Chirurgische Therapie des Morbus Parkinson

2007 ◽  
Vol 64 (1) ◽  
pp. 21-27
Author(s):  
Kaelin-Lang ◽  
Stibal

In den letzten Jahren haben chirurgische Eingriffe bei M. Parkinson eine Renaissance erlebt. Hauptgrund ist die so genannte «tiefe Hirnstimulation», die fast überall die früher üblichen stereotaktischen Läsionen verdrängt hat. Anstatt Gewebe irreversibel zu zerstören, wird bei der «tiefen Hirnstimulation» eine spezifische Region der Basalganglien mit einer Elektrode elektrisch stimuliert. Insbesondere die bilaterale Stimulation des Nucleus subthalamicus hat sich als chirurgische Therapie der Wahl bei M. Parkinson etabliert. Aber auch die «tiefe Hirnstimulation» des Globus pallidus oder des Thalamus ist bei einzelnen Patienten weiterhin indiziert. Die tiefe Hirnstimulation ist eine sehr effiziente Methode zur symptomatischen Behandlung der motorischen Komplikationen des M. Parkinson, die unter medikamentöser Therapie nicht mehr befriedigend eingestellt werden können. Insbesondere Dyskinesien, Bradykinesie, Tremor und Rigor können gut behandelt werden und die medikamentöse Therapie oft reduziert werden. Wie weit die Besserung dieser motorischen Symptome langfristig die Lebensqualität verbessert ist aber noch ungenügend belegt. Bei Patienten mit schweren kognitiven und psychiatrischen Symptomen oder mit schweren axialen Symptomen wie Schluckstörungen ist ein Eingriff gut abzuwägen, da sich diese Symptome postoperativ verschlechtern können.

2003 ◽  
Vol 22 (10) ◽  
pp. 498-503
Author(s):  
G. Deuschl ◽  
J. Volkmann ◽  
J. Herzog

ZusammenfassungDie tiefe Hirnstimulation stellt mittlerweile ein etabliertes therapeutisches Verfahren für Patienten in einem fortgeschrittenen Stadium der Parkinson-Krankheit dar. Der chirurgische Eingriff kommt insbesondere für solche Patienten in Frage, die unter den Langzeitkomplikationen der dopaminergen Therapie leiden und mit konservativen Therapieregimen nicht mehr zufriedenstellend behandelt werden können. Als Zielpunkte der Stimulation stehen heutzutage der Nucleus subthalamicus (STN) und der Globus pallidus internus (GPi) zur Verfügung. Sowohl die STN- als auch die GPi-Stimulation führen zu einer deutlichen Verbesserung der Off-Phasen-Symptome sowie der Dyskinesien; die STN-Stimulation wird jedoch aufgrund einer deutlicheren Reduktion der dopaminergen Medikation und des niedrigeren Energieverbrauches als überlegen angesehen. Allerdings steht eine kontrollierte randomisierte Studie zum Vergleich zwischen STN- und GPi-Stimulation noch aus. Die Stimulation im Nucleus ventralis intermedius (Vim) des Thalamus wird heute beim Morbus Parkinson nur noch selten eingesetzt und kommt nur bei älteren Patienten mit einem im Vordergrund stehenden Ruhetremor und gering ausgeprägten akinetisch-rigiden Symptomen in Betracht.


2007 ◽  
Vol 38 (01) ◽  
Author(s):  
L Wojtecki ◽  
L Timmermann ◽  
S Elben ◽  
S Jörgens ◽  
M Südmeyer ◽  
...  

2004 ◽  
pp. 246-257
Author(s):  
N. Allert ◽  
J. Voges ◽  
A. Koulousakis ◽  
H.-J. Freund ◽  
V. Sturm

2004 ◽  
pp. 229-245
Author(s):  
T. J. Loher ◽  
J.-M. Burgunder ◽  
J. K. Krauss

neuroreha ◽  
2017 ◽  
Vol 09 (03) ◽  
pp. 119-124
Author(s):  
Laura Paschen ◽  
Karsten Witt

ZusammenfassungEtwa 12.500 Menschen/Jahr erhalten in Deutschland die Diagnose Morbus Parkinson und sehen sich mit Einschränkung, Stigma und Invalidität konfrontiert. Obwohl sich die Lebenserwartung der Erkrankten deutlich gebessert hat, ist die Diagnose daher weiterhin mit Angst verbunden. Medikamentöse Therapie und aktivierende Behandlungsmethoden haben einen wichtigen Stellenwert, dennoch entwickeln sich häufig motorische Wirkfluktuationen, die sich medikamentös nicht auffangen lassen. Seit nunmehr 30 Jahren ist jedoch die Tiefe Hirnstimulation verfügbar. Sie steht seither für die Faszination, die Funktion des Gehirns zu modulieren, und für die damit oftmals verbundene große Chance auf ein besseres Leben mit der unheilbaren Erkrankung.


2008 ◽  
Vol 27 (05) ◽  
pp. 403-412
Author(s):  
J. Herzog ◽  
G. Deuschl ◽  
J. Volkmann

ZusammenfassungDie tiefe Hirnstimulation des Nucleus subthalamicus (STNStimulation) ist eine hocheffektive Therapieoption zur Behandlung von Patienten mit Morbus Parkinson. Die STNStimulation führt zu einer deutlichen Verbesserung der OFF-Phasen-Symptome um etwa 50% und der hypokinetischen Fluktuationen und Dyskinesien um ca. 70%. Darüber hinaus kann unter der STN-Stimulation die dopaminerge Medikation um etwa 50% reduziert werden. In kontrollierten Studien konnte gezeigt werden, dass durch diese symptomatischen Effekte bei operierten Patienten die Lebensqualität signifikant besser ist als bei vergleichbaren Patienten unter optimierter medikamentöser Therapie. Derzeit wird die STN-Stimulation meist in fortgeschrittenen Krankheitsstadien angewendet, wenn durch eine orale Medikation keine Verbesserung mehr erzielt werden kann. Zukünftige Studien werden zeigen, ob die STN-Stimulation auch früher eingesetzt werden sollte, um sekundären Komplikationen der Erkrankung vorzubeugen und die bereits früh einsetzende psychosoziale Behinderung bei Parkinsonpatienten abzumildern.


2018 ◽  
Vol 86 (07) ◽  
pp. 394-395

Die Dopaminersatztherapie (DET) und die subthalamische tiefe Hirnstimulation (THS) sind etablierte Therapieformen für die Behandlung motorischer Komplikationen bei M. Parkinson (MP). Kontroverse Berichte über damit verbundene Verhaltensstörungen verunsichern jedoch hinsichtlich der Wahl der geeigneten Therapie. Das Ziel einer Studie aus Frankreich bestand darin, Verhaltensänderungen bei MP-Patienten zu bewerten, die entweder eine kombinierte Behandlung aus THS plus medikamentöse Therapie oder eine alleinige medikamentöse Therapie erhielten. Die Kombinationstherapie stellte sich dabei als überlegen heraus.


2003 ◽  
Vol 34 (03) ◽  
Author(s):  
L Wojtecki ◽  
L Timmermann ◽  
S Jörgens ◽  
M Südmeyer ◽  
J Gross ◽  
...  

Praxis ◽  
2011 ◽  
Vol 100 (8) ◽  
pp. 469-477
Author(s):  
Gautschi ◽  
Haegele ◽  
Cadosch ◽  
Hildebrandt ◽  
Bauer

Die tiefe Hirnstimulation (THS) ist inzwischen ein etabliertes Verfahren mit zum Teil beeindruckenden Behandlungserfolgen. So kann zum Beispiel eine Stimulation des Nucleus ventralis intermedius den mit dem essentiellen Tremor und idiopathischen Parkinson-Syndrom vergesellschafteten Tremor deutlich verbessern. Auf eine ähnliche Art kann die Stimulation des Nucleus subthalamicus und des Globus pallidus internus zu einer deutlichen Verminderung von Bradykinese, Rigidität und Tremor sowie zu einer Verbesserung der L-Dopa induzierten Dyskinesien bei Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom führen. In letzter Zeit wurde die THS auch bei anderen neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen eingesetzt. Der genaue Wirkmechanismus auf neuronaler Ebene ist dabei bis heute nicht vollständig geklärt. Unabhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung und der chirurgischen Elektrodenplatzierung sind die sorgfältige Patientenselektion sowie die Indikationsstellung für den Erfolg von entscheidender Bedeutung.


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