bullying berichtet. In acht Fällen verließen betroffene Schüler:innen die Schule. Diskussion Nichtkonsensuelle Fotoweiterleitung an Schulen ist ein Problem erheblichen Ausmaßes. Zeitgemäße spezifische Präventionsmaßnahmen sind dringend erforderlich.


2021 ◽  
Vol 30 (4) ◽  
pp. 208-217
Author(s):  
Jörg M. Fegert ◽  
Vera Clemens ◽  
Ulrike Hoffmann

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt und Übergriffen im Gesundheitswesen ist ein Thema, das von den relevanten Berufsgruppen noch nicht umfassend bearbeitet wurde. Fragestellung: Ziel dieses Beitrages ist es, einen Überblick über Formen und Ursachen von Gewalt durch medizinisches Personal zu geben. Methode: Auf der Grundlage einer selektiven Literaturrecherche sowie Fallvignetten aus der beruflichen Praxis werden Formen und Ursachen von Gewalt im medizinisch-therapeutischen Kontext dargestellt und eine Systematisierung von Tätertypen vorgenommen. Ergebnisse: Professionelles Fehlverhalten von Angehörigen der Gesundheitsberufe kann sich in verschiedenen Formen zeigen. Ebenso sind die Ursachen von Gewalt vielfältig. Diskussion und Schlussfolgerung: Die Interventionen nach Fehlverhalten müssen individuell angepasst werden. Die Kinderschutzkompetenzen von Fachkräften müssen gestärkt und Schutzmaßnahmen in Institutionen implementiert werden.


Author(s):  
Frederic Vobbe ◽  
Katharina Kärgel

ZusammenfassungDie kontinuierliche Weiterentwicklung des Alltags durch digitale Medien wird zunehmend täter*innenstrategisch instrumentalisiert. Informations- und Kommunikationstechnologien werden ebenso wie technische Geräte und Datenträger zur Anbahnung, Verübung und Aufrechterhaltung sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche eingesetzt. Für Menschen, die zu sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend arbeiten, sind Schlagzeilen über kursierende Nacktfotos im Klassenchat, Täter*innen-Netzwerke und Plattformen wie „Boystown“, auf denen Missbrauchsabbildungen getauscht werden, längst Alltagsrealität.


2021 ◽  
Vol 30 (4) ◽  
pp. 205-207
Author(s):  
Jörg M. Fegert ◽  
Ulrike Hoffmann

Zusammenfassung. Die Auseinandersetzung mit Fällen von (sexualisierter) Gewalt gegen Kinder und Jugendliche sowie die Entwicklung von Schutzkonzepten war in den Institutionen des medizinisch-therapeutischen Bereiches über lange Zeit ein eher marginalisiertes Thema. Mit der Verankerung der Verpflichtung zur Erstellung von Schutzkonzepten gegen (sexualisierte) Gewalt in der Qualitätsmanagement-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) müssen sich jedoch nun alle Kliniken und Praxen dieser Thematik stellen. Der vorliegende Themenschwerpunkt gibt einen Überblick über Daten und Zahlen (sexueller) Übergriffe gegen Kinder und Jugendliche in medizinischen Institutionen und beschäftigt sich mit den Ursachen von Übergriffen durch Angehörige der Heilberufe sowie den daraus folgenden notwendigen Interventionen. Weiteres Thema ist die Entwicklung von Schutzkonzepten gegen (sexuelle) Gewalt. Es werden Hinweise zum Aufbau sowie zur praktischen Umsetzung im klinischen und ambulanten Bereich gegeben.


unsere jugend ◽  
2020 ◽  
Vol 72 (11) ◽  
pp. 469-474
Author(s):  
Jan Schweinsberg ◽  
Christian Grüner ◽  
Julia Urban

2021 ◽  
Vol 34 (03) ◽  
pp. 137-151
Author(s):  
Wencke Chodan ◽  
Frank Häßler ◽  
Olaf Reis

Zusammenfassung Einleitung Kinder und Jugendliche mit Behinderungen stellen eine Hochrisikogruppe dar, die signifikant häufiger von sexualisierter Gewalt betroffen ist als Kinder und Jugendliche ohne Behinderungen. Forschungsziele Das vorliegende narrative Review aktualisiert den Überblick über die internationale Forschungslage zu Prävalenz, Risikofaktoren und Interventionen von und bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche mit Behinderungen. Methoden Durch systematische Recherchen in Pubmed, PsycINFO und verschiedenen Suchmaschinen wurden 39 Publikationen extrahiert, die seit 2014 das Themenfeld der sexualisierten Gewalt gegen Kinder und Jugendliche mit Behinderungen beleuchten und damit einen Reviewartikel von 2014 aktualisieren. Ergebnisse Die eingeschlossenen 39 Artikel wurden in die Bereiche Epidemiologie (Prävalenz n = 17, Risikofaktoren n = 5, Folgen sexualisierter Gewalt n = 2), Versorgung (Prävention n = 7, Intervention n = 6) und Verschiedenes (n = 2) unterteilt. Eine aktuelle Metaanalyse unterstreicht das erhöhte Risiko für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen im Vergleich zu Gleichaltrigen ohne Behinderungen, von sexualisierter Gewalt betroffen zu werden. Zwei neu entwickelte, strukturierte und evaluierte Präventionsprogramme treten diesem Risiko entgegen. Für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen nach dem Erleben von sexualisierter Gewalt gibt es lediglich für Kinder und Jugendliche mit Hörbehinderungen eine Publikation mit konkreten Hinweisen; für alle anderen Behinderungsformen ließ sich auch seit 2014 kein evaluiertes Programm auffinden. Schlussfolgerung Implikationen für künftige Forschung zu sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche mit Behinderungen und deren Versorgung werden diskutiert.


Paediatrica ◽  
2021 ◽  
Vol 32 (2) ◽  
Author(s):  
Anna Maria Werling ◽  
Susanne Walitza ◽  
Renate Drechsler

Die COVID-19-Pandemie stellte alle Familien vor noch nie dagewesene Herausforderungen: Kontaktverbote und das Fehlen von Alternativen der Freizeitgestaltung führten dazu, dass digitale Medien einen grösseren Stellenwert erhielten als je zuvor. Kinder und Jugendliche mit psychischen Vorerkrankungen waren von den Auswirkungen der Pandemie in ganz besonderer Weise betroffen und es bestand die Sorge, es könne gerade in einer Population mit Risiko für Sucht oder dysfunktionalem Verhalten zu einem Anstieg von problematischem Internetgebrauch kommen.


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