Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) als schulenübergreifende Psychotherapie der chronischen Depression

2014 ◽  
Vol 43 (4) ◽  
pp. 259-269
Author(s):  
Anna-Maria Jäger ◽  
Eva-Lotta Brakemeier

Die chronische Depression ist eine schwer beeinträchtigende psychische Störung, welche meist schon während der Kindheit beginnt. Viele der betroffenen Patienten berichten über frühe traumatisierende Beziehungserfahrungen mit wichtigen Bezugspersonen. Aufgrund der hohen Therapieresistenz stellt sie eine therapeutische Herausforderung dar. Das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) ist die erste Psychotherapie, welche speziell für diese Patientengruppe entwickelt wurde. CBASP kombiniert schulenübergreifend behaviorale, kognitiv-emotionale, interpersonelle und psychodynamisch-analytische Theorien, indem Kindheits- und Lebenserfahrungen in einen Zusammenhang zu aktuellen interpersonellen Problemen gestellt werden. Zentrale Therapie-Elemente sind die Liste prägender Bezugspersonen mit Übertragungshypothesen, Situationsanalysen mit Verhaltenstrainings durch Rollenspiele, interpersonelle Strategien und Transferübungen. Die therapeutische Rolle ist gekennzeichnet durch das disziplinierte Preisgeben eigener Gefühle und Reaktionen auf die Verhaltensweisen chronisch Depressiver, um dem Patienten korrigierende und heilsame Beziehungserfahrungen zu ermöglichen. Randomisiert kontrollierte Studien und Einzelfallstudien konnten die Wirksamkeit von CBASP in der Behandlung der chronischen Depression nachweisen. Nach den Kriterien der American Psychiatric Association kann CBASP mittlerweile als empirisch validiert angesehen werden. Weitere Studien, insbesondere zum Vergleich mit anderen Psychotherapien sowie Prozess- und Prädiktorstudien, sind jedoch wichtig und laufen derzeit. Zudem wird CBASP für verschiedene Settings (stationär, in Gruppen) und andere Störungsbilder modifiziert.Im Beitrag erfolgt abschließend eine kritische Diskussion und Würdigung des Ansatzes.

2014 ◽  
Vol 33 (04) ◽  
pp. 241-251 ◽  
Author(s):  
S. Köhler ◽  
P. Sterzer ◽  
E.-L. Brakemeier

ZusammenfassungDie chronische Depression ist eine schwer beeinträchtigende psychische Störung, welche meist schon während der Kindheit durch traumatisierende Beziehungserfahrungen beginnt und aufgrund ihrer Therapieresistenz eine große Herausforderung darstellt. Das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) ist die einzige Psychotherapie, welche speziell für diese Patientengruppe entwickelt wurde. CBASP kombiniert schulenübergreifend behaviorale, kognitive, interpersonelle und analytische Strategien. Kindheitsund Lebenserfahrungen werden in einen Zusammenhang zu aktuellen interpersonellen Problemen gestellt. Zentrale Elemente sind die Situationsanalyse (SA) mit Verhaltenstrainings und Diskriminationslernen durch Rollenspiele, interpersonelle Strategien und Transferübungen. Die therapeutische Rolle ist gekennzeichnet durch das disziplinierte Preisgeben eigener Gefühle und Reaktionen ausgerichtet auf die Bedürfnisse chronisch Depressiver, um dem Patienten eine korrigierende und heilsame Beziehungserfahrung zu ermöglichen. In ersten Studien konnte die Wirksamkeit von CBASP in der Behandlung der chronischen Depression nachgewiesen werden. Weitere Studien zum Vergleich mit anderen Therapieverfahren sind notwendig und sollen in den nächsten Jahren folgen.


2014 ◽  
Vol 11 (02) ◽  
pp. 94-103 ◽  
Author(s):  
J. P. Klein ◽  
E. Fassbinder ◽  
U. Schweiger

ZusammenfassungHäufig wird angenommen, bei einer chronischen Depression (CD) müsse auch immer eine Persönlichkeitsstörung (PS) vorliegen. Beides seien nur unterschiedliche Begriffe für dasselbe Phänomen. In diesem Beitrag beschreiben wir, dass vor allem Patienten, deren CD vor dem 21. Lebensjahr begann, häufiger an einer PS leiden. Dieser Komorbidität könnten gemeinsame Faktoren zugrunde liegen, welche die Entstehung und Aufrechterhaltung der Störungen erklären. Dazu zählen eine frühe Traumatisierung und das Bestehen von selbst herbeigeführten interpersonellen Problemen. Am Beispiel des für die CD entwickelten Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy beschreiben wir, wie diese zugrundeliegenden Probleme psychotherapeutisch bearbeitet werden können.


2009 ◽  
Vol 57 (4) ◽  
pp. 277-284 ◽  
Author(s):  
Katrin Wambach ◽  
Winfried Rief

Schätzungsweise 30 % der Depressionen im klinischen Setting verlaufen chronisch und gehen mit erheblichen Beeinträchtigungen, hohen Gesundheitskosten und immensem Leidensdruck einher. Bisherige pharmakologische und psychotherapeutische Behandlungsansätze sind bei dieser Patientengruppe weniger effektiv als bei akuten depressiven Episoden. Mit dem Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) von James McCullough wurde ein spezifisch auf chronische Depression zugeschnittenes Psychotherapieverfahren entwickelt, das behaviorale, kognitive und interpersonelle Therapiestrategien integriert. Die Wirksamkeit von CBASP wurde in einer großen randomisierten kontrollierten Studie belegt ( Keller et al., 2000 ). Der vorliegende Beitrag hat zum Ziel, die praktische Umsetzung von CBASP an einem Fallbeispiel aus einer psychotherapeutischen Ambulanz darzustellen. Dazu wird zunächst ein kurzer Überblick über das Vorgehen innerhalb von CBASP gegeben. Es handelt sich um die Behandlung einer 55-jährigen Büroangestellten, die seit neun Jahren an einer chronischen Major Depression (DSM-IV 296.31) leidet. In ihrem Fall hat sich CBASP als sehr wirksam und hilfreich erwiesen. Dieser Therapieansatz zeigte sich hierbei innerhalb der psychotherapeutischen Praxis gut umsetzbar und erscheint für Fälle mit chronischer Depression außerordentlich geeignet.


2015 ◽  
Vol 34 (11) ◽  
pp. 880-887
Author(s):  
L. Sabaß ◽  
J. Dewald-Kaufmann ◽  
A. Jobst ◽  
F. Padberg

ZusammenfassungChronische Verläufe depressiver Störungen werden diagnostisch in ICD-10 nicht ausreichend abgebildet. Zu der im neuen DSM-5 verankerten Krankheitsentität der “persistierenden depressiven Störung” gibt es kein Korrelat. Gleichwohl ist der Langzeitverlauf depressiver Störungen von hoher klinischer Relevanz. Chronizität ist mit Therapieresistenz und vermehrter Suizidalität assoziiert, ist durch erhebliche psychosoziale Einschränkungen gekennzeichnet und mit z. B. einer höheren Komorbidität mit Angstsyndromen, somatoformen Beschwerden und Persönlichkeitsstörungen vergesellschaftet. In vielen Leitlinien wird dabei ein kombiniertes Vorgehen aus Pharmakotherapie, anderen neurobiologischen Therapieansätzen und Psychotherapie empfohlen. Diese Übersichtsarbeit stellt die wesentlichen psychotherapeutischen Ansätze für die Behandlung chronischer Depressionen zusammen und bewertet die Studienlage. Aufgrund der aktuellen Datenlage ergibt sich hierbei ein Fokus auf das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP), das gegenwärtig in vielen Kliniken sowie in ambulanten und teilstationären Settings erprobt wird. Zudem wird ein Ausblick auf notwendige Entwicklungen und Forschungsbedarf im Bereich chronischer Depressionen gegeben.


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