Psychometrische Eigenschaften zweier Skalen zur Erfassung interindividueller Unterschiede in der Präferenz zum Alleinsein

Diagnostica ◽  
2011 ◽  
Vol 57 (2) ◽  
pp. 57-67 ◽  
Author(s):  
Steffen Nestler ◽  
Mitja D. Back ◽  
Boris Egloff

Zusammenfassung. Personen unterscheiden sich in der Neigung, Situationen aufzusuchen, in denen sie alleine sind und diese zu genießen. Zur Erfassung dieser interindividuellen Unterschiede in der Präferenz zum Alleinsein stellen wir eine deutsche Version der Preference for Solitude Skala ( Burger, 1995 ; PfS-dt) und ein von uns entwickeltes Inventar zur Messung der Präferenz zum Alleinsein (IPA) vor. Für beide Instrumente wurden die psychometrischen Eigenschaften in einer großen Stichprobe (N = 1122) untersucht. Es zeigte sich, dass die PfS-dt und das IPA intern konsistent und faktoriell valide sind sowie eine gute Retestreliabilität aufweisen (N = 80). Zusätzlich dazu ließen sich für beide Inventare konvergente und diskriminante Zusammenhänge zu anderen Persönlichkeitsmerkmalen nachweisen. Beide Inventare waren außerdem in der Lage, über die Big Five hinaus selbstberichtetes Verhalten zu prädizieren.

Diagnostica ◽  
2001 ◽  
Vol 47 (4) ◽  
pp. 167-177 ◽  
Author(s):  
Tanja Lischetzke ◽  
Michael Eid ◽  
Folke Wittig ◽  
Lisa Trierweiler

Zusammenfassung. Das Erkennen der eigenen Gefühle und der Gefühle anderer Menschen ist eine wichtige Kompetenz im Umgang mit Emotionen und Stimmungen. Es werden die bisher vor allem im englischen Sprachraum untersuchten Konstrukte der emotionalen Selbstaufmerksamkeit und der Klarheit über eigene Gefühle vorgestellt und die konzeptuelle Trennung der Konstrukte erstmals auf die Wahrnehmung fremder Gefühle übertragen. Die Konstruktion von Skalen zur Erfassung der Konstrukte sowie deren teststatistische Überprüfung werden beschrieben. Die Ergebnisse von drei Studien (N = 236; N = 117; N = 1446) zeigen, dass die konzeptuelle Trennung der Dimensionen bestätigt wird und dass die Skalen der Wahrnehmung eigener und fremder Gefühle gute psychometrische Eigenschaften besitzen. Hinweise auf die Validität der Skalen liefern die Zusammenhangsmuster mit anderen Persönlichkeitskonstrukten (Private Selbstaufmerksamkeit, Alexithymie, “Big Five“, Habituelle Befindlichkeit, Perspektivenübernahme, Empathie).


Diagnostica ◽  
2014 ◽  
Vol 60 (2) ◽  
pp. 86-97 ◽  
Author(s):  
Morten Moshagen ◽  
Benjamin E. Hilbig ◽  
Ingo Zettler

Im letzten Jahrzehnt wurden in lexikalischen Untersuchungen über diverse Sprachen und Kulturen hinweg sechs grundlegende Persönlichkeitseigenschaften identifiziert, welche im HEXACO-Modell der Persönlichkeit abgebildet werden. Die vorliegende Untersuchung behandelt eine umfangreiche psychometrische Evaluation der deutschen Version des 60-Item HEXACO-Persönlichkeitsinventars. Die sechsfaktorielle Struktur wurde anhand einer großen Stichprobe (N = 3240) bestätigt. Die resultierenden Faktoren verfügten über zufriedenstellende Reliabilitäten und waren praktisch unkorreliert. Überdies konnte Messinvarianz über das Geschlecht belegt werden. Anhand einer weiteren Stichprobe (N = 1012) wurde gezeigt, dass die 60-Item Version zu keinem bedeutsamen Informationsverlust gegenüber der 96-Item Version führt. Die Bestimmung von Korrelationen zu den Big-Five Persönlichkeitsfaktoren mittels einer dritten Stichprobe (N = 235) erbrachte durchweg erwartungskonforme Ergebnisse. Letztlich konnten anhand einer vierten Stichprobe (N = 31) hohe Retest-Reliabilitäten über einen Zeitraum von 7 Monaten belegt werden. Somit eignet sich die deutschsprachige Version des HEXACO-60 Persönlichkeitsinventars zur reliablen, validen und verhältnismäßig ökonomischen Erfassung der sechs Faktoren des HEXACO-Modells der Persönlichkeit.


2001 ◽  
Vol 22 (3) ◽  
pp. 155-172 ◽  
Author(s):  
Peter Becker

Zusammenfassung: An einer Stichprobe von 115 Erwachsenen wurden fünf Hypothesen zur Struktur von Emotionen und zu den Beziehungen zwischen Emotionen und Persönlichkeitseigenschaften überprüft. Die umfangreiche Batterie von Messvariablen umfasste: 3 Verfahren zur Messung der Big Five; das Trierer Inventar zur Verhaltenskontrolle zur Messung des Big Six-Faktors “Hedonismus/Spontaneität”; 7 Skalen von Watson und Clark (1992) sowie 12 neu entwickelte Skalen zur differenzierten Erfassung von Emotionen (in Anlehnung an Davitz, 1969 ). Es wurde eine hierarchische Struktur der Emotionen mit den beiden orthogonalen Faktoren 2. Ordnung “negative Affektivität vs. innere Harmonie” und “Aktiviertheit” sowie den vier Faktoren 1. Ordnung “Missbefinden”, “freudige Aktiviertheit”, “Ängstlichkeit” und “Verärgerung” ermittelt. Das von Watson und Tellegen (1985) postulierte Circumplexmodell der Emotionen ließ sich nicht bestätigen. Zwischen den Big Six sowie den beiden Faktoren 2. Ordnung “Seelische Gesundheit” und “Verhaltenskontrolle” und den Emotionen zeigten sich zum Teil enge Zusammenhänge. Diese wurden vor dem Hintergrund zweier theoretischer Grundpositionen diskutiert.


2002 ◽  
Vol 23 (2) ◽  
pp. 205-216 ◽  
Author(s):  
Ralf Demmel ◽  
Jutta Hagen

Zusammenfassung: Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Entwicklung eines ökonomischen Verfahrens zur Erfassung von Alkoholwirkungserwartungen. An einer Stichprobe von insgesamt 714 Erwachsenen - bzw. verschiedenen Teilstichproben - wurden erstmals Faktorenstruktur, psychometrische Eigenschaften und Validität einer deutschsprachigen Version des Alcohol Expectancy Questionnaire (AEQ) überprüft. Die Faktorenstruktur der deutschsprachigen Version entspricht nicht der des amerikanischen Originalinstruments. Eine zweifaktorielle Lösung lässt sich in Übereinstimmung mit den Annahmen psychologischer Modelle der Genese von Alkoholabhängigkeit und -missbrauch interpretieren: Faktor 1 (Erleichterung des Sozialkontakts) beschreibt eine Zunahme sozialer Kompetenz, Faktor 2 (Spannungsreduktion und Affektregulation) die Erwartung intrapsychischer Effekte. Zusammenhänge zwischen Konsummaßen und den AEQ-Summenwerten lassen sich als erste Hinweise auf die Validität des Verfahrens interpretieren.


Pflege ◽  
2010 ◽  
Vol 23 (1) ◽  
pp. 15-24
Author(s):  
Anne Grunau

Prävention von Kindesmisshandlung bedeutet, Risikomechanismen und familiären Unterstützungsbedarf frühzeitig zu erkennen, um eine mögliche Kindeswohlgefährdung durch rechzeitig eingeleitete Hilfemaßnahmen zu vermeiden. Kinderkliniken kommt bei der Früherkennung von Risiken und dem Einleiten unterstützender Interventionen eine bedeutende Funktion zu. Pflegende können dabei einen wichtigen Beitrag leisten, wenn sie für die Erfassung von Risikofaktoren sensibilisiert sind und diese Einschätzung systematisch in den Pflegeprozess integrieren. Als besonders gewichtige und tendenziell vorhersagestarke Risikofaktoren für eine Kindeswohlgefährdung gelten biografische Aspekte der Eltern, ausgeprägte Belastungsgefühle und inadäquate bzw. fehlende Kompetenzen in der Wahrnehmung und Erfüllung der Bedürfnisse des Kindes. Die Anwendung standardisierter Risikoerfassungsinstrumente wird in der Forschung kontrovers diskutiert. Die Gefahr einer Stigmatisierung und eingeschränkte psychometrische Eigenschaften sprechen gegen, die gesellschaftliche Verpflichtung zum Schutz von Kindern für die Anwendung vorhandener Instrumente. Ein aus pflegerischer Perspektive konzipiertes und wissenschaftlich überprüftes Instrument steht in Deutschland bisher noch nicht zur Verfügung. Die Einschätzung der elterlichen Kompetenz und der situativen elterlichen Belastung stellt aus pflegerischer Perspektive einen Dreh- und Angelpunkt dar, an dem gesundheitsfördernde und präventive Maßnahmen ansetzen könnten. Hierzu könnte die Theorie der Dependenzpflege eine geeignete Grundlage bieten.


Diagnostica ◽  
2016 ◽  
Vol 62 (4) ◽  
pp. 227-241
Author(s):  
Ingo Jacobs ◽  
Wolfgang Scholl

Zusammenfassung. Der Interpersonale Circumplex (IC) ist ein etabliertes Modell zur Beschreibung und Messung interpersonaler Variablen. Die Kurzversion der Interpersonalen Adjektivliste (IAL-K) setzt das IC-Konzept zur Messung individueller Unterschiede im interpersonalen Stil um. Anhand von vier Stichproben (N1 = 1127, N2 = 610, N3 = 286, N4 = 128) wurden die IAL-Skalen um 47 % auf 34 Items gekürzt und die Kurzskalen hinsichtlich ihrer strukturellen, konvergenten und divergenten Validität, Reliabilität und zeitlichen Stabilität geprüft. Ferner wurde ihr konstruktanalytisches Potenzial an 14 Kriteriumsvariablen veranschaulicht. Die IAL-K zeigte gute Konstruktvalidität, zufriedenstellende psychometrische Eigenschaften und hohe Konvergenz zur IAL. Sie kann daher als reliable, valide und inhaltlich nahezu deckungsgleiche, jedoch deutlich ökonomischere Kurzversion der IAL betrachtet werden.


2000 ◽  
Vol 208 (1-2) ◽  
pp. 242-266 ◽  
Author(s):  
Lothar Laux
Keyword(s):  
Big Five ◽  

Zusammenfassung: Hauptziel des Beitrags ist es, zwei persönlichkeitspsychologische Grundpositionen, den Eigenschaftsansatz und den dynamisch-interaktionistischen Ansatz, aufeinander zu beziehen. Als Beispiel für die dominierende Eigenschaftsorientierung der deutschsprachigen Persönlichkeitspsychologie wird im ersten Abschnitt das Fünf-Faktoren Modell dargestellt und mit alternativen Ansätzen verglichen. Im zweiten Abschnitt wird die Position vertreten, daß Eigenschaftsmodelle mit der Konzeption des dynamischen Interaktionismus vereinbar sind. Dies wird am Beispiel der Selbstdarstellungsforschung, die sich auf Müller-Freienfels zurückführen läßt, veranschaulicht. Eigenschaften können nicht nur (1) als Prädiktoren von Selbstdarstellung, sondern auch (2) als Produkte von Selbstdarstellung aufgefaßt werden: Als Beispiel für den ersten Fall bietet sich die Persönlichkeitsdimension “Self-Monitoring” an. Außerdem wird “Persönlichkeitsdarstellung” als neuer Selbstdarstellungsstil eingeführt. Als Beispiele für Eigenschaften als Selbstdarstellungsprodukte dienen “situative Identitäten” sowie die “Big Five”, die als Stile der Selbstdarstellung interpretiert werden. Im dritten Abschnitt geht es um eine kritische Einschätzung des “Selbst als Beziehung” von Gergen . Seine Auffassung, daß grundlegende Annahmen von Eigenschaftsmodellen nicht länger gültig sind, konnte in einer explorativen Untersuchung nicht bestätigt werden. Um zu einer Lösung des Problems der Einheit in der Vielheit des Selbst beizutragen, wird schließlich das Sternsche Konzept einer zielbezogenen “unitas multiplex” vorgestellt.


Diagnostica ◽  
2008 ◽  
Vol 54 (1) ◽  
pp. 43-51 ◽  
Author(s):  
Matthias Backenstrass ◽  
Nils Pfeiffer ◽  
Thomas Schwarz ◽  
Salvatore J. Catanzaro ◽  
Jack Mearns

Zusammenfassung. Generalisierten Erwartungen über die Regulation negativer Stimmungen (im englischen Original: generalized expectancies for negative mood regulation; NMR) wird in Bezug auf die Affektregulation große Bedeutung beigemessen. Catanzaro und Mearns (1990) hatten zur Messung dieser Erwartungen einen Fragebogen mit 30 Items konstruiert (NMR Scale). An mehreren Stichproben konnten sie die psychometrische Güte der NMR Scale bestätigen. Die vorliegende Studie untersuchte mit einer Stichprobe von N = 474 Personen die Reliabilität und Validität der deutschen Form der NMR Scale. Die Gesamtskala wies ein Cronbachs Alpha von .84 und eine Retest-Reliabilität von .88 über ein Zeitintervall von 4 Wochen auf. Eine explorative Faktorenanalyse legte eine eindimensionale Struktur des Itempools nahe. Bedeutsame Zusammenhänge zum Geschlecht oder Alter der Probanden ergaben sich nicht. Die NMR Skala korrelierte signifikant mit Maßen des affektiven und insbesondere depressiven Befindens (PANAS und BDI), was im Einklang mit den theoretischen Annahmen stand. Weiterhin ergaben sich bedeutsame Zusammenhänge der NMR Skala mit locus-of-control Variablen (FKK) und den “Big Five“ (NEO-FFI). Die Ergebnisse replizierten somit die Resultate, die mit der Originalversion ermittelt worden waren, so dass auch bei der deutschen Adaptation der NMR Scale von einem reliablen und validen Instrument auszugehen ist.


Diagnostica ◽  
2020 ◽  
Vol 66 (3) ◽  
pp. 158-171 ◽  
Author(s):  
Katharina Voltmer

Zusammenfassung. Das Emotionswissen von Kindern umfasst neben dem Ablesen von Emotionen aus Gesichtern anderer Menschen auch das Erkennen von externalen und internalen Ursachen von Emotionen sowie das Wissen über ihre Konsequenzen und Regulationsmöglichkeiten. Im deutschsprachigen Raum gibt es bisher kein Testverfahren, welches das Emotionswissen auf diese Weise differenziert und gleichzeitig reliabel und valide erfasst. Mit dem Adaptiven Test des Emotionswissens (ATEM) wird diese Lücke geschlossen. Der ATEM fragt in einem adaptiven Design 6 Teilaspekte des Emotionswissens ab, wobei die 32 Items in eine kinderfreundliche Geschichte eingebettet sind. Der nach der Item-Response-Theorie aufgebaute Test zeigt mit einer Gesamtstichprobe von N = 581 Kindern im Alter zwischen 3 und 9 Jahren gute psychometrische Eigenschaften. In einer Substichprobe von n = 254 Kindern im Alter zwischen 3 und 5 Jahren wurde der ATEM anhand von Korrelationen mit verschiedenen Variablen validiert. Insgesamt eignet sich der ATEM gut zur differenzierten Messung des Emotionswissens bei Kindern.


2007 ◽  
Vol 51 (3) ◽  
pp. 128-135 ◽  
Author(s):  
Thomas Ellwart ◽  
Udo Konradt

Zusammenfassung. Zwei Skalen zur Erfassung transaktiver Wissenssysteme und Wissenskoordination wurden aus dem Englischen adaptiert und in einer laborexperimentellen Studie in computergestützten Dreiergruppen eingesetzt. Die erste Skala erfasste Spezialisierung, Glaubwürdigkeit und Koordination von Teamwissen, wobei Parallelformen eingesetzt wurden, die sich hinsichtlich der Beurteilungsperspektive unterschieden (individueller Bezug: Ich-Formulierung, Gruppenbezug: Wir-Formulierung). Mit der zweiten Skala wurden Kenntnisse zur Wissensverteilung, der Bedarf an zusätzlichem Wissen sowie die gegenseitige Wissensunterstützung erfasst. Zusätzlich wurden fachliches Vertrauen und Teamzufriedenheit als Kriteriumsvariablen erhoben. Die beiden Skalen wiesen insgesamt gute psychometrische Eigenschaften auf. Auswertungen mittels Hierarchisch Linearer Modelle ergaben eine hypothesenkonform positive Beziehung zwischen der auf Gruppenebene wahrgenommenen Glaubwürdigkeit in das Wissen anderer und dem Vertrauen sowie der Teamzufriedenheit. Die Perspektivwahl bei der Skalenformulierung wirkte sich sowohl auf die psychometrischen Eigenschaften als auch auf die Beziehungen zwischen den Variablen aus.


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