Die intraoperative optische Kohärenztomografie in der Netzhaut-Glaskörper-Chirurgie. Aktuelle Erfahrungen und Ausblick auf künftige Entwicklungsschritte

2017 ◽  
Vol 235 (09) ◽  
pp. 1028-1034 ◽  
Author(s):  
Mathias Maier ◽  
Ali Nasseri ◽  
Carsten Framme ◽  
Sabrina Bohnacker ◽  
Matthias Becker ◽  
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Zusammenfassung Hintergrund Die hochauflösende optische Kohärenztomografie (OCT) ermöglicht eine kontrastreiche Bildgebung von Mikrostrukturen, die mit konventioneller Bildgebung nicht so detailliert darstellbar waren. Wir berichten über unsere Erfahrungen beim Einsatz der intraoperativen OCT (iOCT) in der vitreoretinalen Chirurgie. Methoden 110 Patienten mit vitreoretinalen Erkrankungen (Makulaforamen, epiretinale Membranen, vitreomakulärem Traktionssyndrom, Ablatio und Glaskörperblutung) wurden unter Visualisierung mit dem im Mikroskop integrierten iOCT-Gerät operiert. Ergebnisse Das iOCT liefert durch die Integration von Mikroskop und SD-OCT eine sofortige Visualisierung der „Region of Interest“ (ROI). Der Operateur erhält neben dem Mikroskopbild die intraoperative Darstellung aller Netzhautschichten, des Glaskörpers sowie der Instrument-Gewebe-Interaktion in Echtzeit und kann diese intraoperativ sofort verfügbare Information für die chirurgische Strategie nutzen. Schlussfolgerung Bisher ist das iOCT nur als Standmikroskop erhältlich, es besitzt keine Messfunktion, keine Tracking-Funktion, und die Metallinstrumente verdecken den Scan. Künftig könnten transparente Instrumente, Tracking-Funktionen, ein Autofokus sowie eine noch bessere Auflösung eine optimierte, lückenlose, hochauflösende intraoperative OCT-Diagnostik in Echtzeit erlauben.

2017 ◽  
Vol 235 (07) ◽  
pp. 820-829 ◽  
Author(s):  
A. Augustin

ZusammenfassungDie intraoperative optische Kohärenztomografie (iOCT) stellt einen weiteren, erheblichen Entwicklungsschritt in der ophthalmologischen Bildgebung dar – erstmals sind nun hochaufgelöste OCT-Darstellungen nicht nur prä- und postoperativ, sondern auch intraoperativ verfügbar. In den letzten Jahren wurden intraoperative OCT-Technologien intensiv erforscht und von ersten, handgehaltenen, über auf das Mikroskop aufmontierten Systemen bis hin zu vollständig in das Operationsmikroskop integrierten Systemen weiterentwickelt. Diese liefern uns während eines chirurgischen Eingriffs bei quasi unverändertem Arbeitsumfeld in Echtzeit 3-dimensionale OCT-Bilder und bieten uns so zusätzlich zur Mikroskopansicht weitere Informationen, wie z. B. zu Mikrostrukturen der Netzhaut oder der Kornea, die die Operationsstrategie bei Vorder- und Hinterabschnittseingriffen beeinflussen können. Wie jede neue Technologie weist auch die iOCT derzeit noch einige Limitationen auf, wie z. B. durch die Instrumente hervorgerufene Abschattungen des darunterliegenden Gewebes oder fehlende Tracking-Systeme. Daher ist zum derzeitigen Stand der Technologie noch etwas Geschick erforderlich, um chirurgische Manöver mit der iOCT in Echtzeit nachzuverfolgen. Dies wird durch zukünftige Weiterentwicklungen sicherlich behoben werden. Auch wenn die iOCT nicht für alle Prozeduren erforderlich ist, so kann es doch bei vielen chirurgischen Eingriffen am Vorder- bzw. Hinterabschnitt schon heute zu mehr Sicherheit und Kontrolle beitragen, wie zahlreiche Studien und Fallserien zeigen. Insbesondere bei der Entfernung vitreomakulärer Traktionen oder epiretinaler Membranen (ERM-Peeling) wie auch bei der Operation von Makulaforamina bietet die iOCT den Chirurgen eine deutliche Unterstützung, indem sie zur besseren Visualisierung transparenter Strukturen beiträgt, eine direkte Erfolgskontrolle ermöglicht und in bestimmten Fällen den Einsatz von Farbstoffen überflüssig macht. Auch bei lamellären hornhautchirurgischen Eingriffen sowie in der Glaukomchirurgie kann die iOCT zu mehr Kontrolle und Präzision beitragen. Zudem können mithilfe der iOCT neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu verschiedenen Pathologien gewonnen, Auswirkungen chirurgischer Manöver auf die okuläre Strukturen besser evaluiert und somit chirurgische Manöver langfristig optimiert werden. Zur besseren Beurteilung des Nutzens der iOCT für verschiedene chirurgische Prozeduren werden zukünftig weitere prospektive Studien erforderlich sein.


2020 ◽  
Vol 237 (10) ◽  
pp. 1220-1224 ◽  
Author(s):  
Lars-Olof Hattenbach

ZusammenfassungDie intraoperative optische Kohärenztomografie (iOCT) der neuesten Generation bietet durch vollständige Integration der SD-OCT in das OP-Mikroskop erstmals die Möglichkeit einer gezielten hochauflösenden Bildgebung in Echtzeit. Im Vergleich zur konventionellen OP-Mikroskopie wird so eine direkte Befundkontrolle möglich, die für intraoperative Entscheidungen genutzt werden kann. Darüber hinaus gestattet die direkte Einblendung des Live-OCT in das Okular des Mikroskops eine gleichzeitige Darstellung sowohl der mikroskopischen Ansicht als auch der Schichtdarstellung retinaler Mikrostrukturen und damit die präzise Steuerung chirurgischer Manöver. Im Resultat erhält der operative Anwender eine völlig neue Dimension kontrollierter Vitreoretinalchirurgie im Mikrometerbereich.


2017 ◽  
Vol 234 (10) ◽  
pp. 1235-1242 ◽  
Author(s):  
Wadim Bowl ◽  
Silke Schweinfurth ◽  
Kerstin Holve ◽  
Knut Stieger ◽  
Birgit Lorenz ◽  
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Zusammenfassung Einleitung Die Entwicklung und Reifung der Netzhaut ist ein komplexer Prozess, der sich bis in das Kleinkindesalter und darüber hinaus erstrecken kann. Die zentrale Netzhaut frühgeborener Kinder kann durch eine Reifungsstörung betroffen sein, die durch eine abgeflachte, dickere Fovea mit überlagernden Schichten innerer Netzhaut und einem gestörten Verhältnis der äußeren Photorezeptorschicht zu den inneren Netzhautschichten („macular developmental arrest“: MDA) gekennzeichnet ist und zu funktionellen Nachteilen führen kann (Bowl et al. 2016 18). In dieser Studie untersuchten wir ehemalige Extremfrühgeborene mit spontan zurückgebildeter Frühgeborenenretinopathie (ROP) und ohne ROP sowie gleichaltrige Termingeborene elektrophysiologisch und betrachteten die Ergebnisse in Bezug zur Makulareifung. Methoden Im Rahmen einer umfangreichen prospektiven Kohortenstudie untersuchten wir n = 60 frühgeborene Kinder mit spontan rückgebildeter ROP (srROP, n = 15), ohne ROP (noROP, n = 45) in der Anamnese sowie n = 10 termingeborene altersentsprechende Kinder (Term). Bei jedem Kind wurden zur funktionellen Analyse jeweils ein Ganzfeldelektroretinogramm (ffERG: a- und b-Welle), multifokales ERG (mfERG: P1) nach ISCEV-Standard sowie eine optische Kohärenztomografie (SD-OCT, Spectralis, Heidelberg Engineering, Deutschland) der Fovea zur morphologischen Einordnung durchgeführt. Ergebnisse Im skotopischen ffERG zeigten Kinder mit srROP und noROP vor allem dann signifikant reduzierte b-Wellen-Antworten, wenn ein MDA im OCT nachweisbar war. Im mfERG war die P1-Komponente des zentralen Hexagons und des 2. konzentrischen Ringes bei Kindern mit MDA signifikant reduziert. Alle anderen Parameter zeigten keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen. Schlussfolgerung Elektrophysiologische Veränderungen finden sich bei ehemaligen extrem frühgeborenen Kindern vor allem bei im SD-OCT nachweisbarer Makulareifungsstörung (MDA), und zwar sowohl bei Kindern ohne akute ROP als auch bei Kindern mit spontan zurückgebildeter ROP: Die reduzierte b-Welle im skotopischen ffERG und die reduzierte P1-Komponente im mfERG deuten auf eine Beteiligung der Bipolarzellen bei MDA hin. Insbesondere die Korrelation von MDA mit Auffälligkeiten im ffERG könnte ein Zeichen dafür sein, dass MDA mit einer globaleren Reifungsstörung der Netzhaut einhergeht und diese bei Extremfrühgeborenen mit und ohne ROP auftreten kann.


2018 ◽  
Vol 236 (07) ◽  
pp. 901-906
Author(s):  
Nina Kosic Knez ◽  
Katarina Šiško ◽  
Iztok Holc ◽  
Dusica Pahor ◽  
Artur Pahor ◽  
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Zusammenfassung Ziel Das Ziel unserer Studie war es, mögliche Netzhautveränderungen bei den mit Chloroquinphosphat behandelten SLE-Patienten (SLE: systemischer Lupus erythematodes) festzustellen und zwar in Bezug auf die Behandlungsdauer. Methoden In die Studie wurden 41 SLE-Patienten (82 Augen) eingeschlossen, die mit Chloroquinphosphat oder Hydroxychloroquinphosphat behandelt werden und bei denen noch keine Netzhautpathologie diagnostiziert worden ist. Studienteilnehmende wurden entsprechend der Behandlungsdauer in 2 Gruppen eingeteilt. Die 1. Gruppe umfasste 18 Patienten (36 Augen), die einer bis zu 5-jährigen Behandlung unterzogen wurden, und die 2. Gruppe bestand aus 23 Patienten (46 Augen), die von 5 – 20 Jahren behandelt wurden. Es wurde eine gründliche Augenuntersuchung durchgeführt, einschließlich bestkorrigierter Sehschärfe, Farbsehen, Gesichtsfelduntersuchung, Fundusuntersuchung bei dilatierten Pupillen, Autofluoreszenzuntersuchung, Fundusfotografie und Spectral-Domain optische Kohärenztomografie (SD-OCT). Ergebnisse Die durchschnittliche Behandlungsdauer der 1. Gruppe betrug 2,79 ± 1,37 Jahre, während die 2. Gruppe im Durchschnitt 8,67 ± 2,26 Jahre behandelt wurde. Der Unterschied in der zentralen Netzhautdicke zwischen den beiden Gruppen war statistisch insignifikant (p > 0,05). Der Vergleich der parafovealen Dicke zwischen den beiden Gruppen war in allen Regionen statistisch insignifikant (p > 0,05). Gesichtsfelduntersuchung, Autofluoreszenzuntersuchung und Fundusfotografie waren ohne nennenswerte Pathologie. Schlussfolgerung Unsere Ergebnisse zeigen keine statistisch signifikanten Veränderungen in der Netzhautstruktur zwischen den beiden Gruppen und in Bezug auf die Behandlungsdauer. Infolgedessen kann man schließen, dass jährliche Nachuntersuchungen dieser Patienten sicher genug sind, um mögliche präklinische Makulopathie festzustellen.


2018 ◽  
Vol 236 (08) ◽  
pp. 1012-1015
Author(s):  
Josef Guber ◽  
Max Vieregge ◽  
Hendrik P. N. Scholl ◽  
Christophe Valmaggia

Zusammenfassung Ziel Das Ziel dieser Studie ist es, die Operationstechnik sowie die Langzeitergebnisse nach freiem autologem Membrana-limitans-interna-Lappen (ILM-Lappen) für nicht verschlossene Makulalöcher zu evaluieren. Methoden Die freie ILM-Lappentechnik wurde als sekundäres Verfahren für nicht schließende Makulalöcher nach fehlgeschlagenem initialem Standardverfahren verwendet. Um das anatomische Ergebnis der Operation zu beurteilen, wurden optische Kohärenztomografie-Aufnahmen (SD-OCT-Aufnahmen) postoperativ durchgeführt, während die bestkorrigierte Sehschärfe (BCVA) verwendet wurde, um das funktionelle Ergebnis zu beurteilen. Alle Patienten wurden über einen Zeitraum von 1 Jahr nachkontrolliert. Ergebnisse Insgesamt wurden 5 Augen eingeschlossen. Bei allen Patienten konnte das Makulaloch mittels ILM-Lappen erfolgreich verschlossen werden. Eine partielle retinale Regeneration, die als Wiederherstellung der äußeren Grenzmembran und der Ellipsoidzone im SD-OCT dargestellt werden konnte, wurde in allen Fällen beobachtet. Funktionell zeigten die meisten Patienten Verbesserungen der BCVA von 1 – 2 Linien. Fazit Die autologe ILM-Lappentechnik bei persistierenden Makulalöchern scheint ein sicherer und effektiver Ansatz zu sein. Insgesamt zeigen sich gute anatomische und funktionelle Langzeitergebnisse.


Author(s):  
R.J. Mount ◽  
R.V. Harrison

The sensory end organ of the ear, the organ of Corti, rests on a thin basilar membrane which lies between the bone of the central modiolus and the bony wall of the cochlea. In vivo, the organ of Corti is protected by the bony wall which totally surrounds it. In order to examine the sensory epithelium by scanning electron microscopy it is necessary to dissect away the protective bone and expose the region of interest (Fig. 1). This leaves the fragile organ of Corti susceptible to physical damage during subsequent handling. In our laboratory cochlear specimens, after dissection, are routinely prepared by the O-T- O-T-O technique, critical point dried and then lightly sputter coated with gold. This processing involves considerable specimen handling including several hours on a rotator during which the organ of Corti is at risk of being physically damaged. The following procedure uses low cost, readily available materials to hold the specimen during processing ,preventing physical damage while allowing an unhindered exchange of fluids.Following fixation, the cochlea is dehydrated to 70% ethanol then dissected under ethanol to prevent air drying. The holder is prepared by punching a hole in the flexible snap cap of a Wheaton vial with a paper hole punch. A small amount of two component epoxy putty is well mixed then pushed through the hole in the cap. The putty on the inner cap is formed into a “cup” to hold the specimen (Fig. 2), the putty on the outside is smoothed into a “button” to give good attachment even when the cap is flexed during handling (Fig. 3). The cap is submerged in the 70% ethanol, the bone at the base of the cochlea is seated into the cup and the sides of the cup squeezed with forceps to grip it (Fig.4). Several types of epoxy putty have been tried, most are either soluble in ethanol to some degree or do not set in ethanol. The only putty we find successful is “DUROtm MASTERMENDtm Epoxy Extra Strength Ribbon” (Loctite Corp., Cleveland, Ohio), this is a blue and yellow ribbon which is kneaded to form a green putty, it is available at many hardware stores.


Praxis ◽  
2005 ◽  
Vol 94 (43) ◽  
pp. 1681-1685
Author(s):  
Ruf

Die Ätiologie der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ist weiterhin unbekannt, sodass sich die Therapie auf die medikamentöse Behandlung der Immun- und Entzündungsreaktion beschränkt. Für die chirurgische Therapie ist die Differenzierung von M. Crohn und Colitis ulcerosa Voraussetzung, da die chirurgische Strategie aufgrund des unterschiedlichen Charakters beider Erkrankungen entgegengesetzt anzulegen ist. Die chirurgische Therapie beschränkt sich beim M. Crohn auf die Behandlung der Komplikationen in Form der darmerhaltenden Operation durch limitierte Resektion oder Strikturenplastik. Morbidität und Rezidivrate werden nicht negativ beeinflusst. Bei der Colitis ulcerosa ist durch eine Entfernung der kolorektalen Mukosa eine Heilung möglich, sodass die chirurgische Therapie nach dem Prinzip der radikalen Chirurgie erfolgt, d.h. in Form der restaurativen Proktokolektomie. Die Ergebnisse zeigen, dass bei rechtzeitiger Indikationsstellung in 70 bis 90% ein zufrieden stellendes Resultat mit einer Fehlerrate von 10 bis 15% innerhalb einer 10-Jahresperiode erzielt und der Krankheitsverlauf günstig beeinflusst wird und somit eine Verbesserung der Lebensqualität der Patienten erreicht werden kann.


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