Kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Intelligenzminderung und psychischen Störungen in Deutschland

2019 ◽  
Vol 82 (02) ◽  
pp. 132-140
Author(s):  
Frank Haessler ◽  
Julia Paeckert ◽  
Olaf Reis

Zusammenfassung Fragestellung Versorgungssituation intelligenzgeminderter Kinder und Jugendlicher mit psychischen Auffälligkeiten durch die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Deutschland im Jahre 2014, d. h. 10 Jahre nach einer vergleichbaren Erhebung der ersten Versorgungsstudie von Hennicke. Methodik Postalische Befragung aller Kinder- und Jugendpsychiatrischen Kliniken (n=138) nebst direkter individueller Kontakte durch die Autoren, wobei 46 (33%) antworteten. Ergebnisse 8 Kliniken (17%) verfügten entweder über ein spezialisiertes ambulantes oder stationäres Angebot, 3 Kliniken (7%) über beides. Der durchschnittliche Anteil stationär versorgter Kinder und Jugendlicher mit Intelligenzminderung (IM) lag bei 6,6%, tagesklinisch bei 7,9% und ambulant bei 3%. Das stationäre Angebot für diese Patientengruppe schätzten 54% der befragten Kliniken als mangelhaft bis ungenügend ein und 43% die ambulante Versorgung. Im Rahmen der Behandlung psychischer Störungen bei intelligenzgeminderten Kindern und Jugendlichen wurden den Standards des Fachgebietes entsprechend verschiedene Behandlungsansätze in Abhängigkeit vom Schweregrad der Behinderung verfolgt. Während der Einsatz funktioneller Übungsbehandlungen und, eltern- und familienbezogener Therapien und anderer umfeldbezogener Interventionen vom Behinderungsgrad unabhängig häufig erfolgte, sank der Einsatz von Psychotherapien mit steigendem Behinderungsgrad der Patienten. – und zwar auf fast die Hälfte des Wertes bei schwer Intelligenzgeminderten im Vergleich zu Lernbehinderten. Zugleich stieg der Anteil verabreichter Psychopharmaka mit steigendem Behinderungsgrad der Patienten deutlich an. Schwer Intelligenzgeminderte erhielten laut den aktuell erhobenen Daten fast doppelt so häufig psychotrope Medikamente (65%) wie Lernbehinderte (37%). Schlussfolgerung An der insgesamt defizitären Versorgungssituation der psychisch vulnerablen intelligenzgeminderten Kinder und jugendlichen hat sich im Vergleich zu 2004 kaum etwas geändert, auch wenn ein leichter Anstieg der spezialisierten Angebote verzeichnet werden kann. Medikamente kamen seltener zum Einsatz als andere Therapieverfahren. Das Verhältnis des Einsatzes nichtmedikamentöser Behandlungsformen (inkl. Psychotherapie) gegenüber Psychopharmaka in der Therapie psychischer Störungen bei intelligenzgeminderten Kindern und Jugendlichen unabhängig vom Behinderungsgrad zeigt , dass fast ausnahmslos alle nichtmedikamentösen Behandlungsformen verhältnismäßig häufiger eingesetzt wurden als psychotrope Medikamente.

Author(s):  
Klaus Hennicke

Zusammenfassung: Fragestellung: Versorgungssituation geistig behinderter Kindern und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten durch die Kliniken der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Deutschland im Jahre 2003. Methodik: Postalische Befragung aller Kinder- und Jugendpsychiatrischen Kliniken (N = 136); 68 überwiegend geschlossene Fragen mit Antwortvorgaben; Rücklauf: 54,4%. Ergebnisse: Der durchschnittliche Anteil geistig behinderter Patienten liegt ambulant wie stationär bei 6%. N = 6 (8%) verfügen über ein spezialisiertes ambulantes und stationäres Angebot, N = 4 (5%) haben entweder nur eine entsprechende Station oder eine Spezialambulanz. Die Versorgung erfolgt überwiegend nur im Rahmen der kinder- und jugendpsychiatrischen Grundversorgung. Diagnostik und Therapie erfolgen nach den üblichen Standards des Fachgebietes. Die übermäßige Verwendung von Psychopharmaka ist nicht nachweisbar. Auf einer Schulnotenskala wird die ambulante wie stationäre Versorgung mit etwas schlechter als 4, die psychotherapeutische Versorgung als mangelhaft (Note: 5) bewertet. 83% der Klinikchefs fordern spezialisierte Schwerpunktkliniken in jedem Bundesland. Schlussfolgerungen: Die insgesamt defizitäre Versorgungssituation wurde bestätigt. Mit den wenigen Schwerpunktkliniken und -ambulanzen ist selbst eine annehmbar überregionale Versorgungsstruktur nicht zu leisten. Die versorgungspolitische Forderung der Klinikleitungen ist insofern eindeutig, diesen Mangel durch spezialisierte Kliniken und Ambulanzen aufzuheben. Die Qualität der Diagnostik und Behandlung genügt offensichtlich den fachlichen und ethischen Standards der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Umgekehrt sind die oftmals sehr schwierigen diagnostischen und therapeutischen Probleme grundsätzlich mit den Methoden unseres Fachgebiets lösbar.


2007 ◽  
Vol 18 (1) ◽  
pp. 55-60 ◽  
Author(s):  
Karin Schoof-Tams
Keyword(s):  

Zusammenfassung: Klinisch neuropsychologische Behandlung ist heilkundliche Tätigkeit und bedarf deshalb der staatlichen Erlaubnis. Bei der berufsrechtlichen Etablierung der Klinischen Neuropsychologie als Psychotherapie war der Nachweis der wissenschaftlichen Anerkennung durch den Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie Voraussetzung für die Einbeziehung der Neuropsychologie durch Etablierung von Weiterbildungsordnungen und eine Musterweiterbildungsordnung bei den Kammern der Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Für die sozialrechtlichen Regelungen gilt eine neue Verfahrensordnung des Gemeinsamen Bundesausschusses, die den Regeln der evidenzbasierten Medizin folgt. Neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden müssen danach u. a. bzgl. ihres Nutzens beurteilt werden, wenn sie in die ambulante Versorgung zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden sollen. Hier ist die Prüfung der ambulanten Neuropsychologie bereits weit fortgeschritten. Die Anerkennung und Übernahme in die ambulante Versorgung als Psychotherapieverfahren kann aber auch bei Nachweis von Evidenz derzeit aus Gründen der bisherigen Interpretation des Verfahrensbegriffs nicht erfolgen. Hier werden derzeit Lösungswege gesucht, um den betroffenen Patienten die dringend benötigte ambulante neuropsychologische Versorgung zu ermöglichen und die Klinische Neuropsychologie der berufsrechtlichen Situation entsprechend in Psychotherapierichtlinien zu regeln.


2020 ◽  
Vol 18 (08) ◽  
pp. 310-310
Keyword(s):  

In Deutschland ist die ambulante Versorgung von Diabetespatientinnen und -patienten aufgrund vielfältiger Behandlungsmöglichkeiten sehr gut. Dennoch ist der Blutzucker bei mindestens jedem Dritten nicht optimal eingestellt, wie aktuelle Studien zeigen. Infolgedessen ist die Zahl der diabetischen Folgeerkrankungen weiterhin zu hoch, konstatiert die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG).


2020 ◽  
Vol 45 (06) ◽  
pp. 513-517
Author(s):  
Heinrich Geidel
Keyword(s):  

Die sog. Dispensaires dienten in der ehemaligen DDR als Betreuungsstellen für Patienten mit rheumatischen Erkrankungen. Hier erfolgte die ambulante Versorgung sowie die Behandlung. Auch für die weitere Unterstützung der Patienten waren die Dispensaires zuständig. Die Schließung der Rheuma-Dispensaires war sowohl für die Betroffenen als auch die Ärzte in hohem Maße bedauerlich.


2021 ◽  
Vol 19 (02) ◽  
pp. 50-52
Author(s):  
Gottlobe Fabisch
Keyword(s):  

Im internationalen Vergleich wird dem deutschen Gesundheitswesen ein gutes Versorgungsniveau und hohe Behandlungsqualität bescheinigt. Angesichts des demografischen Wandels, Fachkräftemangels und medizinisch-technologischen Fortschritts steht das Gesundheitswesen jedoch vor einem „Weiterentwicklungsbedarf“ 1, damit eine flächendeckende ambulante Versorgung auf hohem Niveau auch in Zukunft sichergestellt werden kann.


Forum ◽  
2015 ◽  
Vol 30 (5) ◽  
pp. 408-412
Author(s):  
G. Baum
Keyword(s):  

2021 ◽  
Vol 69 (11) ◽  
pp. 882-883
Author(s):  
Anna Riehl
Keyword(s):  

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