Entwicklungsbedingte Koordinationsstörungen
Zusammenfassung. Der aktuelle Forschungsstand deutet darauf hin, dass entwicklungsbedingte Koordinationsstörungen häufig mit psychischen und sozialen Verhaltensauffälligkeiten sowie kognitiven Defiziten verknüpft sind; insbesondere der Kontakt zur Gleichaltrigengruppe scheint problematisch. Die vorliegende Studie überprüft, ob betroffene Kinder spezifische kognitive Defizite sowie verschiedene Verhaltensprobleme aufweisen. Es besteht die Hypothese, dass psychische Auffälligkeiten sowie Probleme im sozialen Bereich nicht nur unmittelbare Folgen der motorischen Ungeschicklichkeit darstellen, sondern dass bestimmte kognitive Defizite an der Entstehung dieser negativen Begleiterscheinungen beteiligt sind. In der Studie wurden 35 koordinationsgestörte Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren mit einer alters- und geschlechtsgematchten Kontrollgruppe (n = 35) anhand ihrer kognitiven Leistungen, ihres Sozialverhaltens sowie bestimmter psychischer Verhaltensauffälligkeiten mittels t-Tests verglichen. Zur Absicherung der Diagnose einer entwicklungsbedingten Koordinationsstörung wurde der Motoriktest Movement Assessment Battery for Children (M-ABC-2) eingesetzt. Die Überprüfung der kognitiven Leistungen erfolgte mittels des Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder – IV (HAWIK-IV). Psychische und soziale Verhaltensabweichungen wurden mithilfe des Elternfragebogens der Intelligence and Developmental Scales (IDS) und der Lehrereinschätzliste (LSL) erfasst. Anhand von Mediatoranalysen wird überprüft, ob ein indirekter Zusammenhang zwischen motorischer Leistung und verschiedenen Verhaltensauffälligkeiten besteht, der durch bestimmte kognitive Defizite vermittelt wird. Die Kinder weisen im Vergleich zur Kontrollgruppe ein erhöhtes Maß an psychischen Auffälligkeiten, Einschränkungen im Sozialverhalten sowie signifikante Intelligenzunterschiede auf. Das Wahrnehmungsgebundene Logische Denken (HAWIK-IV) vermittelt den Zusammenhang zwischen der motorischen Gesamtleistung sowie den LSL-Skalen Einfühlungsvermögen und Kooperation. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass verschiedene Wahrnehmungsdefizite den Umgang mit der Gleichaltrigengruppe erschweren.