Rheuma, Entzündung und kardiovaskuläres Risiko

2021 ◽  
Vol 146 (07) ◽  
pp. 474-477
Author(s):  
Phuong Nguyen ◽  
Christoph Baerwald

Was ist neu? Kardiovaskuläres Risikoprofil von Patienten mit entzündlichen Gelenkerkrankungen Patienten mit entzündlichen Gelenkerkrankungen leiden häufiger an kardiovaskulären Erkrankungen als die Normalbevölkerung. Trotz der Feststellung dieses erhöhten Risikos vor mehr als einem Jahrzehnt konnte die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität in dieser Patientengruppe noch nicht gesenkt werden. Auch im Jahr 2021 bleibt das kardiovaskuläre Risikomanagement von Patienten mit entzündlichen Gelenkerkrankungen ein relevanter Aspekt für Hausärzte, klinisch tätige Rheumatologen und Forschende. Kardiovaskuläre Risikobewertung Gängige Berechnungen des kardiovaskulären Risikos für die Normalbevölkerung schätzen das Risiko für Patienten mit entzündlichen Gelenkerkrankungen oft falsch niedrig ein. Obwohl die Entzündung immer wieder als unabhängiger Risikofaktor bestätigt wird, fehlt es derzeit noch an einem validierten Entzündungsparameter, der in Risikoberechnungen integriert werden kann. Zudem muss der Einfluss weiterer krankheitsspezifischen Faktoren – etwa die Krankheitsaktivität oder die Therapie – auf das kardiovaskuläre Risiko untersucht werden. Aktuell existiert noch keine eigenständige kardiovaskuläre Risikobewertung für Patienten mit entzündlichen Gelenkerkrankungen. Medikamentöse Beeinflussung des kardiovaskulären Risikos Krankheitsmodifizierende antirheumatische Medikamente reduzieren das kardiovaskuläre Risiko. Dieser Effekt konnte in aktuellen Studien besonders für Biologika bestätigt werden. Tumornekrosefaktor-α-Inhibitoren senken beispielsweise die Rate der kardiovaskulären Ereignisse um 15 %. Auch Methotrexat, das wahrscheinlich am häufigsten eingesetzte Medikament, kann einen positiven Einfluss auf das kardiovaskuläre Risiko haben. Daten zu den relativ neuen Januskinase-Inhibitoren werden in den kommenden Jahren erwartet.

2005 ◽  
Vol 62 (9) ◽  
pp. 603-606
Author(s):  
Kaufmann ◽  
Zeller

Eine große Zahl von Studien fand eine signifikante direkte Beziehung zwischen täglichem Kochsalzkonsum und Blutdruck. Der blutdrucksenkende Effekt einer Kochsalzrestriktion von 100 mmol pro Tag wird auf 3–5 mmHg systolisch und 1–2 mmHg diastolisch geschätzt. Das Ausmaß der Blutdruckreduktion hängt stark von der Salzsensitivität ab. Die momentane Datenlage unterstützt die Empfehlung, den täglichen Kochsalzkonsum auf Mengen unter 100 mmol zu senken (= 2.3 g Natrium oder 5.8 g Natriumchlorid). In westlichen Ländern liegt der tägliche Kochsalzkonsum bei etwa 150 mmol. Die Reduktion des Kochsalzkonsums dürfte sich vor allem positiv bei Diabetikern, Schwarzen, älteren und adipösen Personen auswirken. Hingegen ist es fraglich, ob eine generelle Einschränkung des Kochsalzkonsums bei Personen ohne arterielle Hypertonie sinnvoll ist, da der Effekt auf den Blutdruck in dieser Population bescheiden ist. Ob eine generelle Einschränkung des Kochsalzkonsums schlussendlich die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität in der Bevölkerung beeinflusst, ist unklar.


2019 ◽  
Vol 76 (3) ◽  
pp. 111-116 ◽  
Author(s):  
Bettina Karin Wölnerhanssen ◽  
Anne Christin Meyer-Gerspach

Zusammenfassung. Übermässiger Zuckerkonsum erweist sich als gesundheitsschädigend für diverse Organsysteme und ist mitverantwortlich für Karies, Übergewicht, metabolisches Syndrom mit beeinträchtigter Glukosetoleranz bis zum Diabetes mellitus, Blutfettstörungen, arterielle Hypertonie, Hepatosteatose und kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität. Der Konsum von Zucker sollte dringend reduziert werden. Zu einem gewissen Grad können Surrogate hilfreich sein. Künstliche Süssstoffe sind allerdings nicht inert und der chronische Konsum erweist sich zunehmend als ungünstig für den Stoffwechsel und die Darmflora. Natürliche Süssungsmittel wie Xylitol, Erythritol und seltene Zucker versprechen ein günstigeres Profil, müssen aber noch vertieft untersucht werden.


2017 ◽  
Vol 74 (8) ◽  
pp. 445-453
Author(s):  
Stefan Bilz

Zusammenfassung. Die diabetische Dyslipidämie ist durch eine Erhöhung der Triglyzeride, eine Erniedrigung des HDL-Cholesterins und eine qualitative Veränderung der LDL-Partikel, die kleiner, dichter und somit atherogener sind („small, dense LDL“) gekennzeichnet. Sie ist wesentlich mitursächlich für das 2 – 4 fach erhöhte kardiovaskuläre Risiko von Patienten mit Typ 2 Diabetes. Statine reduzieren das LDL-Cholesterin und die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität von Patienten mit Typ 2 Diabetes. Sie sind eines der wichtigsten Instrumente der kardiovaskulären Prävention und somit mit wenigen Ausnahmen für alle Betroffenen empfohlen. Eine lipidsenkende Kombinationstherapie mit Fibraten, Ezetrol und PCSK9-Hemmern führt zu einer weiteren Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse, ohne dass bisher eine Mortalitätsreduktion nachgewiesen werden konnte und ist somit Patienten mit besonders hohem Risiko vorbehalten. Da das kardiovaskuläre Lebenszeitrisiko bei vielen Patienten mit Typ 1 Diabetes ebenso als hoch einzuschätzen ist, wird bei diesen insbesondere bei Vorliegen von Folgekomplikationen oder weiteren Risikofaktoren ebenso eine Statintherapie empfohlen.


2018 ◽  
Vol 22 (03) ◽  
pp. 122-126 ◽  
Author(s):  
Markus van der Giet

ZusammenfassungBei eingeschränkter Nierenfunktion ist eine arterielle Hypertonie ein häufiger Begleiter. Seit über 2 Jahrzehnten ist bekannt, dass ein nicht kontrollierter Blutdruck mittelfristig zu einem schnelleren Nierenfunktionsverlust führt und damit auch eine Nierenersatztherapie fast unweigerlich droht. In den letzten Jahrzehnten hat man über klinische Studien versucht, den idealen Zielblutdruckwert zu ermitteln, der die Progression der Niereninsuffizienz maximal reduziert und damit gleichzeitig auch die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität positiv beeinflusst. In den aktuellen Leitlinien der Europäischen Hypertoniegesellschaft oder auch von KDIGO wurde ein systolisches Blutdruckziel von unter 140 mmHg zur optimalen Behandlung von nierenkranken Hypertonikern definiert. Aber nach Analyse der SPRINT-Studie gibt es sehr gute Hinweise, dass eine Blutdrucksenkung auf unter 130 mmHg systolisch auch für nierenkranke Patienten Sinn macht. Eine erste Leitlinie US-amerikanischer kardiologischer/nephrologicher/hypertensiologischer Fachgesellschaften hat dieses Ziel von unter 130/80 mmHg bei Nierenkrankheit auch bereits definiert.


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