Der Einfluss kurzzeitigen und länger anhaltenden Stresses sowie einer verhaltenstherapeutischen Intervention auf die Ticsymptomatik
Zusammenfassung Hintergrund: Die Ticsymptomatik unterliegt einem physiologischen, unregelmäßigen und individuellen Schwankungsverlauf. Weiterhin werden Tics durch u.a. psychosozialen Stress moduliert, welcher ein Prädiktor für die zukünftige Entwicklung der Ticsymptomatik zu sein scheint. Interessanterweise zeigen Patienten mit einer Ticstörung (TS) im Vergleich zu gesunden Menschen eine erhöhte Anzahl an belastenden Lebensereignissen mit berichteten erhöhten Stressleveln. Außerdem scheinen Patienten mit TS physiologische Veränderungen in der Stressantwort zu zeigen. Methode: Um den Einfluss einzelner belastender Lebensereignisse mit psychosozialem Stress auf die Ticsymptomatik bei Kindern und Jugendlichen zu untersuchen, wurden in einer experimentellen Studie der Forschungsgruppe um Prof. Veit Rößner physiologische Parameter mit einer standardisierten Methode erhoben und mit einer objektiven Erfassung von Tics kombiniert. Psychosozialer Stress wurde mit dem Trier Social Stress Test (TSST) erzeugt. Ergebnis: Dabei zeigten die Patienten mit TS erhöhte Werte im Speichelcortisol, der Herzrate und der Hautleitfähigkeit während einer Stressbedingung. In der Stressbedingung wurden jedoch entgegen der Erwartung weniger Tics als in einer Entspannungs- und Konzentrationsbedingung beobachtet. Diese Erkenntnisse sind auch für verhaltenstherapeutische Behandlungsmöglichkeiten von Ticstörungen (z.B. CBIT) bedeutsam, da Stress Einfluss auf den Behandlungserfolg haben kann.