Psychosoziale Unterstützung von älteren Menschen mit einer chronischen Sehbeeinträchtigung
Zusammenfassung. Ziel der vorliegenden Arbeit war die empirische Prüfung einer psychosozialen Kurzintervention bei Menschen mit altersabhängiger Makuladegeneration, der primären Ursache von Sehverlust im höheren Alter. Gegenüber den bisher in der Literatur vorgelegten Interventionsansätzen war die Intervention der vorliegenden Studie in stärkerem Maße gesundheitspsychologisch fundiert. Sie umfasste insgesamt drei Sitzungen auf der Basis eines Gruppenansatzes mit je 4 bis 6 Patienten. Unterschieden wurde ferner zwischen einem emotions-orientierten und problemlöse-orientierten Vorgehen. In die Studie einbezogen wurden n = 23 Personen mit emotions-orientiertem, n = 22 Personen mit problemlöse-orientiertem Vorgehen und n = 22 Personen ohne Behandlung (Altersmittelwerte zwischen 76.1 und 77.3 Jahren). Die Behandlungsgruppen wurden vor und nach der Intervention mit eingeführten Skalen zur Depressivität, zu problemorientiertem Coping und Anpassung an den Sehverlust untersucht. Die Vergleichsgruppe wurde entsprechend nach einem vergleichbaren Zeitintervall ohne Intervention ein zweites Mal befragt. Die Befunde zeigen leicht verbesserte Depressivitätswerte speziell in der emotions-orientierten Gruppe, während sich in der problemlöse-orientierten Gruppe vor allem Verbesserungen hinsichtlich des problemorientierten Copings und der Anpassung an den Sehverlust ergaben. Die Ergebnisse unterstreichen insgesamt die Notwendigkeit einer stärkeren gesundheitspsychologischen Beachtung von chronischen Erkrankungen im Alter.