13.3 Diagnostik – somatische und psychiatrische Komorbidität

Author(s):  
Heribert Kirchner ◽  
Eva-Charlotte Kirchner-Overfeld ◽  
Georg Juckel ◽  
Martin Schäfer

Zusammenfassung. Einleitung: Das Ziel dieser Untersuchung war es, anhand eines 5-Jahres-Vergleiches in einer interdisziplinären Zentralen Notaufnahme (ZNA) mit psychiatrischer Vollversorgung bei alkoholbezogenen Patientenvorstellungen mögliche Veränderungen des Patientengutes herauszuarbeiten. Methodik: Hierzu erfolgte eine retrospektive Datenerhebung von alkoholbedingten ZNA-Vorstellungen in den Jahren 2009 und 2014. Patienten von mindestens 18 Jahren und mit einer alkoholassoziierten Vorstellung wurden in die Studie aufgenommen. In einem ersten Schritt erfolgte die Analyse der ZNA-Dokumentation. Danach wurde die digitale Klinikdokumentation hinsichtlich psychiatrischer und somatischer Komorbiditäten, erneuter C2-bedingter ZNA-Wiedervorstellungen und einer konsekutiven Inanspruchnahme eines suchtspezifischen stationären Behandlungsangebotes untersucht. Ergebnis: Im Jahr 2009 wurden in der Zentralen Notaufnahme 2267 psychiatrische Patientenvorstellungen erfasst. Davon konnten 596 (26.30 %) als alkoholassoziiert identifiziert werden. Im Jahr 2014 wurden 3.400 psychiatrische ZNA-Kontakte identifiziert, davon waren 1.021 Kontakte alkoholbedingt (30 %). Am Gesamtaufkommen aller ZNA-Kontakte machte die rein alkoholassoziierte Vorstellung im Jahr 2009 ca. 3,5 % aus, im Jahr 2014 lag der Anteil mit 4,2 % etwas höher. Es fand sich eine Erhöhung der produzierten Fälle pro Patient von 1,5 im Jahr 2009 auf 2 Fälle im Jahr 2014. Die Patientengruppen waren in beiden Jahren zu 70 % männlich und das Alter der Patienten, die sich alkoholassoziiert in der ZNA vorstellten, lag im Jahr 2009 im Mittel bei 45 Jahren (SD 11.7) und unterschied sich somit von Patienten aus dem Jahr 2014 mit einem Alter von 46 Jahren kaum (SD 13.1). Ein Großteil der Patienten nahm in den 12 Folgemonaten eine stationäre Behandlung wahr. Im Jahr 2009 waren hiervon 78,5 % der Pat. stationär im Jahr 2014 waren es 70,2 %. Es überwog im Jahr 2014 die kurze Verweildauer mit fast 50 % aller stationären Behandlungen (bis zu Zwei-Tage-Behandlung). Somatische Komorbidität hatte Einfluss auf die Verweildauer, psychiatrische Komorbidität erhöhte die Inanspruchnahme einer stationären Behandlung. Diskussion: Zwischen 2009 und 2014 hat sich die Charakteristik der alkoholbezogenen Patientenvorstellungen nicht wesentlich verändert. Jedoch konnte eine deutliche quantitative Veränderung i. S. einer Zunahme der alkoholassoziierten ZNA-Vorstellungen beobachtet werden.


Author(s):  
Andreas Jähne ◽  
Thomas Unbehaun ◽  
Dieter Riemann

Fragestellung: Ziel ist die Darstellung der Schlafbeeinflussung durch die weit verbreiteten „Alltagsdrogen“ Koffein, Alkohol und Nikotin. Ergebnisse: Während Koffein und Nikotin als stimulierende Substanzen schlafinhibierende Effekte haben, überwiegen beim Alkohol die schlafinduzierenden Wirkungen. Im Nikotin- und Alkoholentzug sind insomnische Beschwerden häufige Symptome, die Einfluss auf die Abstinenzerwartung nehmen können. Dabei scheinen sich Substanzkonsum, insomnische und depressive Symptome wechselseitig zu beeinflussen. Aber auch periodische Beinbewegungen oder schlafassoziierte Atmungsstörungen können die Schlafqualität reduzieren. Beeinträchtigte Schlafqualität wiederum geht mit einem erhöhten Risiko für Depression und Substanzkonsum einher. Schlussfolgerung: Schlafstörungen bei Alkohol- und Tabakabhängigkeit sollten deshalb frühzeitig erkannt und behandelt werden. Das Fehlen prospektiver Interventionsstudien erschwert die Beurteilung des Einflusses einer Therapie der Schlafstörungen auf Abstinenz und psychiatrische Komorbidität.


2018 ◽  
Vol 3 (1) ◽  
pp. 35-40
Author(s):  
Petra Ott-Ordelheide

Zusammenfassung. „Der besondere Patient“, so werden Menschen mit Behinderungen und psychischen Störungen sowohl in der Presse, im Internet aber auch in der Pflegepraxis beschrieben. Diese Aussage suggeriert, dass es sich um ein besonders seltenes Phänomen handelt. Dabei ist die geistige Entwicklung bei 320 000 Menschen die Ursache für die Anerkennung des Status der Schwerbehinderung (Statistisches Bundesamt, 2015). Fast alle Menschen mit Behinderungen haben weitere Komorbiditäten, hier sind vor allen Dingen orthopädische Probleme, Epilepsie und körperliche Behinderungen zu nennen. Rund 20 % haben eine psychiatrische Komorbidität (Seidel, 2005).


Author(s):  
Markus Gastpar ◽  
Werner Heinz ◽  
Thomas Poehlke ◽  
Peter Raschke

Author(s):  
R. Oelkers-Ax ◽  
F. Resch

Zusammenfassung: Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten rezidivierenden Körperbeschwerden im Schulalter und lassen sich meist als Migräne oder Spannungskopfschmerzen klassifizieren. Die Prävalenz im Kindes- und Jugendalter steigt bei sinkendem Erstmanifestationsalter. Die Diagnose erfolgt nach den Kriterien der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft. Sie gründet sich v.a. auf subjektive Aussagen von Patienten und Eltern und sollte auf einer gründlichen Anamnese (inkl. Familien- und Sozialanamnese), einem Kopfschmerztagebuch und einem internistisch-neurologischen Status beruhen. Eine weiterführende apparative Diagnostik (EEG, CT, MRT) ist nur bei gezieltem Verdacht auf symptomatische Kopfschmerzen bzw. andere Diagnosen erforderlich. Verschiedene ätiopathogenetische Modelle mit Implikationen für das therapeutische Vorgehen werden diskutiert. Nicht nur für die Akuttherapie, sondern auch für die Prophylaxe kindlicher Kopfschmerzen stehen heute verschiedene gut verträgliche medikamentöse und nichtmedikamentöse Optionen (Entspannungsverfahren, Biofeedback, psychologische Therapie usw.) zur Verfügung, die bisher jedoch zu selten eingesetzt werden. Auch eine fundierte Beratung von Eltern und Kind führt häufig zu einer Besserung. In mehr als 50% chronifizieren kindliche Kopfschmerzen ins Erwachsenenalter hinein, was durch häufig vorhandene psychiatrische Komorbidität wesentlich begünstigt wird. Angststörungen und Depressionen treten gehäuft auf, außerdem Somatisierung und Schulstörungen. Es ist unbedingt zu empfehlen, bei Kindern und Jugendlichen mit chronischen Kopfschmerzen nach einer eventuell bestehenden psychiatrischen Komorbidität zu suchen und diese gegebenenfalls zu behandeln.


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