Selbstverletzendes Verhalten

2010 ◽  
Vol 10 (02) ◽  
pp. 89-94 ◽  
Author(s):  
R. Brunner ◽  
F. Resch ◽  
M. Kaess

ZusammenfassungSelbstverletzendes Verhalten ist ein häufig auftretendes Problem bei Jugendlichen, das in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. Diese Übersichtsarbeit, basierend auf einer internationalen Literaturrecherche, soll einen kurzen Überblick über Formen und Häufigkeiten der Selbstverletzung geben sowie Motive, Ursachen und Risikofaktoren für selbstverletzendes Verhalten aufzeigen. Letztlich soll ein besseres Verständnis für dieses Symptom und somit eine raschere Überweisung selbstverletzender Jugendlicher in eine fachgerechte Diagnostik und Therapie erreicht werden, um Fehlentwicklungen oder persistierende Störungen abzuwenden.

2017 ◽  
Vol 46 (1) ◽  
pp. 2-10 ◽  
Author(s):  
Tina In-Albon ◽  
Katja Becker ◽  
Romuald Brunner ◽  
Rebecca C. Brown ◽  
Michael Kaess ◽  
...  

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Nichtsuizidales Selbstverletzendes Verhalten (NSSV) ist insbesondere im Jugendalter häufig und klinisch bedeutsam. Die Entwicklung einer konsensbasierten Leitlinie verfolgt das Ziel, die Diagnostik und die Behandlung von NSSV zu optimieren und Impulse für die Forschung zu geben. Als Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Gesellschaften (AWMF) wurde diese erste Leitlinie zu NSSV verabschiedet und publiziert. Fragestellung und Methode: Die wichtigsten Empfehlungen zur Diagnostik und Behandlung von NSSV werden zusammengefasst und Forschungslücken aufgezeigt. Ergebnisse: In der Diagnostik von NSSV ist insbesondere die Einschätzung der Suizidalität zu berücksichtigen. Als erster Schritt ist die somatische Abklärung der Verletzungen und ggf. eine medizinische Erstversorgung zu nennen. Für die Evaluation des NSSV sind Häufigkeit, Methoden, Schmerzempfinden, Motive, Impulsivität als auch weitere familiäre und außerfamiliäre Einflussfaktoren zu erheben. Den Schwerpunkt der Behandlung bildet die Psychotherapie, insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie, die Dialektisch-Behaviorale Therapie für Adoleszente und die Mentalisierungsbasierte Therapie für Adoleszente. Eine evidenzbasierte Indikation zur spezifischen Pharmakotherapie von NSSV existiert nicht. Schlussfolgerung: Die Leitlinie umfasst evidenz- und konsensusbasierte Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie von NSSV. Die Implementierung soll zu einer Verbesserung der Versorgung von Patienten mit NSSV dienen.


Author(s):  
Paul L. Plener ◽  
Jörg M. Fegert ◽  
Michael Kaess ◽  
Nestor D. Kapusta ◽  
Romuald Brunner ◽  
...  

Zusammenfassung. Hintergrund: Nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV) ist ein häufiges, klinisch relevantes Phänomen im Jugendalter, das sich in Zusammenhang mit verschiedenen psychischen Störungen beobachten lässt. Deutschland gehört mit einer Lebenszeitprävalenz von 25–35 % bei Jugendlichen innerhalb Europas zu den Ländern mit den höchsten Prävalenzraten an NSSV. Bislang existierte eine zuletzt im Jahr 2006 überarbeitete AWMF-Leitlinie zu selbstverletzendem Verhalten und stereotypen Bewegungsstörungen, deren Gültigkeit 2011 abgelaufen war. Methoden: Die Leitliniengruppe setzte sich aus elf medizinisch, psychologisch bzw. psychotherapeutischen Fachgesellschaften und zwei Interessensvertretungen aus Angehörigen- bzw. Präventionsprojekten zusammen. Die Leitlinie wurde in zwei Konferenzen, darauf aufbauenden Literaturrecherchen und einer abschließenden Konsensuskonferenz erarbeitet. Der Algorithmus wurde in drei Delphi-Runden verabschiedet. Ergebnisse: Während die Datenlage zur Epidemiologie und zur Diagnostik von NSSV gut ist, sind noch immer wenige Studien zum Langzeitverlauf und zur psychotherapeutischen sowie zum Stellenwert einer psychopharmakologischen, adjuvanten Behandlung von NSSV im Jugendalter verfügbar. Berufsgruppenübergreifend wurde auch das Vorgehen im Falle der Notwendigkeit einer somatischen Versorgung bei NSSV thematisiert. Schlussfolgerungen: In Anbetracht der heterogenen Evidenzlage wurden, um die klinische Anwendbarkeit der Leitlinie zu gewährleisten, die wesentlichen Punkte zur Behandlung von NSSV im Jugendalter in einer Konsensuskonferenz abgestimmt. Forschungsdefizite zeigen sich sowohl im Bereich präventiver als auch klinischer Interventionen.


2007 ◽  
Vol 55 (2) ◽  
pp. 123-133 ◽  
Author(s):  
Franz Petermann ◽  
Sandra Winkel

Zusammenfassung. Selbstverletzendes Verhalten wie Sich-Schneiden und Kratzen kommt sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Jugendlichen verhältnismäßig häufig vor. Es handelt sich dabei in den meisten Fällen um den Ausdruck schwerwiegender psychischer und/oder sozialer Belastungen und sollte als Hinweis darauf gewertet werden, dass der oder die Jugendliche Hilfe und Unterstützung benötigt. Dieser Beitrag befasst sich vor allem mit den aktuellen Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie selbstverletzenden Verhaltens. Beispielhaft werden Selbstbeurteilungsinstrumente vorgestellt, die verschiedene Aspekte selbstverletzenden Verhaltens detailliert erfassen. Sie können bei der Identifikation und Differenzialdiagnostik, aber auch zur Vorbereitung, Begleitung und Evaluation therapeutischer Maßnahmen eingesetzt werden. Als besonders vielversprechende Interventionsmöglichkeiten werden die DBT-A (Dialektisch-Behaviorale Therapie für Adoleszente) und das Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) vorgestellt, wobei für die DBT-A bereits erste positive empirische Befunde vorliegen. Die Wirksamkeit dieser Verfahren sollte zukünftig möglichst in kontrolliert-randomisierten Studien geprüft werden.


2001 ◽  
Vol 12 (4) ◽  
pp. 314-323
Author(s):  
Kerstin Konrad ◽  
Siegfried Gauggel

Zusammenfassung: In diesem Beitrag wird eine Übersicht über Störungen der Stimmung und des Antriebs bei Kindern und Jugendlichen mit erworbenen Hirnschädigungen unterschiedlicher Ätiologie (Hirntumoren, Schädel-Hirn-Trauma) gegeben. Obwohl es in den letzten Jahren immense Fortschritte im Bereich der Diagnostik und Therapie von kindlichen Depressionen gegeben hat, stellen die depressiven Symptome nach Hirnschädigungen im Kindesalter ein noch weitgehend unerforschtes Gebiet dar. Ausgehend von den bislang vorhandenen empirischen Studien werden Vorschläge für Diagnostik und Therapie von organisch bedingten Stimmungs- und Antriebsstörungen im Kindesalter gemacht.


2007 ◽  
Vol 64 (6) ◽  
pp. 337-343 ◽  
Author(s):  
Riecher-Rössler

Die Früherkennung und Frühbehandlung von schizophrenen Psychosen ist von entscheidender Bedeutung zur weiteren Verbesserung des Verlaufs dieser bisher häufig chronisch verlaufenden und zur Frühberentung führenden Erkrankungen. Frauen erkranken im Durchschnitt etwa 4–5 Jahre später als Männer, oft noch nach dem 40. Lebensjahr. Diese «Spätschizophrenien», die bei Frauen immerhin etwa 20% aller Schizophrenien ausmachen, sollten nicht übersehen werden. Prodromi und andere Vorboten der Erkrankung sind bei Frauen ganz ähnlich wie bei Männern, auch die Verzögerung von Diagnostik und Therapie zeigt keine Geschlechtsunterschiede. Durch die Tatsache, dass Frauen im Mittel erst in höherem Alter erkranken als Männer, sind sie in ihren verschiedenen sozialen Rollen schon besser etabliert. Allerdings besteht offensichtlich die Gefahr, dass bei Frauen die berufliche Integration vernachlässigt wird. Früherkennung, Frühintervention und Frührehabilitation sollten aus den genannten Gründen immer auch geschlechtersensibel sein.


2018 ◽  
Vol 75 (1) ◽  
pp. 31-36
Author(s):  
Sebastian Walther ◽  
Katharina Stegmayer

Zusammenfassung. Motorische Auffälligkeiten gehören zum klinischen Bild der Schizophrenie-Spektrumsstörungen. Sie können sowohl spontan als auch in Folge der antipsychotischen Pharmakotherapie auftreten. Die vier wichtigsten Symptomgruppen sind abnorme unwillkürliche Bewegungen oder Dyskinesien, Parkinsonsymptome, Katatonie und neurologische Soft Signs. Daneben gibt es eine Reihe anderer Auffälligkeiten, die weniger gut operationalisiert sind. Bei der Ätiologie dieser motorischen Auffälligkeiten geht man von Hirnreifungsstörungen aus, die mit späteren Umwelteinflüssen zusätzlich verstärkt werden können. Obwohl vieles noch unklar ist, gibt es Hinweise auf subtile Störungen des Zusammenspiels zwischen kortikalen und subkortikalen Komponenten des motorischen Systems. Für die vier oben genannten Gruppen existieren klinische Untersuchungen und Skalen, die die Erfassung und die Bestimmung des Schweregrades erleichtern. Die Therapie ist dann notwendig, wenn subjektiver Leidensdruck besteht. Sie bleibt heute noch symptomatisch. Am ehesten muss die antipsychotische Pharmakotherapie evaluiert werden, wobei ein Wechsel auf Clozapin hilfreich sein kann. Aktuell werden spezifische Substanzen gegen tardive Dyskinesien sowie nicht-invasive Hirnstimulationstechniken auf ihre Wirksamkeit bei motorischen Störungen der Schizophrenie getestet.


2018 ◽  
Vol 75 (8) ◽  
pp. 478-488
Author(s):  
Kerstin A. Schürch ◽  
Sebastian Sixt ◽  
Christina Jeanneret ◽  
Corina R. Canova

Zusammenfassung. Die Prävalenz der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) steigt mit zunehmendem Alter an und nimmt aufgrund der demographischen Entwicklung insgesamt zu. Die Symptome schränken die Lebensqualität ein. Die 5-Jahresmortalität der pAVK-Patienten ist doppelt so hoch wie bei Patienten ohne pAVK und liegt höher als diejenige von Patienten mit einer isolierten koronaren oder zerebrovaskulären Verschlusskrankheit. Die Diagnosestellung ist bereits klinisch (Pulspalpation) oder mit einfachen apparatetechnischen Mitteln (Knöchel-Arm-Index = Ankle-Brachial-Index (ABI)) durch jeden Arzt zur Diagnosestellung – nicht zum Ausschluss – möglich. Fachärztliche Zusatzuntersuchungen sollen stufenweise eingesetzt werden. Die Behandlung der PAVK ist stadienabhängig. Wichtigster Therapiepfeiler in allen Stadien der pAVK ist die Behandlung der kardiovaskulären Risikofaktoren mit strengen Ziel-Blutdruck und Zielcholesterinwerten für diese Hochrisikopatienten. Zusätzlich stehen Antiaggregations- und Antikoagulationsmöglichkeiten zur Diskussion. Als aktive Massnahmen wie das konservative Gehtraining sind heute kathetertechnische Verfahren häufig Therapie der ersten Wahl. Zudem steigt auch die Zahl kombinierter chirurgisch-kathetertechnischer Verfahren, sog. Hybrideingriffe. Gute Indikationen für chirurgische Verfahren stellen weiterhin langstreckige femorale bis popliteale Verschlüsse bei operablen jüngeren Patienten und Verschlussprozesse in der Femoralbifurkation dar. Die invasive Therapiewahl soll interdisziplinär getroffen werden.


2012 ◽  
Vol 69 (4) ◽  
pp. 231-237
Author(s):  
Reese

Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind als Thema weder aus der Arztpraxis noch aus den Medien wegzudenken. Das diagnostische und therapeutische Denken ist geprägt von den Grundlagen der klassischen Nahrungsmittelallergie, obwohl die mengenabhängigen Nahrungsmittelunverträglichkeiten bei weitem überwiegen. Den Betroffenen werden häufig strenge Eliminationsdiäten empfohlen, die weder notwendig noch zielführend sind. Am Beispiel der Fructosemalabsorption und der Histaminintoleranz - sinngerechter als Histamin-Unverträglichkeit bezeichnet - werden zwei Krankheitsbilder vorgestellt, die trotz aller Unterschiede in Diagnostik und Therapie eine Gemeinsamkeit haben: Eine Ausrichtung der therapeutischen Ernährung allein an den Gehalten beider Auslöser ist nicht hilfreich. Beide Unverträglichkeiten erfordern ein individuelles ernährungstherapeutisches Vorgehen, um die Einschränkungen bei der Lebensmittelauswahl auf ein Minimum zu begrenzen und die Lebensqualität der Betroffenen weitgehend zu erhalten.


2020 ◽  
Vol 77 (6) ◽  
pp. 281-286
Author(s):  
Stefan Salminger ◽  
Clemens Gstoettner ◽  
Johannes A. Mayer ◽  
Oskar C. Aszmann

Zusammenfassung. Neuropathische Schmerzen können auch in Folge iatrogener Nervenläsionen auftreten. Iatrogene oder traumatische Nervenläsionen führen häufig zu erheblichen funktionellen Beeinträchtigungen und können chronische neuropathische Schmerzen nach sich ziehen. Nur wer sich regelmässig mit der Problematik peripherer Nervenläsionen auseinandersetzt, kann auf einen ausreichend grossen diagnostischen und chirurgischen Erfahrungsschatz zurückgreifen, um rasch und effizient die richtige Diagnose und gegebenenfalls Indikation zur optimalen rekonstruktiven Therapie zu stellen. Zeit ist meist der Hauptfaktor, welcher über den Erfolg der Schadensbehebung oder zumindest -begrenzung entscheidet. Chirurgen anderer Fachdisziplinen, die nicht routinemässig, sondern rein komplikationsbedingt plötzlich mit dieser spezifischen Problemstellung konfrontiert sind, benötigen daher einen klaren Überblick über die adäquate Abklärung und Rekonstruktionsmöglichkeiten, um ihren Patienten zeitgerecht die richtige Diagnostik und Therapie zukommen zu lassen. In dieser Übersichtsarbeit sollen einerseits jene Operationen aufgelistet werden, bei denen besonders häufig iatrogene Nervenläsionen dokumentiert wurden. Des Weiteren möchten wir gemäss unseren Erfahrungen aus dem Spezialgebiet der peripheren Nervenchirurgie über die richtige und effiziente Diagnostik sowie die rekonstruktiven Möglichkeiten informieren. Mit funktionierender interdisziplinärer Zusammenarbeit und einem entsprechenden diagnostischen und therapeutischen Vorgehen lassen sich die Ergebnisse nach iatrogenen Nervenverletzungen verbessern und somit auch eventuelle juristische Konsequenzen verhindern.


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