Chronischer Schmerz bei Kindern und Jugendlichen

2020 ◽  
Vol 12 (04) ◽  
pp. 32-39
Author(s):  
Rosemarie Ahnert

SummaryChronischer Schmerz bei Kindern und Jugendlichen ist ein unterschätztes Thema. Die Prävalenz ist in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Von großer Bedeutung ist nicht nur die Stärke des Schmerzes, sondern die gefühlte Beeinträchtigung durch den Schmerz. Entscheidend für das Ausmaß des Leidens sind schmerzbezogene Überzeugungen, Resilienzfaktoren und das damit verbundene Verhalten und Einschränkungen. Diese betreffen häufig das Vermeiden von Sozialkontakten, aber auch das Auftreten weiterer Beschwerden wie Schlafstörungen, Appetitverlust, Konzentrationsschwierigkeiten, die weitreichende Folgen haben können für die weitere Entwicklung in allen Bereichen des Lebens. In der Therapie ist immer eine individuelle Betrachtung des jeweiligen Falles notwendig.Zur Behandlung bei Kindern und Jugendlichen hat sich die multimodale Schmerztherapie als wirksam erwiesen. Die Autorin stellt anhand dreier Fälle aus der Praxis die Komplexität des chronischen Schmerzes vor sowie das Vorgehen in der multimodalen Schmerztherapie.

2017 ◽  
Vol 36 (05) ◽  
pp. 355-360
Author(s):  
E. Geissner

ZusammenfassungChronischer Schmerz ist in der Psychologie seit rund 50 Jahren Gegenstand vertiefter wissenschaftlicher Beschäftigung: Grundlagenwissenschaftlich gilt als Startpunkt die Arbeit zur Gate-Control-Theorie im Jahr 1965 (3), anwendungsorientiert die Monografie Pain and Behavioral Medicine, 1983 (6). Auch wenn Schmerz durch psychologische Maßnahmen nicht vollends verschwindet, so sind doch wirksame Möglichkeiten bekannt, diesen substanziell in den Hintergrund zu rücken, das Leiden zu reduzieren, einen gut adaptierten Lebensvollzug wiederherzustellen. Der Resilienz-(R-)begriff entstammt der Entwicklungspsychologie und liefert für die vorliegende Thematik wertvolle Beiträge. Heutige R-Forscher betonen die Förderung von R. Dies geschieht durch wiederholte Auseinandersetzung mit Herausforderungen – hier Schmerz –, im Rahmen derer neue Fähigkeiten erworben und Belastungen gemeistert werden. Ein Assimilationsmodus (AS) ist von einem Akkommodationsmodus (AK) zu unterscheiden. AS beinhaltet die Kompensation eines verlorenen Standards durch Übungen, Techniken, Training, systematische Praxis, während AK gedanklich-emotionales Umbewerten, Akzeptanz und Relativieren früherer Standards zum Ziel hat. Gut kompatibel mit R ist der Ressourcenansatz der klinischen Psychologie. Hier werden Aktiva, Positiva und Stärken der Person fokussiert und der Defizitansatz der herkömmlichen Psychotherapie ergänzt. Mit dem Ressourcenansatz einher geht Psychotherapie bei Schmerz, wohingegen Bewältigung (Coping) eher assimilativ auf Training und Pain-Management orientiert ist. Schmerzbewältigungstrainings (ambulant, stationär) mit einer Reihe von verhaltens-, kognitiven, emotions- und körper-/bewegungsorientierten Verfahren werden abschließend erläutert.


2020 ◽  
Vol 0 (0) ◽  
Author(s):  
Horst Rettke ◽  
Rahel Naef ◽  
Michael Rufer ◽  
Simon Peng-Keller

ZusammenfassungChronischer Schmerz ist ein komplexes Phänomen, das alle Lebensdimensionen betrifft: die psychische, soziale und spirituelle nicht weniger als die physische. Diesem Umstand muss in der Behandlung dieser Patientengruppe Rechnung getragen werden. Wir untersuchten, an welche Voraussetzungen dafür im Deutschschweizer Raum bereits angeknüpft werden kann. An fünf Studienzentren wurden insgesamt 34 Fachpersonen in interprofessionell gemischten Fokusgruppen dazu interviewt, welche spirituellen Anliegen und Bedürfnisse von Patient/-innen mit chronischen Schmerzen sie wahrnehmen und wie diese im Behandlungsprozess berücksichtigt werden können. Eine thematische Analyse zeigte drei Kernthemen: die Relevanz spiritueller Aspekte in der multimodalen Schmerztherapie, handlungsleitende Überzeugungen und die Kompetenz zu Spiritual Care. Die Befragten waren der spirituellen Thematik gegenüber generell aufgeschlossen. Aus ihrer Sicht stellt die Integration spiritueller Anliegen und Bedürfnisse im Behandlungsprozess einen Mehrwert für die Behandlungsqualität in dieser Patientengruppe dar. Dies konsequent umzusetzen, stellt sie jedoch vor teilweise ungelöste Herausforderungen. Hier braucht es Befähigung und institutionelle Unterstützung, um Spiritual Care den entsprechenden Raum zu geben.


Der Schmerz ◽  
2021 ◽  
Author(s):  
Horst Rettke ◽  
Rahel Naef ◽  
Michael Rufer ◽  
Simon Peng-Keller
Keyword(s):  

Zusammenfassung Hintergrund Chronischer Schmerz betrifft alle menschlichen Lebensdimensionen und wirft auch spirituelle Fragen auf, die im Rahmen eines multimodalen Behandlungsmodells berücksichtigt werden sollten. Ziel der Arbeit Wir untersuchten die Perspektive von Patienten mit chronischen Schmerzen zu spirituellen Themen und deren möglicher Integration in den Behandlungsprozess. Material und Methoden Es wurden fünf Fokusgruppen- und zwei Kleingruppeninterviews an fünf Studienzentren durchgeführt. Daran nahmen 42 Patienten mit chronischen Schmerzen teil, die aktuell in ambulanter oder stationärer Schmerzbehandlung waren. Die Interviews wurden transkribiert und einer thematischen Analyse unterzogen. Ergebnisse Drei Themen traten hervor: 1. Chronischer Schmerz durchdringt die gesamte menschliche Existenz. 2. Spirituelle Ressourcen stellen eine Möglichkeit im Umgang mit chronischen Schmerzen dar. 3. Patienten ist es ein Anliegen, mit Fachpersonen in einen Dialog treten zu können, der auch für spirituelle Themen offen ist. Diese haben aus Sicht der Teilnehmenden große Relevanz. Sie verknüpften sie vielfach, aber nicht ausschließlich mit religiösen Überzeugungen. Häufig wurde geschildert, in der Schmerzerfahrung nicht ernst genommen zu werden. Diskussion Strategien für einen effektiven Umgang mit chronischem Schmerz zu finden, stellt einen Wendepunkt im Leben dar. In diesem Prozess unterstützt ein offener Dialog mit Fachpersonen, der auch spirituellen Themen Rechnung trägt.


ergopraxis ◽  
2021 ◽  
Vol 14 (09) ◽  
pp. 8-9
Keyword(s):  

Falls auch Sie ergotag und physio kongress vermisst haben, dann besuchen Sie uns doch gerne auf der TheraPro Kompakt - virtuell und kostenlos. Am 1.+2. Oktober 2021 sind wir zu den Themenschwerpunkten “Chronischer Schmerz” und “Digitalisierung in der Therapie” vertreten - mit großartigen Vorträgen und hohem Praxisbezug.


2018 ◽  
Vol 231 (01) ◽  
pp. 14-20 ◽  
Author(s):  
Markus Blankenburg ◽  
Michael Schroth ◽  
Sarah Braun

ZusammenfassungPrimäre Kopfschmerzerkrankungen wie Spannungskopfschmerzen und Migräne beginnen in der Kindheit und werden mit der Einschulung und Pubertät häufiger. Bei Spannungskopf-schmerzen spielt die zentrale Schmerzsensibilisierung und Aktivierung zentraler nozizeptiver Neurone eine wichtige Rolle. Die Migräne ist eine primäre Erkrankung des Gehirns mit Auffälligkeiten schmerzmodulierender Systeme und der kortikalen Reizverarbeitung. Bei beiden Kopfschmerzformen spielen bio-psycho-soziale Faktoren eine entscheidende Rolle. Sekundäre Kopfschmerzen durch eine entzündliche oder strukturelle hirnorganische Ursache sind selten. Die Diagnose erfolgt anhand der Anamnese und der körperlichen Untersuchung sowie apparativer Untersuchungen bei Auffälligkeiten. Bei Spannungskopfschmerzen steht die multimodale Schmerztherapie im Vordergrund, bei Migräne die medikamentöse Therapie der Attacken und bei sekundären Kopfschmerzen die Behandlung der Grunderkrankung. Behandlungsziele sind die Minderung der Schmerzwahrnehmung, Förderung von Kontroll- und Selbstwirksamkeitserfahrungen, die Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit sowie die Wiederaufnahme normaler Alltagsstrukturen und sozialer Kontakte als Voraussetzung für eine zunehmende Schmerzminderung.


2016 ◽  
Vol 32 (2) ◽  
pp. 20-21
Author(s):  
Andreas Böger ◽  
Bernhard Arnold

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