scholarly journals Aufgabenteilung in der ambulanten Versorgung von Menschen mit Demenz

Pflege ◽  
2021 ◽  
Author(s):  
Eva Drewelow ◽  
Attila Altiner ◽  
Bianca Biedenweg ◽  
Maresa Buchhholz ◽  
Esther Henning ◽  
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Zusammenfassung. Hintergrund: Menschen mit Demenz (MmD) zu versorgen, fordert Gesundheitssystem und pflegende Angehörige heraus und ist nur durch interprofessionelle medizinische und pflegerische Betreuung zu bewältigen. Fragestellung / Ziel: Die AHeaD-Studie untersuchte Einstellungen von Hausärzt_innen (HÄ) und Pflegefachpersonen (PFP) zur Übertragung bislang hausärztlich ausgeführter Tätigkeiten an PFP in der ambulanten Versorgung von MmD. Methoden: In vier Fokusgruppendiskussionen mit 10 HÄ und 13 PFP wurden Einstellungen zur Übertragung bestimmter Tätigkeiten inhaltsanalytisch untersucht sowie Chancen und Barrieren einer Einführung identifiziert. Ergebnisse: HÄ befürworteten die Übertragung bestimmter Tätigkeiten wie Blutentnahmen, Assessments, deren Monitoring oder Folgeverordnungen für Pflegehilfsmittel. „Klassische“ ärztliche Aufgaben (z. B. Diagnostik von Erkrankungen, Erstverordnung von Medikamenten) wurden weiter in hausärztlicher Hand gesehen. PFP forderten für die Beziehung zwischen PFP und HA mehr Wertschätzung und Anerkennung und bemängelten fehlendes Vertrauen sowie unzureichende Kommunikation. Beide Seiten verwiesen auf knappe Zeitbudgets, die sich kaum am reellen Bedarf der MmD orientierten. Schlussfolgerung: Die Umsetzung einer Aufgabenneuverteilung erfordert die Schaffung eines gesetzlichen und finanziellen Rahmens, zeitlicher Ressourcen, konkreter Aufgabenbeschreibungen sowie die stärkere Zusammenarbeit der involvierten Berufsgruppen. Innovative Konzepte könnten zum sinnvollen Einsatz der Ressourcen beider Berufsgruppen beitragen und die Versorgung von MmD stärken.

Pflege ◽  
2010 ◽  
Vol 23 (4) ◽  
pp. 223-239 ◽  
Author(s):  
Franco Mantovan ◽  
Dietmar Ausserhofer ◽  
Markus Huber ◽  
Eva Schulc ◽  
Christa Them

Durch die häusliche Pflegesituation sind pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz einer Vielzahl an physischen, psychischen und sozialen Belastungen bzw. Einschränkungen ausgesetzt und laufen Gefahr, selbst zu erkranken. Pflegende Angehörige benötigen adäquate Entlastungsangebote, um die Pflege ihres Familienmitglieds zuhause so lange und so gesund wie möglich durchführen zu können. In der vorliegenden Arbeit wurden anhand einer systematischen Literaturübersicht Entlastungs- und Förderinterventionen und deren Effekte auf pflegende Angehörige von Demenzerkrankten recherchiert und dargestellt. Aus der Ergebnisdarstellung geht hervor, dass psychoedukative, pflegeentlastende, unterstützende, psychotherapeutische und multimodale Angebote sowie Case und Care Management bei pflegenden Angehörigen signifikante Effekte auf Ergebnisparameter wie Belastungen, Depressivität, subjektives Wohlbefinden, Fähigkeiten/Wissen sowie Symptome und Institutionalisierung des Pflegebedürftigen zeigen. Keine der untersuchten Interventionen deckt jedoch alle Ergebnisparameter ab. Um eine individuelle Versorgung pflegender Angehöriger sicherstellen zu können, bedarf es eines übergeordneten organisatorischen Konzepts (z. B. Case/Care Management, Family Health Nursing) das die Bedürfnisse der pflegenden Angehörigen erkennt, bedarfsgerechte Angebote für pflegende Angehöriger kombiniert und vernetzt. Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen könnten als «Care Manager» oder «Family Health Nurses» bei der Sicherstellung der häuslichen Pflege von Menschen mit Demenz eine zentrale Rolle spielen. Weitere Untersuchungen zu multimodalen Angeboten bzw. Case bzw. Care Management werden benötigt, wobei eine sorgfältige Wahl des Studiendesigns, der Stichprobengröße und der Ergebnisparameter (Assessmentinstrumente) getroffen werden muss, um signifikante Ergebnisse und homogene Daten zu produzieren.


PADUA ◽  
2019 ◽  
Vol 14 (4) ◽  
pp. 255-264 ◽  
Author(s):  
Denny Paulicke ◽  
Christian Buhtz ◽  
Gabriele Meyer ◽  
Karsten Schwarz ◽  
Dietrich Stoevesandt ◽  
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Zusammenfassung. Die Angehörigen übernehmen den größten Teil der häuslichen Pflege von Menschen mit Demenz. In Anbetracht der wachsenden Zahl der pflegebedürftigen Menschen mit Demenz werden auch assistive Technologien als Unterstützung zunehmend diskutiert. Der Erwerb von Wissen über bestehende technische Systeme sowie von Kompetenzen für die pflegenden Angehörigen bilden dafür die Vorrausetzung.


Pflege ◽  
2021 ◽  
Vol 34 (5) ◽  
pp. 275-284
Author(s):  
Stephanie Heinrich ◽  
Christine Schiller ◽  
Manuela Grünzig ◽  
Thomas Klatt ◽  
Jennifer Geyer ◽  
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Zusammenfassung. Hintergrund: Case Management bei Demenz wird in der Nationalen Demenzstrategie Deutschlands gefordert. Dessen Wirksamkeit ist vielfach untersucht, die Ergebnisse sind widersprüchlich. Demgegenüber sind Umsetzungsprozesse von Case Management-Konzepten bislang kaum beschrieben. Ziele: Ziel der Machbarkeitsstudie war es, die Umsetzung einer aufsuchenden Hilfe für Menschen mit Demenz zu analysieren sowie Veränderungen in der Versorgung, Akzeptanz sowie förderliche und hemmende Faktoren der Umsetzung zu explorieren. Methoden: Die aufsuchende Hilfe für Menschen mit Demenz wurde im Zeitraum 08 / 2018 bis 07 / 2019 umgesetzt. Einbezogen wurden Menschen mit Demenz und pflegende Angehörige. Es erfolgte eine prospektive Erfassung quantitativer und qualitativer Daten anhand von halbstandardisierten Interviews im Rahmen der aufsuchenden Hilfe. Ergebnisse: Die aufsuchende Hilfe konnte bei 113 Menschen mit Demenz umgesetzt werden und größtenteils konnten pflegende Angehörige einbezogen werden. Im Mittel fanden acht Kontakte im Zeitraum von 74 Tagen statt. Die Bedarfs- und Unterstützungsbereiche waren vielfältig. Die Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten steigerte sich nach Interventionsabschluss um 19 %. Schlussfolgerungen: Die Umsetzung einer kontinuierlichen und prozesshaften Begleitung von Menschen mit Demenz und Angehörigen ist möglich, wobei Struktur und Prozedere transparent sein sollten. Förderlich ist eine umfangreiche Ausrichtung und vernetzte Arbeit. Die Wirksamkeit der Intervention bleibt in einer kontrollierten Studie zu untersuchen.


Pflege ◽  
2014 ◽  
Vol 27 (4) ◽  
pp. 243-255 ◽  
Author(s):  
Christine Riesner

Eine bedarfsgerechte Versorgung bei Demenz in der Häuslichkeit erfordert den Einsatz von Bedarfsassessments wie CarenapD (Care Needs Assessment Pack for Dementia). Das CarenapD Manual sieht vor, dass die Person mit Demenz (PmD) und der pflegende Angehörige (pA) einbezogen sein sollen. In einer Prä-Post-Studie wurde CarenapD in der Praxis bei PmD (n = 55) und pA (n = 49) durch professionelle Mitarbeiter (n = 15) eingesetzt, pA wurden wesentlich stärker einbezogen als PmD. Mit einer Sekundäranalyse wird die Frage diskutiert, ob die stärkere Einbeziehung der pA die Ergebnisse beeinflusst haben kann. In die Sekundäranalyse werden Bedarfe (BD) der PmD und des pA einbezogen. BD der PmD in T0 wie T1 zeigten häufig erfüllte funktionale BD (50 %), häufig keinen BD (42 %) in demenzspezifischen BD und hohe nicht erfüllte soziale BD (35 %). Die Belastung der pA konnte von T0 zu T1 in Alltagsbelastung (−14 %), Begleitung (−20 %) und Pflegeunterbrechung (−9 %) gesenkt werden. Auffällig ist gegenüber der Literaturlage, dass häufig kein demenzspezifischer BD der PmD festgestellt wurde. BD der pA zeigen kongruente Ergebnisse, es scheint zu Entlastungen gekommen zu sein. Unkenntnis und Scham der pA und Anwesenheit der PmD kann im Assessment-Prozess dazu geführt haben, dass häufig keine demenzspezifischen BD festgestellt wurden. PmD und pA sollten aktiv in den Assessment-Prozess einbezogen werden und ihre individuelle Sichtweise einbringen können, wie dies im CarenapD Manual vorgesehen ist. Die Umsetzung dieser Vorgabe erfordert professionelles Fallverstehen.


Author(s):  
Nils F. Töpfer ◽  
Karlotta Hoppe ◽  
Gabriele Wilz

Obwohl pflegende Angehörige erheblichen Anforderungen ausgesetzt sind, empfinden nicht alle die Pflegesituation als gleichermaßen belastend, wofür vor allem Unterschiede in der Einschätzung der verfügbaren Ressourcen ausschlaggebend scheinen. Ressourcenaktivierung stellt im Tele.TAnDem, einem manualisierten kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlungsprogramm für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz, ein übergeordnetes Interventionsleitbild dar. Der Beitrag gibt einen Überblick der therapeutischen Strategien im Tele.TAnDem-Manual zur inhaltlichen und prozessualen Ressourcenaktivierung. Das »Wie« von erfolgreicher Ressourcenaktivierung wird anhand einer Therapiesitzung untersucht und illustriert, die in dem Forschungsprojekt Tele.TAnDem.Transfer aus Patientenund Therapeutensicht die höchsten Werte hinsichtlich Ressourcenaktivierung und Therapiefortschritten aufwies. Die Analyse weist auf die hohe Bedeutung der komplementären Beziehungsgestaltung als Form der prozessualen Ressourcenaktivierung hin, die Patient*innen positive Wahrnehmungen hinsichtlich ihrer zentralen Beziehungsmotive ermöglicht (in der analysierten Sitzung v.a. die Motive nach Wichtigkeit, Solidarität und Anerkennung). Die zentralen komplementären Strategien der Therapeutin in der analysierten Sitzung werden vorgestellt und hinsichtlich der Implikationen für die Praxis diskutiert und weiterführende Forschungsfragen erörtert.


Author(s):  
Antonin Fischer ◽  
Anne Katrin Risch ◽  
Gabriele Wilz

Die Übernahme der Betreuung und Pflege eines Angehörigen mit Demenz ist für Familienangehörige oft mit vielfältigsten Belastungen und negativen gesundheitlichen Konsequenzen verbunden. Für die Unterstützung dieser Zielgruppe wurden in den letzten 40 Jahren weltweit eine Vielzahl psychosozialer Interventionen entwickelt und evaluiert. Metaanalytische Untersuchungen sowie Einzelstudien zeigen, dass multimodale und kognitiv-behaviorale Behandlungskonzepte die größten mittleren Effektstärken hinsichtlich gesundheitsbezogener Zielwerte erreichen. Auch in Deutschland wurden diverse psychoedukative, psychotherapeutische und multimodale Konzepte in verschiedenen Settings, unter anderem telefonische und internetbasierte Interventionen untersucht. Der Beitrag gibt einen kurzen Überblick über die aktuelle internationale Forschung und stellt ausgewählte Studien zu psychotherapeutischen Interventionsansätzen für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz aus Deutschland vor.


Author(s):  
Mareike C. Hillebrand ◽  
Nils F. Töpfer ◽  
Lisette Weise ◽  
Gabriele Wilz

»Tele.TAnDem« ist eine kognitiv-verhaltenstherapeutische Intervention für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz, für die in Wirksamkeitsstudien bereits positive Effekte nachgewiesen werden konnten. In der vorliegenden Arbeit wird die therapeutische Kompetenz in der Durchführung von »Tele.TAnDem« als wichtige Prozessvariable und Komponente der Behandlungsintegrität untersucht. Anhand von Daten aus einer Implementierungsstudie wurde die therapeutische Kompetenz von vier externen Ratern in 123 Therapiesitzungen (drei Sitzungen aus 41 Therapien bei 15 Therapeutinnen4) auf drei Dimensionen (Allgemeine Wirkfaktoren nach Grawe, Individualisierung der Therapie, therapeutische Grundhaltung) eingeschätzt. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Therapeutinnen nach einer einmaligen Schulung »Tele.TAnDem« mit hoher Kompetenz in etablierten Versorgungsstrukturen durchführen können. Die Kompetenz in der Individualisierung der Therapie hing mit einer signifikant geringeren Ängstlichkeit und tendenziell mit einem höheren emotionalen Wohlbefinden der pflegenden Angehörigen nach der Therapie zusammen. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Identifikation relevanter Faktoren für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Belastung pflegender Angehöriger sowie die Wichtigkeit der Auswahl und Umsetzung angemessener Interventionstechniken zur Veränderung dieser Belastungsfaktoren.


2017 ◽  
Vol 66 (02) ◽  
pp. 108-114
Author(s):  
Hubertus Deimel ◽  
Monika Dexel ◽  
Sibylle Schreckling

ZusammenfassungMenschen mit Demenzerkrankungen werden oftmals im häuslichen Umfeld von Familienangehörigen betreut. Da pflegende Angehörige umfassende Hilfe und Unterstützung bei dieser Aufgabe benötigen, spielen gemeindenahe Versorgungsangebote eine zunehmend wichtigere Rolle. Hierbei finden primär nicht-pharmakologische Therapieansätze Anwendung. Sie sollen die verbliebenen funktionellen und psychosozialen Fähigkeiten der Betroffenen möglichst lange erhalten oder ihren Abbau verlangsamen sowie Entlastung für die pflegenden Angehörigen bieten. Bewegungsangebote können dazu beitragen, diese Ziele zu erreichen. Aufgrund der heterogenen physischen, affektiven, kognitiven und psychosozialen Fähigkeiten von Menschen mit Demenz, ist es jedoch notwendig, das Bewegungsangebot gut zu differenzieren und mit anderen Maßnahmen zu verknüpfen. Das lässt sich anhand der strukturellen Rahmenbedingungen der „Arbeitsgemeinschaft für psychisch Kranke im Erftkreis e. V.“ sowie der angegliederten „Alzheimer Gesellschaft Rhein-Erft-Kreis e. V.“ veranschaulichen. Als übergeordnetes Ziel der Maßnahmen gilt der Erhalt bzw. die Verbesserung der Lebensqualität der betroffenen Teilnehmer sowie der pflegenden Angehörigen.


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