Aufnahme und Entlassung von Menschen mit Demenz – Kommunikation aus Sicht von Experten der Kurzzeitpflege

Pflege ◽  
2015 ◽  
Vol 28 (4) ◽  
pp. 195-204 ◽  
Author(s):  
Silke Kuske ◽  
Sabine Bartholomeyczik

Zusammenfassung. Hintergrund: Über die Prozesse und den Informationsaustausch versorgungsrelevanter Informationen von Menschen mit Demenz (MmD) zwischen den Settings Häuslichkeit und Kurzzeitpflege ist bislang wenig bekannt. Vor diesem Hintergrund wurden die Prozesse und der Informationsaustausch unter Berücksichtigung der beteiligten Akteure rekonstruiert sowie qualitätsrelevante Faktoren identifiziert. Methoden: Leitfadengestützte Telefoninterviews mit 16 Experten aus 15 Einrichtungen mit Kurzzeitpflege wurden durchgeführt. Ergebnisse: Die Qualität des Informationsaustauschs zwischen den beteiligten Personen divergiert je nach Einrichtung. Dies betraf den Zeitpunkt und die Häufigkeit von Aufnahmegesprächen, Vollständigkeitsprüfungen von Informationen sowie die Beschaffung benötigter Informationen. Den Einrichtungen war gemeinsam, dass nach der Entlassung gewöhnlich keine weiteren koordinierten Schritte vorgesehen waren. Für die Koordination und die Durchführung von Überleitungsevaluationen ergab sich ein Handlungsbedarf. Schlussfolgerung: Für MmD ist eine rechtzeitige Beschaffung kurzzeitpflegerelevanter Informationen von Bedeutung. Ebenso spielen die Koordination aller an der Versorgung beteiligten Personen, eine verbindliche Regelung der Informationswege und eine Entlastung der versorgenden Angehörigen eine wichtige Rolle beim Informationsaustausch. Ein bedarfsgerechtes, settingübergreifendes Case Management, ein Überleitungsstandard und die Evaluation der Überleitungsqualität könnten im Hinblick auf die Qualitätssicherung in der Versorgung von MmD einen wichtigen Beitrag leisten.

Pflege ◽  
2021 ◽  
Vol 34 (5) ◽  
pp. 275-284
Author(s):  
Stephanie Heinrich ◽  
Christine Schiller ◽  
Manuela Grünzig ◽  
Thomas Klatt ◽  
Jennifer Geyer ◽  
...  

Zusammenfassung. Hintergrund: Case Management bei Demenz wird in der Nationalen Demenzstrategie Deutschlands gefordert. Dessen Wirksamkeit ist vielfach untersucht, die Ergebnisse sind widersprüchlich. Demgegenüber sind Umsetzungsprozesse von Case Management-Konzepten bislang kaum beschrieben. Ziele: Ziel der Machbarkeitsstudie war es, die Umsetzung einer aufsuchenden Hilfe für Menschen mit Demenz zu analysieren sowie Veränderungen in der Versorgung, Akzeptanz sowie förderliche und hemmende Faktoren der Umsetzung zu explorieren. Methoden: Die aufsuchende Hilfe für Menschen mit Demenz wurde im Zeitraum 08 / 2018 bis 07 / 2019 umgesetzt. Einbezogen wurden Menschen mit Demenz und pflegende Angehörige. Es erfolgte eine prospektive Erfassung quantitativer und qualitativer Daten anhand von halbstandardisierten Interviews im Rahmen der aufsuchenden Hilfe. Ergebnisse: Die aufsuchende Hilfe konnte bei 113 Menschen mit Demenz umgesetzt werden und größtenteils konnten pflegende Angehörige einbezogen werden. Im Mittel fanden acht Kontakte im Zeitraum von 74 Tagen statt. Die Bedarfs- und Unterstützungsbereiche waren vielfältig. Die Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten steigerte sich nach Interventionsabschluss um 19 %. Schlussfolgerungen: Die Umsetzung einer kontinuierlichen und prozesshaften Begleitung von Menschen mit Demenz und Angehörigen ist möglich, wobei Struktur und Prozedere transparent sein sollten. Förderlich ist eine umfangreiche Ausrichtung und vernetzte Arbeit. Die Wirksamkeit der Intervention bleibt in einer kontrollierten Studie zu untersuchen.


Pflege ◽  
2020 ◽  
Vol 33 (1) ◽  
pp. 34-42
Author(s):  
Manuela Grünzig ◽  
Christine Schiller ◽  
Thomas Klatt ◽  
Gabriele Meyer ◽  
Stephanie Heinrich

Zusammenfassung. Hintergrund: Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen sind aufgrund der Komplexität einer Demenz vor besondere Herausforderungen gestellt. Die Familien benötigen Informationen sowie Beratung, um sich in der unübersichtlichen Versorgungslandschaft zurechtzufinden und bedarfsgerechte Angebote in Anspruch nehmen zu können. Fragestellung / Ziel: Der Fallbericht zielt darauf ab, die häusliche Situation eines Ehepaares aufzuzeigen, bei dem der Ehemann an einer Demenz bei Parkinson-Krankheit leidet und erhebliche Herausforderungen innerhalb der Familie und im Versorgungssystem bestehen. Methode: Im Rahmen des Dementia Care Nurse Projektes erfolgte eine Fallbegleitung. Anhand unterschiedlicher Assessmentinstrumente wurden die verschiedenen Informationen der Familie zusammengetragen und beschrieben. Ergebnisse: Die Problemfelder und der Hilfebedarf der betroffenen Familie sind vielfältig und reichen über Kostenerstattung, Beantragung von Pflegeleistungen bis hin zum Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen sowie Reduktion der Belastung der pflegenden Angehörigen. Schlussfolgerung: Die Familie, insbesondere die pflegende Ehefrau, konnte wirksam bei den Herausforderungen der Demenzerkrankung unterstützt werden, indem z. B. professionelle Dienste einbezogen und Leistungsansprüche geklärt wurden. Aus Projektperspektive sind unabhängige Beratungsstrukturen im Sinne eines Case Management Ansatzes notwendig, um die häusliche Situation zu stabilisieren.


1992 ◽  
Vol 23 (1) ◽  
pp. 6-8 ◽  
Author(s):  
Carol W. Lawrence

Speech-language evaluation reports from many institutions present age-equivalent scores as the evidence for speech-language deficits. Yet, the value and interpretation of this measurement criterion requires clinical scrutiny. This article reviews the concept and derivation of age-equivalent scores and presents arguments against their use in case management decisions.


2018 ◽  
Vol 75 (2) ◽  
pp. 105-111 ◽  
Author(s):  
Ralf J. Jox ◽  
Francesca Bosisio ◽  
Eve Rubli Truchard

Zusammenfassung. Die Palliative Care muss sich im Zuge des demographischen Wandels vieler Gesellschaften rund um den Globus tiefgreifend wandeln. Sie muss mehr und mehr mit der Geriatrie zusammenarbeiten und geriatrische Expertise integrieren. Eine der zentralen Herausforderungen Geriatrischer Palliative Care ist die ethisch angemessene Therapieentscheidung für Menschen, die nicht mehr urteilsfähig sind. Nachdem der bisherige Ansatz herkömmlicher Patientenverfügungen erwiesenermassen enttäuscht hat, wird aktuell, gerade auch in deutschsprachigen Ländern, das systemische Konzept des Advance Care Planning (ACP) verfolgt. In diesem Artikel wird zunächst ACP mit seinen Zielen, Elementen und Effekten vorgestellt. Sodann wird gezeigt, weshalb es für Menschen mit Demenz eines adaptierten ACP-Programms bedarf und was ein solches demenzspezifisches ACP beinhalten muss.


2015 ◽  
Vol 72 (4) ◽  
pp. 225-231
Author(s):  
Irene Bopp-Kistler

Vor der Diagnoseeröffnung geht sowohl für die Demenzerkrankten, wie aber auch für ihre Angehörigen eine lange Zeit der Unsicherheit, der Verunsicherung, der Angst, der Zweifel, aber auch von Konflikten voraus. Der Beginn einer neurodegnerativen Erkrankung ist immer mit sehr vielen offenen Fragen verbunden. Wenn jüngere Patienten noch im Berufsleben stehen, löst bereits das Stadium des Mild Cognitive Impairment Fehlleistungen, Burnout, Mobbing, Depression und Krankschreibung aus. In der Partnerschaft entstehen Konflikte und Schuldzuweisungen. Es ist viel zu wenig bekannt, dass meist diese Probleme auf Beziehungsebene belastender sind als die typischen Defizite, die auf die Demenzerkrankung zurückzuführen sind. Es besteht leider immer noch die Meinung, dass sich eine Abklärung und Diagnosestellung nur bei Krankheiten lohnt, die auch behandelbar sind. Ziel jeder evidenzbasierten Medizin sollte es aber sein, den Patienten und ihren Angehörigen eine möglichst gute Lebensqualität zu geben. Und diese Forderung ist besonders bezüglich Demenzdiagnose zu stellen. Ein offenes Diagnoseeröffnungsgespräch ermöglicht es den Patienten und ihren Angehörigen, sich mit der Situation auseinander zu setzen, miteinander Lösungsstrategien zu suchen in der herausfordernden Situation einer Demenzerkrankung, die immer das ganze familiäre und soziale System betrifft. Der Patient hat das Recht auf Information über seine Diagnose, das gilt auch für die Demenzerkrankten. Das Diagnosegespräch erfordert Zeit und höchste Professionalität, das Wissen um die individuellen Defizite und Ressourcen, die soziale Situation und die Biographie und Persönlichkeit der Patienten, aber auch ihrer Angehörigen. Das Diagnosegespräch löst viele Emotionen aus, es ist wichtig auf diese einzugehen und diese auch aufzunehmen. Primär sollte mit dem Patienten gesprochen werden, aber möglichst im Beisein der Angehörigen, wichtig dabei ist die Wertschätzung des Demenzerkrankten auch bei Anosognosie. Den Angehörigen sollten nicht Ratschläge gegeben werden, sondern es sollte in einem therapeutischen Gespräch auf ihre Gefühle des permanenten Abschiednehmens der geliebten Person eingegangen werden, auf ihre Trauer und Wut. Erst dann wird die Grundlage gelegt, damit gemeinsam im Sinne eines verhaltenstherapeutisch-systemischen Settings Lösungsstrategien gefunden werden können. Begleitung von Demenzerkrankten und ihren Angehörigen bedeutet somit nicht nur Case-Management und Beratung, wobei auch dies von großer Wichtigkeit ist, sondern sich Einlassen auf die veränderte Beziehung und Situation. Dann kann Resilienz entstehen, welche Voraussetzung dafür ist, dass die langdauernde Krankheit, die mit einem permanenten Abschiednehmen verbunden ist, gemeistert werden kann.


Praxis ◽  
2003 ◽  
Vol 92 (20) ◽  
pp. 971-972
Author(s):  
M. Puhan
Keyword(s):  

Pflege ◽  
2005 ◽  
Vol 18 (02) ◽  
pp. 0131-0131 ◽  
Author(s):  
Deutsches Institut für angewandte P
Keyword(s):  

2007 ◽  
Vol 20 (1) ◽  
pp. 53-58 ◽  
Author(s):  
Gabriela Stoppe ◽  
Lienhard Maeck

Zusammenfassung: Verhaltensstörungen sind vielgestaltig und häufig bei Demenzen. Ihr Auftreten und Ausmaß sind ein Hauptrisikofaktor für die Heimeinweisung. Mit zunehmender Demenzschwere wird ein Zusammenhang zu Umgebungsfaktoren immer deutlicher. Angehörigeninterventionen beeinflussen auch das Verhalten der Demenzkranken. Die Behandlung erfordert zunächst eine sorgfältige Analyse auslösender und verstärkender Faktoren. Bestehen Sie fort, so sollte ein Zielsymptom definiert werden und im Behandlungsverlauf dokumentiert werden. Unwirksame Therapien sollten nicht fortgesetzt werden. Pharmakologisch sind Antidementiva als Basistherapie zu prüfen. Im Übrigen haben nicht-anticholinerge Substanzen und atypische Neuroleptika (v. a. Risperidon, Aripiprazol, Olanzapin) eine begrenzte Wirksamkeit. Präparate mit wenig Interaktionen und kurzer Halbwertszeit sind zu bevorzugen. Seitens der nichtpharmakologischen Maßnahmen unterscheidet man Übungs- von sinnesorientierten Verfahren, sowie Validation, Musiktherapie und die Umgebungsgestaltung, die jedoch bis heute schlecht untersucht sind.


Pflege ◽  
2014 ◽  
Vol 27 (3) ◽  
pp. 206-207
Author(s):  
Sabine Kalkhoff
Keyword(s):  

Pflege ◽  
2012 ◽  
Vol 25 (3) ◽  
pp. 175-184
Author(s):  
Krüger ◽  
Eberl ◽  
Schnepp

In der vorliegenden Studie wurden Familien zu ihren Erfahrungen mit den ersten, in Deutschland nach dem WHO-Konzept der Family Health Nurse weitergebildeten, Familiengesundheitspflegenden und -hebammen (FGP/FGH) befragt. Die Weiterbildung befähigt dazu, Familien und Einzelpersonen niederschwellige pflege- und gesundheitsbezogene Angebote zu unterbreiten. Ziel war es herauszuarbeiten, inwieweit diese Fachpersonen die Familien unterstützen und ob das Curriculum der Weiterbildung Familiengesundheit auf die Bedarfe der Familien ausgerichtet ist. Im Rahmen der Evaluation wurden acht Familien, die aus unterschiedlichen Gründen Angehörige zuhause versorgen, mittels qualitativer Interviews befragt. Die Datenauswertung folgte der Methode von Burnard. Die Familien beschreiben unterschiedliche Unterstützungen der FGP/FGH wie «Pflege- und gesundheitsbezogene Tätigkeiten», Hilfen im «Alltagsmanagement» und Aktivitäten in Verbindung mit «Case-Management». Die Betreuung der FGP/FGH trägt zur Stabilisierung der Situation innerhalb der Familie bei. Die Analyse zeigt zudem, dass die Inhalte der Weiterbildung von den FGP/FGH berücksichtigt und angewendet werden. Insgesamt wird deutlich, dass Familien mit sehr unterschiedlichen pflegerischen, gesundheitlichen und sozialen Bedarfen von der Betreuung durch die FGP/FGH profitieren. Die familiäre und pflegerische Situation wird entlastet. Die Familien werden dazu befähigt, ihren Alltag zu bewältigen und neue Strategien zu entwickeln.


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