Ist eine Höhenrekonstruktion mit vergleichsweise wenig Zement für die
Radiofrequenz-Kyphoplastie über einen monopedikulären Zugang
möglich?
Hintergrund: Perkutane Zementaugmentationssysteme haben sich in den letzten 10 Jahren als eine effektive Behandlungsmethode bei Kompressionsfrakturen durchgesetzt. Als Sonderform ist nun seit 2009 die Radiofrequenz-Kyphoplastie (RF) hinzugekommen, die durch applizierbare Energie die Viskosität des Zements erhöht. Ziel dieser Studie war es, herauszufinden, ob mit einer vergleichsweise geringen Zementmenge eine Wirbelkörpererhöhung für osteoporotische Wirbelkörperfrakturen bei der RF-Kyphoplastie zu erreichen ist. Material und Methode: Bei diesem minimalinvasiven Verfahren wurde das „StabiliT® Vertebral Augmentation System“ der Firma DFine verwendet. Im Rahmen einer retrospektiven Studie wurden von 2011 bis Januar 2012 insgesamt 35 Patienten mit 49 osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen versorgt. Als Parameter wurden die Altersstruktur mit Geschlechtsverteilung sowie klinisch der Verlauf der Schmerzintensität anhand der visuellen Analogskala (VAS0–100) ausgewertet. Radiologisch wurde die Wirbelkörpererhöhung (Vorder-, Hinterkante, mittlere Wirbelkörperhöhe und Kyphosewinkel) erfasst und mit dem applizierten Zementvolumen verglichen. Ergebnisse: Alle Patienten hatten vor der Operation eine gescheiterte konservative Behandlung mit weiterhin bestehenden Schmerzen auf Höhe des frakturierten Wirbelkörpers. Bis zur operativen Versorgung vergingen durchschnittlich 3,0 ± 1,3 Wochen. Die durchschnittliche VAS reduzierte sich signifikant von 71 ± 9,2 präoperativ auf 35 ± 6,2 postoperativ (p < 0,001) und nach 3 Monaten weiter auf 30 ± 5,7 (p < 0,001). Mit einem durchschnittlichen Zementvolumen von 2,9 ± 0,7 ml (1,8–4,1) im Thoralbereich und einem durchschnittlichen Zementvolumen von 3,0 ± 0,7 ml (2,0–5,0) im Lumbalbereich wurde eine statistisch signifikante Wirbelkörperaufrichtung erreicht. Die Vorderkante und die mittlere Wirbelkörperhöhe wurden signifikant um 2,3 mm und 3,1 mm angehoben, der Kyphosewinkel reduzierte sich ebenfalls signifikant um 2,1° nach 3 Monaten. Bei 2 Wirbelkörpern (4,1 %) zeigte sich ein minimaler Zementaustritt in die angrenzende Bandscheibe ohne klinische Konsequenz. Bei 2 Patienten entwickelten sich Anschlussfrakturen im kranialen Segment, die erneut mit einer RF-Kyphoplastie behandelt wurden. Schlussfolgerung: Mit einem durchschnittlichen Zementvolumen von 3 ml konnte mit der RF-Kyphoplastie eine schnelle und kurzfristige Besserung der Schmerzsymptomatik erreicht werden. Zusätzlich konnte mit diesem geringen Zementvolumen eine signifikante Wirbelkörperaufrichtung erzeugt werden. Es zeigte sich keine Korrelation zwischen der Wirbelkörperaufrichtung und dem klinischen Ergebnis. Mit der ermittelten Zementleckagenrate von 4,1 % gehört die Radiofrequenz-Kyphoplastie zu den sicheren und effektiven minimalinvasiven perkutanen Zementaugmentationsverfahren. Unsere Daten bestätigen die in der Literatur angegebene höhere Sicherheit für die Kyphoplastie im Vergleich zur Vertebroplastie.